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„Michi“ Müller wuchtet den Knoten durch (MM)

Elsenfeld/Mannheim. Die Partie war lange gelaufen, vor der Halle in Elsenfeld dieselte schon der Mannschaftsbus, doch Michael Müller nahm sich noch ein paar Minuten Zeit. Hier ein Plausch mit alten Freunden, da noch ein Foto mit den Fans – der Linkshänder hatte allen Grund, entspannt zu sein. Nicht nur, weil er mit seinen insgesamt neun Toren – acht davon im ersten Durchgang – den Grundstein für den 34:22-Pokalerfolg der Rhein-Neckar Löwen beim TV Großwallstadt gelegt hatte, sondern weil er kalt bis ins Herz mit einer ganz besonderen Drucksituation umgegangen war.

Schließlich musste Müller nach der Verletzung von Krzysztof Lijewski beim TVG erstmals in dieser Saison die ganze Last im rechten Rückraum tragen und nach seinen bislang schwankenden Leistungen, hatten manche da nicht das beste Gefühl. Doch einen Tag nach seinem 27. Geburtstag wuchtete der Linkshänder einen Ball nach dem anderen ins Netz, holte Strafwürfe heraus, schuf Räume für seine Nebenspieler. Nach getaner Arbeit blieb der Matchwinner bescheiden: „Die Mannschaft hat mir unheimlich geholfen und das der erste Ball gleich rein ist, hat mir den Start natürlich erleichtert.“

Selbstvertrauen ist das A und O beim Modellathleten aus dem rechten Rückraum. Hinter Ólafur Stefánsson und zudem durch einen Kreuzbandriss zurückgeworfen, konnte er sich das zuletzt nur bedingt holen. Mit der Verpflichtung von Lijewski drohte nun ein ähnliches Schicksal in der zweiten Reihe. Kam Müller ins Spiel, schwankte er oft zwischen Übermotivation und Zurückhaltung, selten rief er dabei sein Potenzial ab. „Vielleicht habe ich zu oft überlegt, wie ich mich am besten präsentieren kann“, sagt Müller. „Ich hoffe, jetzt ist der Knoten geplatzt“, weiß der 1,97-Hüne, dass er seine Leistung nun auch bestätigen muss.

„Das war überragend“

Darauf setzt natürlich auch Trainer Gudmundur Gudmundsson – nicht nur, weil Lijewski noch zwei Spiele fehlen könnte. „Das war überragend und freut mich riesig für Michi“, konnte der Coach „Plan B“ mit einem Rechtshänder auf der rechten Seite getrost in der Schublade lassen. Auch die Sondereinheiten in Sachen Schnelligkeit und Koordination scheinen Früchte zu tragen. „Er war immer auf dem richtigen Weg“, baut Gudmundsson seinen Rückraumspieler weiter auf, dessen Vertrag Ende der Saison ausläuft und der sich dann der Konkurrenz von Lijewski und Neuzugang Alexander Petersson ausgesetzt sieht. Wohl deshalb bemühen sich dem Vernehmen nach schon drei Erstligisten um Müller, doch der lebt in der Gegenwart und brennt auf den nächsten Einsatz gegen Primus Kiel am Samstag (15 Uhr/ SAP Arena): „Da müssen wir uns eben wieder zerreißen.“

Von Thorsten Hof