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Mehr als eine Nummer zwei (MM)

Stefan Sigurmannsson beweist, dass sich die Löwen auf ihn verlassen können / Donnerstag gegen Celje

MANNHEIM/ST. PETERSBURG. . Als letzter Löwe hält irgendwann auch Stefan Sigurmannsson am Sonntag sein Ticket für die Lufthansa-Maschine nach Deutschland in der Hand. Das Sicherheitspersonal auf dem St. Petersburger Flughafen Pulkovo 2 macht es der badischen Reisegruppe nicht gerade einfach, doch nach Gepäckaufgabe und Passkontrolle taucht der Isländer irgendwann an Gate 5 auf. Die Erleichterung, sie steht dem Linksaußen ins Gesicht geschrieben. Der 23-Jährige ist glücklich, weil er ausreisen darf – und weil er tags zuvor eine starke Leistung für die Rhein-Neckar Löwen beim 32:23-Sieg im Champions-League-Spiel beim russischen Vizemeister gezeigt hatte.

Sieben Versuche. Sieben Treffer. Besser geht es nicht. Mit traumwandlerischer Sicherheit brachte der Isländer seine Würfe im Tor unter, was so nicht zwingend zu erwarten war. Denn zuletzt kam der Rechtshänder wenig oder gar nicht zum Einsatz. Eine Nummer zwei hinter dem überragenden Uwe Gensheimer hat es eben schwer. Wobei Sigurmannsson eigentlich mehr als ein klassischer Reservist ist. Schon mehrfach zeigte der Mann aus Hafnarfjördur in der Vergangenheit, dass man sich auf ihn verlassen kann. Insbesondere nach seiner Verpflichtung im Dezember 2012. Als Ersatz für den damals schwer verletzten Gensheimer entpuppte er sich als Glücksgriff – nach der Rückkehr des Kapitäns rückte der Rechtshänder allerdings wieder ins zweite Glied.

Deswegen tun ihm die 60 Minuten in St. Petersburg besonders gut. „Es war schön, mal wieder auf dem Feld zu stehen. Dort fühle ich mich wohl“, sagt Sigurmannsson kurz vor dem Rückflug: „Wenn ich gebraucht werde, will ich einfach nur meine Leistung bringen. Ich mache mir auch nicht so viele Gedanken, wenn ich nicht spiele.“

„Wir geben niemals auf“

Furchtlos nimmt er jede Herausforderung an. So war es schon bei seinem Wechsel vor eineinhalb Jahren, der ganz schnell über die Bühne ging. „Wir Isländer geben niemals auf, sind sehr ehrgeizig und haben ein großes Herz. Wir denken immer, dass wir jeden schlagen können“, beschreibt der Linksaußen die Mentalität der Menschen von der kleinen Insel, die schon so viele große Handballer hervorgebracht hat. An erster Stelle natürlich Ólafur Stefánsson. Oder Löwe Alexander Petersson. Und immer wieder rücken Spieler nach. Spieler wie Sigurmannsson. Nicht umsonst sagte Löwen-Assistenztrainer Tomas Svensson einmal: „Wenn du einen Isländer holst, weißt du, dass du ein gut ausgebildetes Talent bekommst. Es liegt am Trainer, daraus etwas zu machen.“

Am Donnerstag (19 Uhr/Sportzentrum Harres in St. Leon-Rot) in der abschließenden Gruppenbegegnung der Champions League gegen RK Celje wird Sigurmannsson wahrscheinlich wieder reichlich Einsatzzeit bekommen. Trainer Gudmundur Gudmundsson will Gensheimer schonen – und Sigurmannsson auf sich aufmerksam machen.

„Ich liebe Handball und freue mich auf jedes einzelne Spiel. Dieser Sport gibt mir sehr viel“, sagt der Flügelflitzer, der im Januar noch bei der Europameisterschaft in Dänemark für sein Heimatland am Ball war. Danach ging es gleich in der Bundesliga und der Königsklasse weiter. Für den Linksaußen kein Problem. Im Gegenteil: „Ich bin noch ein junger Kerl. Wenn ich meine Karriere irgendwann einmal beendet habe, werde ich wahrscheinlich noch genug Freizeit haben.“

Von Marc Stevermüer