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„Schlauer Handballer“ im Dienste der Mannschaft

Löwen-Neuzugang Olle Forsell Schefvert brennt auf seine Zeit bei einem „Top-Verein“

Olle mit Löwen-Kreisläufer Jannik Kohlbacher

„Schlauer Handballer“ im Dienste der Mannschaft: Handball ist ein Mannschaftssport, in welchem gemeinsam gewonnen und verloren wird. Diese Floskel musste sich jeder Spieler, egal ob Profi oder Amateur, mindestens schon einmal anhören. Erfolgreich ist eine Mannschaft vor allem dann, wenn diese Spieler in den eigenen Reihen hat, die sich für das Team aufopfern, stets einhundert Prozent geben und es schaffen, Mitspieler in kniffligen Situationen zu motivieren und mitzuziehen. Fähigkeiten, mit denen Olle Forsell Schefvert die Rhein-Neckar Löwen zurück in die Erfolgspur führen will: „Ich versuche immer meine beste Leistung zu bringen. Doch wir alle sind Menschen, manchmal geht das nicht. Und wenn man an einem Tag selbst nicht erfolgreich ist, muss man versuchen, seine Teamkollegen zu pushen und alles dafür tun, dass diese zum Erfolg der Mannschaft beitragen können“, veranschaulicht Olle, der sich selbst als leidenschaftlicher Teamplayer bezeichnen würde.

Nicht nur überzeugte er die Löwen-Verantwortlichen aufgrund dieser mannschaftsdienlichen Einstellung, sondern zudem durch die Tatsache, dass Olle mehrere Positionen in der Abwehr, darunter im Innenblock, ebenso besetzen kann wie die Spielmacherposition in der Offensive. Bevor der Wechsel zum zweimaligen deutsche Meister schlussendlich zu Stande kam, informierte Olle sich bei Lukas Nilsson und suchte das Gespräch mit Löwen-Coach Sebastian Hinze. „Vor dem Transfer habe ich ein wenig mit Lukas gesprochen und mich erkundigt. Entscheidender noch war das Gespräch mit Sebastian Hinze, der mit klar aufgezeigt hat, was er mit den Löwen verwirklichen will und welche Rolle ich dabei spielen soll“, beschreibt Olle das Gespräch mit seinem neuen Trainer. Lange überlegen, das Vertragsangebot der Löwen schlussendlich anzunehmen, musste der 29-jährige Schwede, der zuvor in Diensten der HSG Wetzlar aktiv war, daraufhin nicht: „Nach fünf Jahren in Wetzlar habe ich gemerkt, dass ich gerne etwas anderes machen würde. Ich befand mich bei der HSG im letzten Vertragsjahr und meine Familie und ich waren darauf vorbereitet, dass es eine Veränderung geben wird. Dementsprechend ist die Entscheidung, sich sowohl sportlich als auch geografisch zu verändern, relativ schnell für die Rhein-Neckar Löwen ausgefallen. Man spürt, dass der Verein und die Spieler eine gewisse Lust auf Revanche und Wiedergutmachung haben. Ich habe direkt gemerkt, dass alle extrem motiviert sind unbedingt besser zu sein als in der vergangenen Saison.“

„Schlauer Handballer“ im Dienste der Mannschaft: Skandinavische Starthilfe & vielseitige Spielweise

Olle im Gespräch mit Landsmann Albin Lagergren

Die Integration in die Mannschaft, das Kennenlernen neuer Trainings- und Spielabläufe, sowie das „heimisch werden“ im neuen Zuhause – Dinge, bei denen Olle, der neben Apfel, Albin und Lukas der vierte Schwede im Team ist, sich (nicht nur) auf die Unterstützung seiner Landsleute verlassen kann: „Es hilft natürlich, dass ich bei den Löwen auf weitere Schweden treffe. Nicht nur für mich persönlich in sportlicher Hinsicht, sondern ebenso für meine Freundin, die schnell Kontakt mit den Partnerinnen meiner skandinavischen Mitspieler aufbauen kann.“

In seiner Zeit bei den Mittelhessen reifte Olle, für den dies die erste Station in Deutschland war, zu einem gestandenen Bundesligaspieler. Die HSG verließ er als Leistungsträger, wohlwissend der Tatsache, dass er bei den Rhein-Neckar Löwen den nächsten Schritt seiner Karriere machen kann. Als erfahrener Spieler voranzugehen, beim Vorhaben, die Rhein-Neckar Löwen sukzessive zurück in die Spitzengruppe der HBL zu führen und sich Training für Training mit Nationalspielern zu messen – diese Aussichten haben ihn ganz besonders gereizt. Bei den Löwen wird Olle, der 2014 mit dem schwedischen Verein IK Sävehof den EHF Challenge Cup gewann, gemeinsam mit Juri Knorr in die Fußstapfen von Andy Schmid treten. Eine bevorzugte „Spielphilosophie“ hat der Mittelmann nicht, möchte vielmehr auf sein abwechslungsreiches Repertoire bauen und durch clevere, unvorhersehbare Aktionen überzeugen: „Ich denke, dass ich verschiedene „Handball-Stile“ spielen kann. Sowohl einen schnellen Handball als auch eine etwas ruhigere, taktischere Variante. Hier habe ich vor allem von meinen Mitspielern aus Wetzlar profitiert, insbesondere von Filip Mirkulovski und Magnus Fredriksen. Beide haben die Art und Weise, das Spiel auf Rückraummitte zu gestalten, unterschiedlich interpretiert. Persönlich habe ich jedoch keinen bestimmten Stil, den ich favorisiere. Am liebsten versuche ich „schlauen Handball“ zu spielen und so zu agieren, dass die Gegner nicht wissen oder ahnen, was ich vorhabe“, so der Vater einer kleinen Tochter.

Das Handballspielen wurde dem 1,96cm großen Spielgestalter dabei quasi in die Wiege gelegt. Seine Mutter spielte höherklassig, sein Vater Ulf schlug eine Karriere als Trainer ein, führte die GWD Minden 2011/2012 zurück in die Bundesliga. Wenn Olle sich dann doch einmal eine Auszeit vom Alltag als Handballprofi nimmt, findet man ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Golfplatz. Abschläge vom Tee, Konzentration auf dem Green, Fokus auf die Umgebungsfaktoren – für den sympathischen Schweden nicht nur ein mentales & psychisches Training, sondern der perfekte Ausgleich zum Mannschaftssport. Allgemein ist der „Mensch Olle“ ein anderer als der „Spieler Olle“. Während er auf dem Spielfeld emotionsgeladen und temperamentvoll agiere, genieße er im Privaten die ruhigeren Momente: „Ich denke von mir, dass ich in meiner Freizeit ein entspannter Typ bin. Ich muss nicht immer unter Strom stehen oder das Gefühl haben, etwas aktiv zu machen. Ich kann auch mal den ganzen Abend auf der Couch liegen. Nichtsdestotrotz genieße ich es dann aber auch, wenn ich, gemeinsam mit meiner Familie oder Freunden, unterwegs bin. Vor allem Städtetrips, wie wir sie nach Berlin oder Paris gemacht haben, gefallen mir.“

„Schlauer Handballer“ im Dienste der Mannschaft: Führungsspieler mit dem Traum von der Heim-WM

Olle lässt Göppingens David Schmidt nicht entkommen

Wie positiv Olles Auftreten und Charakter bei seinen Mitspielern ankommt, verdeutlicht seine Berufung in den Kapitänsrat der HSG Wetzlar in der vergangenen Saison. In der Rolle als alleiniger Kapitän eines Teams sieht sich der Sportliebhaber und Fan des englischen Traditionsclubs Manchester United sowie des NFL-Teams Houston Texans allerdings noch nicht: „Ich bin nicht der Mann der großen, bedeutsamen Worte. Schon gar nicht möchte ich mit diesen gegebenenfalls Druck oder Unruhe rund um meine Mitspieler aufbauen. Auf dem Spielfeld versuche ich mit meiner Körpersprache meine Teamkollegen mitzuziehen. Meine Art ist es generell, die Fehler zuerst bei mir zu suchen und nicht zu schauen, was meine Mitspieler falsch gemacht haben. Neben dem Spielfeld versuche ich, eine Ansprechperson zu sein. Wenn man mich um Hilfe oder Rat fragt, dann bin ich da.“

Seine Ziele für die Premierensaison im Dress der Rhein-Neckar Löwen hat Olle, der im kommenden Jahr zum zweiten Mal Vater wird, deutlich formuliert: „Ganz klar: Ich möchte dazu beitragen, dass die Mannschaft erfolgreich ist. Wenn ich darauf positiv einwirken kann, dann bin ich erst einmal zufrieden.“ Doch da ist noch eine Sache, die er nur allzu gern verwirklichen würde. Die Teilnahme an der WM in Polen und Schweden, dem handballerischen Highlight des Jahres und Traum sowie Wunsch des charismatischen Skandinaviers zugleich: „Dort mitspielen zu dürfen, eine Heim-WM zu erleben, wäre eine große Ehre. Die Konkurrenz ist natürlich unfassbar groß und es wird extrem schwer. Dennoch: An einem Lehrgang vor der WM teilzunehmen, mich den Trainern anzubieten und es eventuell in den Kader zu schaffen – das wäre mein ganz persönliches Ziel, mein Traum.“

Eine erfolgreiche Hinserie mit den Löwen könnte dementsprechend „zwei Sehnsüchte mit einer Klappe schlagen“: Die Rückkehr der Rhein-Neckar Löwen in die Erfolgsspur und die mögliche Erfüllung Olles ambitioniertem Vorhaben. Ziele, für die er mit Sicherheit stets vollen Einsatz zeigen wird.