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Melsungen-Coach Roth: „Die Löwen haben die besseren Karten“ (RNZ)

Michael Roth gastiert morgen mit Melsungen in der SAP Arena – Im RNZ-Interview spricht er über das Spiel und den Titelkampf

Heidelberg. Löwen gegen Zebras, Gelbe gegen Gestreifte: Morgen geht es weiter, dieses irre Fernduell um die deutsche Handball-Krone zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel. In Mannheim. Um 20.15 Uhr. Gegen Melsungen. Dann legen die Badener mal wieder vor, wollen gegen die MT den nächsten Sieg landen. Und zwar einen möglichst hohen, um so in Sachen Tordifferenz weiter davonziehen zu können. Doch diesmal wird das kein Selbstläufer. Nicht gegen diese Nordhessen, nicht gegen Michael Roth, 52, den Ex-Krösti. Der hat in Melsungen das Sagen, ist Trainer eines Teams, das an einem guten Tag jeden Gegner schlagen kann. Der MT-Tross wird morgen Vormittag in der Kurpfalz eintreffen und dem Duell dann im Leutershausener NH-Hotel entgegenfiebern.

Michael Roth, was für ein Spiel erwarten Sie in der SAP Arena? 

Am Mittwoch wird ganz Handball-Deutschland auf diese Partie schauen. Wir werden deshalb hoch konzentriert an diese Aufgabe herangehen und die volle Bereitschaft zeigen. Wir können ja quasi das Zünglein an der Waage sein. Zudem brauchen wir selbst noch einen Sieg, um den sechsten Platz sichern zu können.

Sowohl der klare Sieg der Kieler in Lemgo als auch der Auswärtscoup der Löwen gegen Eisenach löste eine Welle der Empörung aus. Manche sprachen gar von Wettbewerbsverzerrung …

Ich denke, dass sich beide Mannschaften derzeit einfach in einer Topform befinden und da kann man solche Siege schon mal schaffen. Zudem ist die Motivation Tore zu werfen derzeit deutlich höher, weil am Ende jeder Treffer entscheidend sein kann. Da muss man als Gegner höllisch aufpassen, dass man nicht unter die Räder kommt. Aber wir selbst sind sicher kein Punktelieferant. Wir werden es wie jedes Spiel machen und kämpfen. Trotzdem sind die Löwen der klare Favorit. Sie haben ein bombastisches Ziel vor Augen.

Wer hat die besseren Karten im Titelkampf?

Aus meiner Sicht sind das die Löwen. Sie haben gegen uns ein machbares Spiel vor der Brust, was man einfach so sagen muss. Auch in Gummersbach können sie gewinnen. Andererseits ist Kiel immer auf den Punkt hin da. Es geht nun aber auch darum, stets möglichst hoch zu gewinnen. Das kann durchaus auch mal lähmen. Wir hoffen, dass dies vielleicht am Mittwoch der Fall ist.

Sie waren lange Trainer bei den Kröstis, würden Sie den Löwen den Titel gönnen?

Ja, klar. Ich war dort ja nicht nur Trainer, ich war mitverantwortlich dafür, dass sie in die SAP Arena gewechselt sind. Damals hatten wir einen Plan, der vorsah, dass wir nach fünf Jahren um den Titel mitspielen. Nun hat es etwas länger gedauert, aber an den Planungen waren wir damals beteiligt.

Einen Top-Kader haben die Löwen seit Jahren. Warum erst jetzt dieser Erfolg?

Weil es mittlerweile ein ganz anderes Team mit einem ganz anderen Auftreten ist. Es passt einfach zusammen. Auch der Trainer. Zudem war auch schon die letzte Saison richtig stark.

Löwen-Keeper Niklas Landin ist heiß begehrt. Bleibt er bei den Löwen?

Schwer zu sagen. Aber wenn eine Vertragsverlängerung so lange dauert, ist es nicht unbedingt das beste Zeichen. Er ist ein herausragender Spieler. Aber keine Angst, wir haben ihm kein Angebot gemacht. (lacht)

Themenwechsel: Wie hart würde die Liga das Aus des HSV Handball treffen?

Das wäre natürlich nicht gut. Andererseits gab es die Liga früher auch ohne den HSV. Weiter geht es immer. Außerdem sollte man jeden Verein gleich behandeln. Wenn dem HSV nun Millionen erlassen werden würden, wäre das kein gutes Zeichen an die kleinen Vereine. Es wurden hausgemachte Fehler begangen. Auch bei den Löwen hätte es ins Auge gehen können, wenn man nur auf einen Jesper Nielsen gesetzt hätte und die Familie Hopp – wie man hört – nicht im Hintergrund mithelfen würde.

Von Daniel Hund