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Löwen zeigen sich selbstkritisch

Mannheim. Die Handballprofis der Rhein-Neckar Löwen hatten es am späten Dienstagabend ziemlich eilig. „Ich habe jetzt Feierabend“, flachste Oliver Roggisch, als er durch die Katakomben der Mannheimer SAP-Arena schnurstracks zu seinem Auto auf dem Parkplatz marschierte. „So ein Spiel darf uns einfach nicht passieren – das ist für die Zuschauer nicht schön und macht auch uns keinen Spaß“, meinte der Abwehrspezialist des badischen Handball-Bundesligisten nach dem mühsamen 31:28 (14:13) gegen die engagiert zu Werke gehende Truppe des DHC Rheinland. Das einzige positive, so Roggisch weiter, sei die Tatsache, dass man diese Partie trotz einer äußerst mäßigen Vorstellung für sich entschieden habe. „In der vergangenen Saison hätten wir so ein Spiel wahrscheinlich verloren oder zumindest einen Punkt abgegeben“, sagte der Nationalspieler.

Ganz und gar nicht einverstanden mit dem Auftritt seiner Mannschaft war Gudmundur Gudmundsson. „Wir dürfen mit dem Sieg allein nicht zufrieden sein. Wir müssen in allen Bereichen uns deutlich verbessern“, gab der Löwen-Coach zu Protokoll. „Wir haben viel zu viele technische Fehler gemacht. Ich bin enttäuscht von meiner Mannschaft, weil sie nicht besser gespielt hat“, grantelte der als Perfektionist geltende Isländer, dessen Schützlinge seiner Meinung nach am Sonntag in der Champions League beim 37:22-Kantersieg gegen Chambéry HB noch eine „Weltklasseleistung“ abgeliefert hatten. Am Sonntag (15 Uhr/live in Eurosport) sind die Badener erneut in der europäischen Königsklasse auf dem Prüfstand, wenn das knifflige Auswärtsspiel bei Polens Meister KS Kielce ansteht.

Etwas ratlos war nach dem Duell mit dem Kellerkind aus dem Rheinland auch Patrick Groetzki, der zusammen mit Kreisläufer Bjarte Myrhol und Torhüter Slawomir Szmal noch zu den besseren im Löwen-Team gehört hatte. „Wir wollten eigentlich wieder unser schnelles Spiel aufziehen, haben dabei aber zu viele Fehler gemacht. Deshalb haben wir in der zweiten Halbzeit dann das Tempo rausgenommen“, erklärte der Jungnationalspieler. „Wir haben auf dem Niveau des DHC Rheinland gespielt – die sind ein Abstiegskandidat. Wir wollen aber unter die ersten Drei. Denn das ist nunmal unser Anspruch“, stellte der Rechtsaußen zerknirscht aber auch selbstkritisch fest.

„Der DHC war taktisch klug auf uns eingestellt. Aber wir haben unseren Teil dazu beigetragen, dass die Partie so eng war“, stimmte Manager Thorsten Storm zu. Letztlich sei es jedoch wichtig, was unter dem Strich für die Löwen stehe – das sind auch in diesem Fall zwei Punkte. „Ich denke, die Spieler haben gemerkt, dass es in der Bundesliga gegen keinen Gegner mit halber Kraft geht“, sagte Storm.

Von Christof Bindschädel

 14.10.2010