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Maschine mit Herz und allen Optionen

Neuzugang Halil Jaganjac hat in fünf Wochen bei den Löwen mächtig Eindruck hinterlassen

Maschine mit Herz und allen Optionen: Neuzugang Halil Jaganjac hat in fünf Wochen bei den Löwen mächtig Eindruck hinterlassen.
Maschinen unter sich: Halil Jaganjac und Kristjan Horžen.

„Halil und Kristjan sind da. Es ist kurz dunkel geworden im Raum.“ Diese Aussage eines Mitarbeiters im Reha-Zentrum der TSG Hoffenheim sagt sehr viel über den Neuzugang der Rhein-Neckar Löwen. Halil Jaganjac, der zur Leistungserfassung mit Teamkollege Kristjan Horžen anreist, ist eine Erscheinung, eine Maschine mit Herz und allen Optionen.

Zwei Meter groß, 103 Kilo schwer, dazu das Schultermaß eines Gewichthebers: Wo der 24-Jährige auftaucht, macht er direkt Eindruck. Im Duo mit „Maschine“ Horžen (23), bei dem sich 106 Kilo auf 1,91 Meter verteilen, kommt das noch einmal imposanter. Dabei wirken beide so, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Wie Kristjan, der seit letztem Sommer bei den Löwen ist, stellt sich Halil als äußerst höflicher junger Mann vor.

„Mein Deutsch ist nicht gut, aber ich lerne jeden Tag“, sagt der Kroate, der bisher überwiegend in seiner Heimat gelebt und Handball gespielt hat. Die Vorstellung auf der Pressekonferenz im Trainingszentrum Kronau meistert er genauso wie die vor den Fans im BGV-Lichthof. Mit dem Lächeln eines wohlerzogenen Buben verbreitet Halil eine Herzlichkeit, der man schwerlich widerstehen kann.

Maschine mit Herz und allen Optionen – vorne wie hinten

Maschine mit Herz und allen Optionen: Neuzugang Halil Jaganjac hat in fünf Wochen bei den Löwen mächtig Eindruck hinterlassen.
Göppingens Vid Poteko wird von Halil Jaganjac festgemacht.

Schwerlich widerstehen, das sollte auch das Motto der gegnerischen Abwehrreihen sein, wenn sie auf den Löwen-Neuzugang treffen. Sein Antritt, der erste schnelle Schritt, die Dynamik im Gegenstoß oder in der zweiten Welle: Das sind Halils größte Stärken in der Offensive. Und in der Abwehr? „Eine Maschine“, sagt Löwen-Torwarttrainer Dragan Jerkovic und grinst. Warum? Weil es einfach Spaß macht, Halil Jaganjac „bei der Arbeit“ zuzusehen.

Nach knapp fünf Wochen Vorbereitung hat sich der kroatische Nationalspieler zu einer festen Größe bei den Löwen etabliert – und das vorne wie hinten. Die Kommandos im Innenblock gibt Halil Jaganjac. Insbesondere mit dem zweiten Löwen-Neuzugang Olle Forsell Schefvert harmoniert er vielversprechend. Bei Ballgewinn schaltet er blitzschnell um, organisiert den Gegenangriff. Dort hat er dann alle Optionen: Durchbruch, Fernwurf, Kreisanspiel – das ist alles im Repertoire des genauso talentierten wie ehrgeizigen 2-Meter-Mannes.

Auch wenn er neu ist in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Wirklich beweisen muss sich der 24-Jährige nicht mehr. Bei RK Nexe Nasice reifte er in den vergangenen vier Jahren zu einem absoluten Leistungsträger und Anführer. Auf seinem breiten Rücken trug er die Mannschaft bis ins Finalturnier der EHF European League, sicherte sich dort gleich noch die Torjäger-Kanone. Mit solch herausragenden Leistungen, die mit jedem Jahr beeindruckender und konstanter wurden, hat er sich einen Vierjahresvertrag beim europäischen Spitzenklub Lomza Industria Kielce verdient.

Maschine mit Herz und allen Optionen – inklusive Champions League

Maschine mit Herz und allen Optionen: Neuzugang Halil Jaganjac hat in fünf Wochen bei den Löwen mächtig Eindruck hinterlassen.
Halil Jaganjac im Trainingslager beim Volleyball.

Kielce, das sich letzte Saison im Champions-League-Finale Barcelona im Siebenmeterwerfen geschlagen geben musste, verlieh Halil direkt an die Löwen weiter. Hier soll er in den nächsten drei Jahren den Schritt zur absoluten Spitzenklasse machen. Dass er das kann, und im Normallfall auch schaffen wird, daran kann kein Zweifel bestehen. Im Training gibt er alles, genauso wie in den Testspielen, beeindruckt Trainer, Fans, Mit- und Gegenspieler gleichermaßen. „Bisher macht er es großartig“, fasst Löwen-Co-Trainer Michael Jacobsen prägnant zusammen.

Geboren wurde Halil Jaganjac im Sommer 1998 in der bekannten kroatischen Hafenstadt Rijeka. Hier machte er auch seine ersten Schritte in Sachen Handball. 2014, mit 16 Jahren, wechselte er aus der Jugend zu den Erwachsenen. Nach einem „Lehrjahr“ bei Paris St. Germain, wo er die Saison 2016/17 über ausschließlich in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam, und einer Übergangsphase bei Metalurg Skopje in Nordmazedonien kam Halil mit immer noch blutjungen 20 Jahren nach Nasice, wo ihm letztlich der handballerische Durchbruch inklusive erster Nationalmannschafts-Berufung gelang.

Nun also das erste größere Engagement im Ausland. „Es ist ein Traum für mich, bei einem Klub wie den Rhein-Neckar Löwen in der stärksten Liga der Welt zu spielen“, sagt das Kraftpaket mit Allrounder-Qualitäten. Eine Wohnung hat er in Forst gefunden, wo er mit seiner Freundin lebt und ideale Bedingungen vorfindet: „Von hier aus bin ich schnell im Training.“ Auch seine Hobbies Spazierengehen und Entdecken passen ideal zu der idyllisch gelegenen Gemeinde. Der Basketball- und Playstation-Fan ist Anhänger des NBA-Teams Toronto Raptors. In Sachen Fußball geht ihm nichts über den FC Barcelona.

Sein Fazit der ersten Löwen-Wochen könnte kaum positiver ausfallen: „Bisher läuft es ausgezeichnet. Alle sind superfreundlich zu mir und ich bin extrem glücklich hier zu sein. Ich fühle mich schon wie zuhause.“