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Mit Nantes im Kopf nach Gummersbach

Rhein-Neckar Löwen spielen zweimal in drei Tagen und legen dabei mehr als 2000 Kilometer zurück – mit dem Bus

Jannik Kohlbacher war im Hinspiel gegen Nantes bester Löwenwerfer.Ein „Roadtrip“ der besonderen Art steht den Rhein-Neckar Löwen bevor. Am Donnerstag um 9.30 Uhr geht es von Kronau los Richtung Gummersbach und von dort aus dann nach Nantes. Rund 72 Stunden später werden sie in den Morgenstunden des Sonntags wieder am Trainingszentrum ankommen. Mit mehr als 2000 Kilometern auf der Uhr und – hoffentlich – dem Einzug ins Viertelfinale der VELUX EHF Champions League im Gepäck.

Zunächst steht die Partie beim abstiegsgefährdeten VfL Gummersbach an, geht es zum 26. Spieltag der DKB Handball-Bundesliga ins Oberbergische. Nach dem Trainerwechsel von Denis Bahtijarević zu Torge Greve hat der zwölffache Deutsche Meister zwar die nächsten beiden Niederlagen eingefahren, dabei aber immerhin vereinzelt so etwas wie Lebenszeichen abgesondert. In der Tabelle ist man unterdessen sogar noch stärker unter Druck geraten. Weil die Eulen Ludwigshafen am vergangenen Samstag gegen Lemgo Lippe ein 20:19 erkämpften, mischen plötzlich auch die Pfälzer wieder mit im Rennen um den Klassenerhalt. Sie haben 7 Punkte, Bietigheim 8, Gummersbach – auf dem letzten Nichtabstiegsplatz – 9.

Erhöhter Druck auf dem Bundesliga-Dino

VfL-Spielmacher Pouya gilt als Hoffnungsträger.Dabei haben die Gummersbacher durchaus Potenzial im Kader: Spieler wie Carsten Lichtlein im Tor, Marvin Sommer auf Linksaußen, Pouya auf Rückraum Mitte und Moritz Preuss am Kreis haben große Qualität. Dass sie es in dieser Runde nur selten aufs Feld bringen, ist vielen Experten ein Rätsel. Den letzten Sieg landeten die Blauen am 13. Dezember 2018 gegen Ludwigshafen (27:26). Was vor allem Sorgen macht: die Höhe vieler Niederlagen. So ging man beim ebenfalls im Tabellenkeller festhängenden SC DHfK Leipzig Anfang des Monats mit zehn Toren unter, bekam am Spieltag zuvor eine 22:35-Heimpackung vom THW Kiel.

Das Duell mit den Löwen ist das dritte Heimspiel in Folge, und zugleich das dritte mit Torge Greve als Cheftrainer. Nach den Pleiten gegen Minden (20:25) und den Bergischen HC (22:29) erhofft man sich eine echte Steigerung – auch wenn die gemeinsame Historie beider Teams nichts Gutes verheißt. Die Löwen-Bilanz gegen den Bundesliga-Dino: In 31 Begegnungen gab es 23 Siege, 6 Niederlagen und 2 Unentschieden. Dabei gingen die vergangenen 14 Duelle allesamt an die Badener. Der vorerst letzte Erfolg der Gummersbacher datiert auf den 4. Mai 2012. Damals setzte sich der VfL 33:32 durch – und das sogar in Mannheim. Der letzte Heimsieg gelang am 24. Mai 2011 (36:28).

Löwen planen ausnahmsweise zweigleisig

VfL-Keeper Carsten Lichtlein pusht seine Vorderleute.Möglicherweise hilft den Oberbergischen, dass die Badener nicht mit dem ausschließlichen Fokus auf das Bundesliga-Spiel anreisen. „Wir würden lügen, wenn wir sagen würden, dass wir uns nur auf Gummersbach vorbereiten. In diesem speziellen Fall müssen wir zweigleisig fahren und Nantes im Hinterkopf haben. Schließlich ist es ein Champions-League-Achtelfinale“, sagt Oliver Roggisch. Der Sportliche Leiter der Rhein-Neckar Löwen weiß um die Schwierigkeit der Doppelaufgabe: „Gummersbach ist alles andere als ein leichter Gegner. Die kämpfen ums Überleben, werden alles gegen uns reinhauen und versuchen, uns mit Härte zu verunsichern. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“

Von seinen Spielern fordert der erfahrene Ex-Abwehrchef „körperliche Präsenz“ und die Bereitschaft, sich trotz der Favoritenrolle voll reinzuhängen: „Das ist reine Kopfsache, das zu schaffen.“ Vor allem in den ersten Minuten müsse man voll dagegenhalten, dürfe sich nicht den Schneid abkaufen lassen. „Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen, dass wir gefestigt genug sind und wissen, was wir bringen müssen.“ Überlegungen, das Personal für die beiden Spiele zumindest teilweise zu splitten, gebe es nicht. „Das funktioniert nicht. Damit würdest du den Spielern auch das falsche Zeichen geben. Wir wollen schließlich in Gummersbach gewinnen. Und an die Belastung durch die „englischen Wochen“ sind wir mittlerweile auch gewöhnt.“

Mit dem Schlafbus vom Bergischen in die Bretagne

Löwen-Kapitän Schmid und "Bald-Löwe" Romain Lagarde.Um vor allem die Regenerationsmöglichkeiten zu optimieren, haben sich die Löwen für die Fahrt von Gummersbach nach Nantes einen sogenannten Schlafbus gemietet. In diesen steigt die Mannschaft am späten Donnerstagabend, um dann, möglichst ausgeruht, zur Frühstückszeit in Nantes anzukommen. Der Freitag wird im Zeichen der Erholung stehen, abends steht noch das Abschlusstraining auf dem Programm. Am Samstag um 19 Uhr gilt es dann: Im Achtelfinal-Rückspiel wollen die Löwen ihren 34:32-Vorsprung aus dem Hinspiel verteidigen, der Bezahlsender Sky überträgt live.

Mit auf der Platte stehen wird dann – genauso wie in Gummersbach schon – Steffen Fäth. Die Rückkehr des Halblinken weckt zusätzliche Hoffnungen. Ebenfalls zumindest die Reise ins Oberbergische mitantreten wird Philipp Ahouansou. Das Rückraum-Talent hat als frisch gebackener A-Jugendlicher bereits in der Dritten Liga auf sich aufmerksam gemacht und mehrmals mit der Bundesliga-Mannschaft trainiert. Coach Nikolaj Jacobsen zeigt sich angetan vom Leistungsvermögen des Rechtshänders, der womöglich sogar die Reise in die Bretagne mitmachen wird.

Sicher fehlen wird den Löwen weiterhin Jesper Nielsen (Leiste). Eventuell in den Kader zurückkehren wird Jerry Tollbring (Fuß). Eine Entscheidung hierzu soll nach dem Dienstagstraining fallen.