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Fritz: In Kiel scheint es zu brodeln

Mannheim. Rund um das Trainingszentrum der Rhein-Neckar Löwen in Kronau baumelten noch die Girlanden und Luftballons des Fasnachtsumzugs vom Sonntag an den Häusern, die berechtigte Feierstimmung nach dem Pokalsieg in Göppingen war beim Bundesligisten gestern aber schon längst wieder dem konzentriert-optimistischen Blick nach vorn gewichen.

„Ich hoffe, der Erfolg in Göppingen gibt uns den nötigen Schub für das harte Programm im Februar“, kann es nach Trainer Ola Lindgren gerne so weiter gehen. Das Halbfinal-Los beim Final Four in Hamburg gegen den VfL Gummersbach betrachtete der Schwede als „50:50“-Spiel, was Geschäftsführer Thorsten Storm nur unterstreichen konnte. „Der VfL hat im Vorjahr den HSV im Halbfinale eliminiert, uns in der Liga einen Punkt abgeknöpft und jetzt Kiel aus dem Pokal geworfen. Das sagt alles“, meinte Storm, der den Fokus vor allem auf das in der Höhe (28:35) überraschende Aus des Meisters lenkte. Und damit schloss sich ein klein wenig der Kreis, denn ausgerechnet der THW kreuzt am Mittwoch (20.15 Uhr/live im DSF) zum Top-Spiel in der mit 13 200 Fans bereits ausverkauften SAP Arena auf.

Rückenwind nach Pokalsieg

„Die werden mit hochrotem Kopf hier auflaufen“, erwartet Storm einen zur Wiedergutmachung entschlossenen THW Kiel. Gespannt ist nicht zuletzt Torwart Henning Fritz auf das Auftreten der Nordlichter. Wie kein Zweiter kennt der Torwart das Innenleben des THW aus seiner Kieler Zeit von 2001 bis 2007 und zeigte sich deshalb etwas verwundert. „Die Höhe der Niederlage ist untypisch für Kiel und auch die Art und Weise, wie sich manche Spieler präsentiert haben. Das sah danach aus, als ob es in der Mannschaft brodelt“, wollte sich der Weltmeister von 2007 zwar keine weiteren Ferndiagnosen erlauben, hat aber bereits die ganze Saison etwas wackelige Strukturen im Norden beobachtet. „Das soll uns jedoch nicht weiter kümmern. Wir haben nach dem Sieg in Göppingen auf jeden Fall Rückenwind und wollen den Gegner von Beginn an unter Druck setzen“, hofft Fritz auf einen Heimsieg, der Kiel schon den Titel kosten könnte.

Damit dürfte die Bundesliga wieder abwechslungsreicher werden, und Fritz selbst sieht auch bei den Löwen das Potenzial, in diese Bresche zu springen. „Da möchte ich dabei sein und meinen Teil dazu beitragen“, begründete der gebürtige Magdeburger seine Vertragsverlängerung bis Juni 2011. Der 35-Jährige zog wie erwartet die ihm eingeräumte Option zum Bleiben.

„Wir sind um jeden Spieler froh, der sich bei uns wohlfühlt“, kommentierte Manager Storm die Situation, mit dem Duo Szmal/Fritz bis 2011 planen zu können – auch wenn es zuletzt immer mal wieder harsche Kritik an den Keepern gab und Namen wie Kasper Hvidt (FC Kopenhagen) die Runde machten. Nun liegt es an den Torhütern selbst, die Kritiker mit Leistungen wie zuletzt in Göppingen zum Verstummen zu bringen.

Von Thorsten Hof

 09.02.2010