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Löwen zurück an der Spitze

35:25 Kantersieg gegen Schlusslicht Bietigheim

Die Rhein-Neckar Löwen haben am Dienstagabend ihr Bundesliga-Heimspiel in der SAP-Arena gegen die SG BBM Bietigheim mit 35:25 (21:14) gewonnen. Mit dem fünften Bundesligasieg in Serie sprangen die Badener wieder an die Tabellenspitze und sind nun punktgleich mit dem THW Kiel, haben aber das um drei Treffer bessere Torverhältnis als der Rivale aus dem Norden.

70 Stunden hatten die Rhein-Neckar Löwen zwischen der 28:35-Niederlage in der EHF VELUX Champions-League gegen Vardar Skopje und dem Anpfiff der Begegnung gegen Bietigheim Zeit. 70 Stunden, um den Ausfall von Abwehrchef Gedeon Guardiola, der sich gegen die Mazedonier eine Schultereckgelenksverletzung zuzog, zu verdauen und um sich Gedanken zu machen, wie die Abwehr etwas besser steht als gegen Skopje. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen entschied sich in der ersten Halbzeit für die schon oft in dieser Saison gespielte 5:1-Variante, Stefan Kneer agierte anstelle von Guardiola als Abwehrchef, Uwe Gensheimer deckte auf der vorgezogenen Position. „Ich bin mit vielen Dingen zufrieden“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nach der Partie: „Ich wusste nicht, wo wir in der Abwehr stehen. Aber Kneer und Du Rietz haben das super gemacht. Ein riesen Lob.“

In der Defensive standen die Löwen, die auch auf Alexander Petersson (Steifer Nacken) verzichten mussten, dafür war Kreisläufer Bjarte Myrhol nach überstandenen Knieproblemen wieder dabei, nämlich von Beginn an gut, zudem konnte sich Torwart Niklas Landin gleich mehrfach auszeichnen. Es haperte anfangs aber, wie auch schon in der ersten Hälfte gegen Skopje, an der Verwertung der Möglichkeiten – nach neun Minuten hatten die Löwen gerade einmal die Hälfte ihrer Chancen genutzt – 4:2 stand es zu dem Zeitpunkt.
Und viel weiter konnten sich die Badener auch erst einmal nicht absetzen, der Vorsprung pendelte ständig zwischen zwei und drei Treffern. Den ersten Vier-Tore-Vorsprung erzielten die Gelbhemden dann nach 19 Spielminuten durch einen Tempogegenstoß von Patrick Groetzki, der zum 12:8 traf. Und der Treffer war das Signal für einen Zwischenspurt der Löwen: Erneut Groetzki, dann zweimal Harald Reinkind – nach 22 Spielminuten stand es plötzlich 15:8 für die Löwen, die eine bis dahin recht enge Partie im Stile einer Spitzenmannschaft innerhalb kürzester Zeit praktisch vorentschieden hatten. Jeder Spielzug wollte plötzlich gelingen, jeder Wurf war ein Treffer, Bietigheim, abgeschlagener Tabellenletzter der Bundesliga, war nun viel zu schwach, um die Löwen ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. „In der ersten Halbzeit haben wir vorne mit viel Druck und Tempo gespielt, das war sehr gut“, lobte Jacobsen sein Team. Sein Gegenüber, Bietigheims Trainer Hartmut Mayerhoffer, sagte: „Nach der Anfangsviertelstunde war unsere Fehlerquote zu hoch. Da konnten die Löwen ihre Stärke, die Tempogegenstöße, ausspielen.“

In den letzten fünf Minuten vor dem Seitenwechsel schlichen sich dann wieder einige Unkonzentriertheiten in das Angriffsspiel der Badener ein, die einige gute Chancen ausließen, zudem nach einer Zeitstrafe von Kim Ekdahl du Rietz in Unterzahl spielen mussten und es somit verpassten, den Vorsprung in der ersten Hälfte noch deutlicher auszubauen. Trotzdem rehabilitierten sich die Gelbhemden, die zur Pause 21:14 führten, schon bis dahin für das schwache Auftreten in der Königsklasse gegen Skopje. „Nach der bösen Niederlage gegen Skopje war es wichtig, dass wir heute wieder in die Spur finden“, sagte Rechtsaußen Groetzki. Dies gelang – und das Verpassen des Zehn-Tore-Vorsprungs holten die Löwen dann zu Beginn der zweiten Hälfte mit einem 3:0-Lauf und Treffern von Kneer, Reinkind und Groetzki zum 24:14 (35.) nach. Die Spannung war zu diesem Zeitpunkt längst aus der Begegnung gewichen, es ging aus Löwen-Sicht nur noch darum, wie hoch man gewinnen wird und wie man bei dosiertem Kräfteverschleiß, schließlich geht es am Samstag im Spitzenspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt, möglichst viel für das Torverhältnis tun kann. Für die Gäste hingegen ging es nur um Schadensbegrenzung. „Die zweite Halbzeit war anfangs gut, wir haben eine gute Abwehr gespielt, hatten einen guten Niklas im Tor“, lobte Jacobsen nach der Partie.

Bei den Löwen begann dann kurz nach der Pause auch die Zeit der Wechsel, Stefan Sigurmannsson kam für Gensheimer, erzielte beim 26:15 (39.) gleich den ersten Elf-Tore-Vorsprung des Spiels. Später kam dann auch noch Marius Steinhauser, der ebenfalls Sekunden nach seiner Einwechslung seinern ersten Treffer makierte. „Ich habe viele Spieler geschont, Kim beispielsweise im Angriff fast die ganze zweite Halbzeit. Das war wichtig im Hinblick auf die kommenden harten Spiele“, sagte Jacobsen.
Und so setzten sich die Löwen, die die komplette zweite Halbzeit in der 6:0-Abwehr mit Kneer und Du Rietz im Innenblock agierten, immer weiter ab. Groetzki etwa sorgte kurz vor seiner Auswechslung mit seinem zehnten Treffer erstmals für einen 14-Tore-Vorsprung (50.). In der Schlussphase konnten die Gäste dann mit einem 5:0-Lauf noch etwas verkürzen. „Natürlich hätten wir zum Schluss konsequenter spielen müssen“, sagte Groetzki: „Aber es ist auch wichtig, dass die Spieler, die sonst nicht so viel spielen, in ihren Rhythmus kommen. Wir haben ja am Samstag gesehen, wie schnell das geht, das sich jemand verletzt und Ersatz gebraucht wird.“

Rhein-Neckar Löwen – SG BBM Bietigheim 35:25 (21:14)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (n.e.) –  Schmid, Gensheimer (3/1), Kneer (3), Sigurmannsson (1), Myrhol (4), Larsen (4), Reinkind (6), Steinhauser (1), Groetzki (10), Ekdahl du Rietz (3), Ganshorn (n.e), Schmidt

SG BBM Bietigheim: Radovanovic, Kulhanek (ab 24.) – Haller (2), Praznik (5/2), Schmid (4), Salzer (2), Dahlhaus (3), Blodig, Scholz (1), Marco Rentschler (2), Emrich, Lohrbach, Kirveliavicius (4), Patrick Rentschler, Heuberger (2)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Harmut Mayerhoffer

Schiedsrichter: Florian Gerhard/Hartmut Mayerhoffer

Zuschauer: 3983

Strafminuten: 6/8

Siebenmeter: 1/1 -2/2

Zeitstrafen: Du Rietz (2), Reinkind (2), Schmid (2) – Emrich (6), Kirveliavicius (2)

Rote Karte: Emrich (32.)

Spielfilm: 4:2 (9.), 8:6 (15.), 12:8 (19.), 15:8 (19.), 18:10 (24.), 21:14 (Hz.),  24:14 (35.), 28:15 (42.), 33:19 (50.), 35:25 (Ende)

Beste Spieler: Landin, Groetzki, Reinkind – Kirveliavicius.