Veröffentlichung:

Löwen zeigen: Wir können es noch!

Verdienter 32:29-Sieg im Topspiel beim SC Magdeburg

Die Löwen feiern einen wichtigen Auswärtssieg.Die Rhein-Neckar Löwen haben im Rennen um Platz drei in der DKB Handball-Bundesliga zwei ganz wichtige Punkte geholt. Im Spitzenspiel des 28. Spieltages gewannen die Badener 32:29 (17:14) beim SC Magdeburg. Dabei lagen sie nach einem 2:5 zu Spielbeginn ab der 12. Minute durchgehend in Front und ließen bis auf die Phase kurz nach der Pause auch nichts mehr anbrennen. Löwen-Rückhalt im Tor war Mikael Appelgren Tor mit 14 Paraden – davon zwei Siebenmeter und viele Freie. Im Angriff zeigte die Truppe von Nikolaj Jacobsen eine ihrer besten Saisonleistungen.

Fünf Spieler trafen viermal oder mehr – und das quer durch alle Mannschaftsteile. Patrick Groetzki spielte zusammen mit Mads Mensah eine überragende erste Halbzeit. Andy Schmid und Gudjon Valur Sigurdsson drehten vor allem nach der Halbzeitpause auf, Jannik Kohlbacher arbeitete wie immer stark am Kreis. Der Innenblock aus Ilija Abutovic und Gedeón Guardiola ließ kein einziges Tor über den Kreisläufer zu. Einziger Wehrmutstropfen aus Löwen-Sicht: Steffen Fäth knallte in der 42. Minute auf die Hüfte und kehrte nach seiner Auswechslung nicht mehr zurück aufs Feld.

Jacobsen lobt: Guter Rückzug der Schlüssel

Die Abwehr war der Schlüssel zum Erfolg. Das Spiel seiner Mannschaft lobte Löwen-Trainer Jacobsen hinterher durch die Bank: „Wir hatten den besseren Torhüter, haben dazu vorne cleverer und geduldiger gespielt. Dabei hatten wir auch eine überwiegend gute Wurfquote. Auch die Abwehr hat stark gearbeitet, der Rückzug war richtig gut. Wir wussten, dass das hier ein Schlüssel zum Erfolg sein würde.“ Mikael Appelgren sagte: „Es ist immer schön zu gewinnen. Vor allem in einem Topspiel. Das hatten wir ja zuletzt nicht oft geschafft.“ Durch den Sieg sind die Löwen nun wieder Dritter, mit zwei Punkten Vorsprung auf den SCM. Kiel auf Platz zwei, der das Ticket zur Champions League bedeutet, liegt nach wie vor sechs Punkte vor den Löwen.

Das erste Ausrufezeichen im Top-Spiel SCM gegen RNL setzen die Magdeburger. Michael Damgaard, seit Wochen in Topform, verbucht den ersten Treffer des Tages zum 1:0 (2.). In einer rasanten Startphase legen die Gastgeber vor – die Löwen ziehen mit dem 2:2 per Siebenmeter von Andy Schmid nach (4.). Dann wird es wild: Nach Damgaards 3:2 (5.) verliert Jannik Kohlbacher die Kugel, Damgaard zieht den Siebenmeter, Matthias Musche macht das 4:2 (7.). Vladan Lipovina scheitert am Block, Magdeburgs Jannick Green landet die erste Parade und Damgaard mit seinem dritten Tor stellt auf 5:2 (8.). Der SCM marschiert – doch die Löwen bleiben cool.

Über Abwehr ins Spiel

Gedeón Guardiola ermahnt Gegenspieler Musche.Über eine deutliche Stabilisierung in der Abwehr kommen die Badener ins Spiel. Und über Mikael Appelgren. Mit drei Paraden in drei Minuten legt der schwedische Auswahl-Keeper den Grundstein für einen 4:0-Lauf der Löwen. Zwischen der 9. und 12. Minute drehen die Gelben das 5:2 in ein 5:6. Die erste Löwen-Führung erzielt Gudjon Valur Sigurdsson per Kempa-Trick nach feinem Pass von Schmid (12.). Während die Magdeburger gegen die stark verschiebende Löwen-Defensive vor allem auf ihren Shooter Damgaard setzen, zeigt sich der Angriff der Gäste viel variabler.

Neben Jannik Kohlbacher am Kreis (4 Tore) und Mikael Appelgren im Tor (7 Tore) spielen vor allem Patrick Groetzki und Mads Mensah eine starke erste Halbzeit. Groetzki trifft nicht nur aus unmöglichen Winkeln, sondern einmal sogar per Durchbruch aus dem Rückraum (7:7, 17.) Zudem legt der Rechtsaußen gleich zwei herrliche Pässe zu Kohlbacher an den Kreis. Mads Mensah verzeichnet gar die besten 30 Minuten seit der Winterpause, ein Kunstwurf zum 13:17 (30.) ist das Highlight des dänischen Weltmeisters. Appelgren und eine starke 6:0-Defensive bringen mit einem 0:3- und einem 0:4-Lauf zwischen der 17. und 19. sowie der 22. und 25. Minute die Löwen über das 7:9 und das 9:14 immer deutlicher nach vorne.

Löwen variabel, Magdeburg mit Damgaard

Patrick Groetzki machte ein Riesenspiel. Insgesamt legen die Löwen eine starke Angriffsleistung aufs Parkett in Magdeburg, sind kaum auszurechnen und hoch konzentriert im Abschluss. Ballgewinne werden mit immensem Tempo bestraft, im Positionsspiel sind die Badener gar nicht auszurechnen. Der SCM muss sich bei Damgaard bedanken, der den Pokalfinalisten mit acht Toren im Spiel hält. Auch die Umstellung auf 5:1-Abwehr kurz vor der Pause bringt nichts – der Löwen-Express rollt weiter ungebremst. Und so gehen die Gelben mit 14:17 und einem sehr guten Gefühl in die Kabine.

Dass sie auch mit einem guten Gefühl aus der Kabine kommen, dafür sorgen Appelgren mit Parade Nummer acht und Steffen Fäth mit seinem ersten Tor zum 14:18 (32.). Durch die zweite Zwei-Minuten-Strafe gegen Ilija Abutovic gerät der Löwen-Motor vorerst ins Stocken. Magdeburg verkürzt mit einem superschnellen 3:0-Lauf auf 17:18 (34.). Wie reagieren die Löwen? Wie ein Spitzenteam! Sie schütteln sich kurz – und dann lässt es Mensah wieder krachen. Sein wuchtiger Abschluss bringt das 17:19, in Überzahl erhöht Sigurdsson auf 17:20 (37.). Als dann auch noch Groetzki nach einem technischen Fehler Magdeburgs das 17:21 mit seinem fünften Tor obendrauf packt, sind die Löwen wieder vier vorne (38.).

Appelgren ist da, als es brenzlig wird

Mikael Appelgren war der große Löwen-Rückhalt.Den direkten Gegenschlag des SCM vereitelt Appelgren mit einer sensationellen Doppelparade gegen O’Sullivan und Bezjak. Zwar trifft Damgaard mit Tor neun zum 18:21 (40.). Doch die Löwen, sie straucheln nun nicht mehr. Als Coach Jacobsen merkt, dass sich seine Jungs ein bisschen schwerer tun im Angriff, bringt er den siebten Feldspieler. Und liegt damit goldrichtig. In den nächsten entscheidenden Minuten schließen die Badener jeden Angriff mit einem Treffer ab, lassen Magdeburg nicht mehr heranschnuppern und nehmen dem Gegner damit auch moralisch die Perspektive. Guardiola und Filip Taleski per Gegenstoß schrauben das Ergebnis auf 20:25 – da stehen alle Zeichen auf Auswärtssieg (47.).

In der Schlussphase legt dann auch Andy Schmid noch einen Zwischensprint hin, trifft dreimal nacheinander zum 22:27, 23:28 und 24:29 (51.). Die Krönung seines starken Auftritts ist der zweite Kempa-Pass auf Sigurdsson, der beim 25:30 in der 56. Minute die Vorentscheidung erzielt. Magdeburg gibt sich zwar nicht auf, versucht es noch einmal mit offensiver Deckung. Nach 60 Minuten steht es dennoch hochverdient 29:32 aus Sicht der Gastgeber. Für die Löwen ist es der erste Sieg in einem Spitzenspiel der Bundesliga seit dem Hinspiel gegen Magdeburg im Dezember. Umso größer fällt der Jubel auf der Platte aus. Das hat richtig gutgetan!

SC Magdeburg – Rhein-Neckar Löwen 29:32 (14:17)

SCM: Green (1, bis 25. und ab 48.), Quenstedt (ab 25.) – Musa, Chrapkowski, Musche (5/5), Kluge, Pettersson (4/1), Bransche, Plaza Jimenez, Molina, Christiansen, Mertens, O’Sullivan (6), Bezjak (2), Weber, Damgaard (11)

Löwen: Appelgren, Palicka – Schmid (6/3), Lipovina (1), Sigurdsson (6), Radivojevic, Tollbring, Abutovic, Mensah (5), Fäth (1), Groetzki (5), Taleski (1), Guardiola (3), Kohlbacher (4)

Trainer: Bennet Wiegert – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski

Zuschauer: 6600

Strafminuten: Damgaard (2), O’Sullivan (2) – Abutovic (4)

Siebenmeter: 6/8 – 3/3

Magdeburg: Musche scheitert an Appelgren (45.), Pettersson scheitert an Appelgren (55.)

Spielfilm: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 5:2, 5:6, 7:6, 7:10, 8:10, 8:11, 9:11, 9:14, 10:14, 10:15, 12:15, 12:16, 13:16, 13:17, 14:17 (HZ), 14:18, 17:18, 17:21, 18:21, 18:22, 19:22, 19:23, 20:23, 20:25, 22:27, 24:29, 25:30, 27:31, 29:32 (EN)

Bilder: RNL/Steffen Hoffmann