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Löwen wollen ins Pokal Viertelfinale

Tickets an der Abendkasse erhältlich

Als der historische Triumph seit einer Sekunde perfekt war und die Spieler wie von Sinnen über das Feld hüpften, saß an diesem denkwürdigen 13. April 2014 ein Mann ganz allein auf der Ersatzbank: Bob Hanning. Der Manager der Berliner Füchse genoss den sensationellen DHB-Pokalsieg gegen die SG Flensburg-Handewitt nach dem dramatischen 22:21-Final-Erfolg in stillen Zügen und schaute den ausgelassenen Feierlichkeiten auf dem Feld in aller Ruhe zu. Er konnte wohl selbst kaum glauben, was da gerade passiert war.

Wenn ihm das vor der Saison jemand gesagt hätte, wäre er mit demjenigen zum Psychiater gegangen, ließ Hanning später wissen, als er sich von seinem lauschigen Plätzchen erhoben und sich in die Katakomben der Hamburger Arena begeben hatte. Mit dem Triumph im Pokal ging für den umtriebigen Macher ein Lebenstraum in Erfüllung. „Als ich 2005 nach Berlin kam, waren wir ohne Lizenz. Mit viel Kraft und Herzblut haben wir dann versucht, den Handball in der Hauptstadt neu zu erfinden“, blickte er in der Stunde des Triumphes auf die schwierigen Anfänge zurück.

Erst 2007 war der Verein in die Bundesliga aufgestiegen. Die Füchse etablierten sich im Oberhaus, starteten 2012 sogar bis ins Halbfinale der Champions League durch. Das alles gelang mit einem ordentlichen Etat – und dennoch verfügen die Berliner nicht über die finanziellen Mittel wie etwa der THW Kiel oder die SG Flensburg- Handewitt. „Es ist für einen Verein, der weder von einem Mäzen noch von einem Konzern gesteuert ist, ganz wichtig, zu zeigen, dass man das auch über die Familie lösen kann“, sagte der Geschäftsführer, der seit Jahren das große Ziel verfolgt, erfolgreich zu sein und gleichzeitig Talente in das Team einzubauen. In der Hauptstadt nennt sich das „Berlinisierung“.

Seit dem Pokalsieg 2014 weiß der umtriebige Manager, dass sich die Mühen, das Risiko und der Aufwand gelohnt haben. Mit Fabian Wiede und dem zurzeit verletzten Paul Drux gehören gleich zwei Youngster aus der eigenen Talentschmiede zum Kader der deutschen Nationalmannschaft und zur Stammformation der Berliner, die in diesem Jahr beim Final Four in eigener Halle den EHF-Pokal gewannen und vor wenigen´Wochen nach Erfolgen über den Champions- League-Sieger FC Barcelona und den ungarischen Spitzenverein MKB Veszprem auch noch Klub-Weltmeister wurden. Zudem gelang der Mannschaft ein starker Start in die Bundesliga-Saison. Keine Frage: Mit den Füchsen ist zu rechnen, auch im Pokal. Sie wollen wieder zum Final Four nach Hamburg. Wie schon 2014, als der historische Triumph an der Elbe gelang. Und wie schon 2015, als der Hauptstadt-Klub erst im Halbfinale am SC Magdeburg scheiterte.

Ein wenig überraschend kommt der erneute Höhenflug der Füchse indes schon, schließlich vollzogen die Berliner vor dieser Saison einen großen Umbruch. Die spanische Legende Iker Romero beendete ihre Karriere, der wurfgewaltige Russe Konstantin Igropulo schloss sich KIF Kolding-Kopenhagen an, und Pavel Horak ging in die Zweite Liga zum HC Erlangen. Diesen Abgängen stehen fünf namhafte Neuzugänge gegenüber: Drago Vukovic (TuS N-Lübbecke), Bjarki Már Elisson (ThSV Eisenach), Kent Robin Tønnesen (HSG Wetzlar), Jakov Gojun (Paris Saint Germain) und Ignacio Plaza Jimenéz (Puerto Sagunto/Spanien). Und dann kam auch noch ein neuer Trainer: Erlingur Richardsson folgte auf Dagur Sigurdsson, der neben
Hanning als Baumeister des Berliner Erfolgs gilt und sich fortan aber voll und ganz auf seinen Job als Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft konzentriert.

Sein Nachfolger Richardsson, ebenfalls Isländer, formte schnell eine funktionierende Einheit, was sich direkt bei der Klub-WM zeigte, an der die Füchse auf Einladung des Weltverbandes IHF als EHF-Pokalsieger teilnahmen. Der Erfolg in Doha war indes vor allem auch in wirtschaftlicher Hinsicht wichtig für die Berliner, die eine Siegprämie von 400 000 Dollar einstrichen – bis heute ist der Hauptstadt-Klub noch immer ohne Hauptsponsor.

„Das ist nun wirklich nicht ideal, aber wir haben den Vorteil, dass wir seriös wirtschaften und keinen finanziellen Druck haben. Deswegen werden wir uns auch nicht unter Wert verkaufen. Lieber lasse ich die Spieler ein Jahr ohne Hauptsponsor auflaufen, als dass wir uns prostituieren“, sagte Hanning der „Handballwoche“. Die Löwen wissen unterdessen, dass sie eine harte Aufgabe vor der Brust haben. „Berlin ist ein attraktiver, aber eben auch starker Gegner“, sagt Geschäftsführer Lars Lamadé, der mit dem Handball-Bundesligisten liebend gern zum Final Four nach Hamburg reisen und endlich einmal den DHB-Pokal gewinnen würde.

Acht Mal nahmen die Badener schon an der Endrunde in der Hansestadt teil, acht Mal kehrten sie mit leeren Händen in die Rhein-Neckar-Region zurück: 2006, 2007, 2010 standen die Gelbhemden jeweils im Finale und verloren, in diesem Jahr reisten sie als großer Favorit an die Elbe, nachdem sie im Viertelfinale den THW Kiel aus dem Wettbewerb geworfen hatten. Doch gegen den späteren Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt verloren die Löwen ein eigentlich schon gewonnenes Halbfinale – der Final-Four- Fluch setzte sich sofort. Vielleicht hat er 2016 endlich ein Ende. Dazu muss am heutigen Abend an ungewohnter Stelle eine Sieg gegen die Füchse her. Da die SAP Arena belegt ist, weichen die Löwen in die Eberthalle nach Ludwigshafen, Heimspielhalle der TSG Ludwigshafen-Friesenheim aus. Anwurf ist um 19 Uhr, letzte Karten gibt es noch an der Abendkasse.