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Meilenstein Magdeburg

Löwen-Gegner im Halbfinale des REWE Final Four zeigt sich in überragender Form

Die Spannung steigt. Am Samstagmittag treffen im Halbfinale des DHB-Pokals beim REWE Final Four in Hamburg die Rhein-Neckar Löwen auf den SC Magdeburg. Es ist das Duell des Spitzenreiters der DKB Handball-Bundesliga und der aktuell formstärksten Mannschaft. Seit November haben die Grün-Roten kein Ligaspiel mehr verloren, entsprechend selbstbewusst und mutig gehen sie den Vergleich mit den Löwen an.

„Unser Plan war es, die Euphorie der letzten Wochen und Monate mit ins Final Four zu nehmen. Das ist uns gelungen und ich hoffe, dass man uns das Selbstbewusstsein auch anmerken wird am Samstag im Halbfinale“, sagte Bennet Wiegert auf der Pressekonferenz Anfang dieser Woche in Hamburg. Dabei stand er direkt neben dem Sportlichen Leiter der Löwen Oliver Roggisch, der sich die offensiv formulierten Sätze des Jung-Trainers mit verschränkten Armen und zunächst stoischer Miene anhörte. Als Wiegert ankündigte, den Löwen einen „gnadenlosen Kampf“ liefern zu wollen, nickte „The Rogg“ ein paar Mal mit dem Kopf, als wolle er sagen: „Klar, damit haben wir zu rechnen.“

Respekt, aber keine Angst

Tatsächlich wartet auf die Löwen mit dem SC Magdeburg ein Meilenstein auf dem Weg zum ersten Final-Four-Triumph. Wenngleich mit Kiel, Flensburg und Berlin drei Topteams nicht beim Turnier dabei sind – an die Magdeburger Erfolgsserie reicht im Moment keine deutsche Spitzenmannschaft heran. Der Lauf der Bördeländer hat mehrere Gründe. „Sie haben einen Rückraum, der in dieser Zusammensetzung schon lange zusammenspielt, dasselbe gilt für die Außen und die Kreisläufer“, sagt Nikolaj Jacobsen. Dass es in der Liga kaum ein Team gibt, das so eingespielt und mit derart schlagkräftigen Automatismen ausgestattet ist, nötigt dem Löwen-Trainer Respekt ab. Respekt, aber keine Angst. Lieber verweist der selbstbewusste Däne darauf, dass sein Team in der Liga in Magdeburg gewonnen hat und, sofern die eigene Leistung stimmt, das auch in Hamburg gegen denselben Gegner schaffen kann.

Was die Magdeburger aktuell auszeichnet: Neben den fast blind funktionierenden Abläufen im Angriff hat sich die Abwehr deutlich stabilisiert und Torhüter Dario Quenstedt nach und nach in eine überragende Form gespielt. Nicht von ungefähr hat Bundestrainer Christian Prokop das Magdeburger Urgestein für den jüngsten Testspiel-Doppelpack gegen Serbien in die Nationalmannschaft geholt. Quenstedt, der mit elf Jahren zum SCM kam und zuletzt gegen Hannover unglaubliche 25 Paraden hinlegte, ist zurzeit der „X-Faktor“ im Spiel der Wiegert-Truppe. Ähnliches gilt für Marko Bezjak. Der Spielmacher fand schwer in die Saison, zeigt sich nun aber seit Wochen in bestechender Form, gewinnt Spiele fast im Alleingang – und weiß mit Michael Damgaard einen Mann neben sich, dem man jederzeit den Ball geben kann. Nach kurzer Verletzungspause ist der 28-jährige Olympiasieger scheinbar noch stärker zurückgekommen, trifft nach Belieben und aus jeder Distanz. Wollen die Löwen Magdeburgs Turbo-Offensive stoppen, dann müssen sie Bezjak und Damgaard in den Griff bekommen. Aber nicht nur die.

Löwen können Spitzenspiele

Mit Matthias Musche und Robert Weber hat der SCM eines der stärksten Außenduos der Liga in seinen Reihen. Beide können Spiele alleine entscheiden. Weil dann auch noch mit Zeljko Musa am Kreis ein echter Bär steht, der Woche für Woche Top-Leistungen abruft, wird schnell klar: Diese Mannschaft ist auf allen Positionen top besetzt. Zumal man auch den rechten Rückraum mit Mads Christiansen und Nemanja Zelenovic nicht aus den Augen verlieren darf. Kurzum: Gegen diese Magdeburger brauchen die Löwen eine komplette Vorstellung, Handball auf allerhöchstem Niveau. Dass sie das draufhaben, haben sie vor allem in der Liga insbesondere in den Spitzenspielen immer wieder gezeigt, aber auch in der VELUX EHF Champions League unter anderem gegen den FC Barcelona und Vardar Skopje. Die Gelbhemden können Drucksituationen standhalten, sie können auf den Punkt da sein – gegen Magdeburg werden sie genau das müssen.

Wie Nikolaj Jacobsen und Oliver Roggisch mehrfach betont haben: In Hamburg kann alles passieren. Und wer am Ende ganz oben stehen wird, entscheidet sich in erster Linie über den Einsatz und die Leidenschaft. Beides wollen die Löwen in der Barclaycard Arena in Hamburg-Bahrenfeld auf die Platte kriegen. Dann wird sich auch die Chance ergeben, den Pokalfluch endlich zu besiegen. Aufgebrochen in den Norden sind die Jungs um Kapitän Andy Schmid – anders als in den Vorjahren – bereits am Donnerstag. Am Freitag wird noch einmal in Hamburg trainiert. Man will laut Coach Jacobsen „ein bisschen mehr Ruhe“ haben, womöglich könne das helfen. So oder so wird man am Samstag sehen, wer das richtige Rezept für den Halbfinal-Kracher gefunden hat. Die Partie wird um 15.15 Uhr angepfiffen, die ARD überträgt live. Einlass in die Barclaycard Arena ist ab 13.15 Uhr.

Bereit für ein denkwürdiges Duell

Die Spieler sind jedenfalls schon jetzt richtig heiß. Während Löwen-Torwart Andreas Palicka verkündete, die Favoritenrolle gerne anzunehmen, sagte Magdeburgs Nemanja Zelenovic auf der SCM-Homepage: „Die Löwen sind gut drauf. Das wird ein heißes und spannendes Halbfinale. Mit unserem Potenzial werden wir kämpfen, um am Ende Glück zu haben und den Pokal zu gewinnen.“ Am Samstag wird man sehen, welches der beiden Teams sich das Pokalglück verdient. Eines scheint sicher: Es wird ein großes, ein denkwürdiges Duell. Und die Löwen sind bereit dafür.