Veröffentlichung:

Michael Müller: Knoten geplatzt

INNSBRUCK (de). Spiele gegen den eigenen Trainer haben etwas besonderes an sich. Michael Müller steht heute vor diesem „Problem“, wie auch Uwe Gensheimer und Oliver Roggisch. Sie spielen natürlich nicht gegen Heiner Brand, ihren Nationaltrainer, sie spielen gegen Ola Lindgren unter dessen Fittichen sie bei den Rhein-Neckar-Löwen in der Handball-Bundesliga stehen.

„Ola kennt mich natürlich, und Holger Glandorf kennt er aus seiner Zeit in Nordhorn noch besser“, sagt Michael Müller, der Mann, der nach und nach und oft schneller als erträumt seine Ziele erreicht. „Ich wollte Bundesliga spielen, den Traum habe ich mir mit viel Arbeit verwirklicht. Ich wollte zu einem Topteam und habe das mit dem Wechsel von Großwallstadt zu den Löwen geschafft. Ich wollte in die Nationalmannschaft und bin selbst überrascht, wie schnell das geklappt hat“, meinte der 25-Jährige. Das mit dem Nationalteam klappte erstmals 2008 bei einem Vierländer-Turnier im Spiel gegen Tunesien – in Innsbruck …

„Ich bin ein ganz anderer Typ als Holger Glandorf“, sagt Müller über seinen Kollegen, mit dem er sich die Halbrechts-Position teilt. „Ich suche mehr die 1:1-Situation, versuche Raum zu schaffen, entweder für den eigenen Wurf oder eben das Zuspiel an den Kreis oder auf Außen“, erklärt der Franke, der sich auf seiner Position am besten aufgehoben fühlt. Gegen Slowenien klappte das sehr gut.

Dass er bei Ola Lindgren zum Beginn seiner Löwen-Karriere oft hinter Olafur Stefansson zurückstehen musste, habe schon an seinem Selbstbewusstsein geknabbert, gesteht der 1,97-m-Mann. Das habe sich aber geändert, und das habe auch Auswirkungen auf seinen Stand bei Heiner Brand gehabt. „Auch mit dem Spiel gegen Slowenien ist mein Selbstvertrauen gestiegen“, meint er. Fünf Tore machte er selbst, einige der sieben von Kreismann Christoph Theuerkauf und die drei von Rechtsaußen Christian Sprenger bereitete er vor. Nur gegen Schweden und eben seinen Intimkenner Ola Lindgren befürchtet er, dass viel Selbstvertrauen nötig sein wird. „Da stehst du meist gegen zwei, das ist eine andere Situation“, weiß Müller. Doch davon können auch die anderen profitieren. Sprenger eben, oder Christian Schöne, der den wegen eines Trommelfellrisses im linken Ohr abgereisten Stefan Schröder auf Rechtsaußen ersetzt.

„Egal wie, wir müssen alle Verantwortung übernehmen“, unterstreicht Müller, der sich fühlt, als sei bei der Aufholjagd gegen Slowenien „der Knoten geplatzt“. Vielleicht auch bei Kapitän Michael Kraus, den gewisse Knieprobleme einschränken. „Das ist, glaube ich, eher ein Problem im Kopf“, verrät Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier. „Er, der nie bandagiert war, muss sich an die Bandage gewöhnen, und an das Gefühl, dass es bei manchem Wackler halt mal zwickt.“

 22.01.2010