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Magische 30 Minuten

Die Rhein-Neckar Löwen haben sich für das Final Four in der Champions League qualifiziert. Der Handball-Bundesligist gewann das Viertelfinal-Rückspiel in Montpellier 35:26 (15:17).

Als am Abend der Flieger über dem französischen Mittelmeer Richtung Heimat abhob, waren auch die Titel-Hoffnungen der Rhein-Neckar Löwen in der Champions League mit an Bord. Die Chartermaschine transportierte eine fröhliche Reisegruppe zurück nach Deutschland. Im Gepäck hatte der Handball-Bundesligist nicht nur durchgeschwitzte Trikots, sondern auch die Qualifikation für das Final Four in der Königsklasse. Nachdem die Badener vor einer Woche das Viertelfinal-Hinspiel gegen Montpellier AHB mit 27:29 verloren hatten, drehten die Gelbhemden beim Rückspiel den Spieß um – und zwar eindrucksvoll. Dank einer überragenden zweiten Halbzeit gewannen die Löwen 35:26 (15:17).

Schon zwei Minuten vor Spielende war auf der Ersatzbank des Bundesligisten Jubelstimmung ausgebrochen. Trainer Gudmundur Gudmundsson drückte Torwart Henning Fritz an sich, die Spieler lagen sich in den Armen. Wenige Augenblicke später war Schluss – und dann startete die große gelbe Party. Die Spielertraube hüpfte und tanzte, völlig losgelöste Löwen feierten den triumphalen Erfolg in der Fremde, den sie nach dem Seitenwechsel vor 9000 Zuschauern in einem echten Hexenkessel unter Dach und Fach brachten. „Das war die beste Halbzeit, die wir gespielt haben, seit ich Trainer bei den Löwen bin. Ich bin überglücklich über die Leistung und das Ergebnis“, sagte Gudmundur Gudmundsson mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Mit dem vorgezogenen Gudjon Valur Sigurdsson in der Abwehr gegen den linken Rückraum der Franzosen gelang den Badenern der entscheidende Schachzug. „Die Umstellung war der Schlüssel zum Erfolg“, sagte der Trainer, der sich zudem auf Torwart Slawomir Szmal verlassen konnte. Der Pole hexte in Weltklasse-Form, brachte den Gegner zur Verzweiflung. „Er hat sehr gut gespielt“, erkannte auch Montpelliers Superstar Nikola Karabatic an, während sich sein Klubkollege Vid Kavticnik auf dem Weg in die Kabine beim jetzigen Löwen und ehemaligen Kieler Kameraden Børge Lund beschwerte: „So wie wir kann man nicht spielen.“

In der Tat brachen die Hinspiel-Sieger nach der Pause förmlich ein, doch in der ersten Halbzeit sah es noch gar nicht so gut aus für die Löwen. Nach ausgeglichenem Beginn und einem 6:6-Zwischenstand (11.) machten sich die Badener – wie schon vor einer Woche – das Leben selbst schwer. Klarste Chancen wurden ausgelassen, ein technischer Fehler reihte sich an den nächsten. Beim 8:11 (18.) nahm Gudmundsson eine Auszeit, doch viel besser wurde seine Mannschaft danach nicht. Da Montpellier allerdings nur den Vorsprung verwalten wollte, hatten die Badener beim 15:17-Pausenrückstand trotz ihrer acht technischen Fehler noch die Chance aufs Weiterkommen. Wie verwandelt kamen die Gelbhemden dann aus der Kabine. „Da haben wir viel besser in der Abwehr gestanden“, sagte Sigurdsson. Uwe Gensheimer besorgte die erste Löwen-Führung (18:17/35.), beim 25:21 durch Zarko Sesum (44.) war das Final Four zum Greifen nah. Montpellier wackelte – und zerfiel in seine Einzelteile. „Der Druck war einfach zu groß, uns fiel nichts mehr ein“, gestand Karabatic.

Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (n.e.) Rominger (n.e.) – Gensheimer (10/3), Gunnarsson (3), Cupic (7) – Tkaczyk (4), Sesum (6), Stefánsson (1) – Roggisch, Bielecki (3), Schmid, Sigurdsson (1), Groetzki (n.e.), Lund (n.e.) Rigterink (n.e.).

Von Marc Stevermüer

 01.05.2011