Veröffentlichung:

Mit Rückenwind in die Spitzenspiele

Die Rhein-Neckar Löwen bleiben in der Handball-Bundesliga unter Trainer Gudmundur Gudmundsson ungeschlagen: In der Mannheimer SAP Arena gewannen die Gelbhemden gestern Abend gegen den TV Großwallstadt nach einer starken zweiten Halbzeit mit 31:23 (14:12). Vor 9185 Zuschauern war Uwe Gensheimer (7/1) erfolgreichster Torschütze der Badener. „Wir mussten uns für diesen Sieg ganz schön strecken“, meinte Manager Thorsten Storm.

Andy Schmid strahlte über das ganze Gesicht. Er lachte, war glücklich. Und das hatte einen guten Grund: Mit den Rhein-Neckar Löwen hatte der Spielmacher den nächsten Erfolg eingefahren. „Jetzt geht die Saison richtig los“, meinte der Schweizer nach dem 31:23 über den TV Großwallstadt und schaute schon auf die nächsten schweren Aufgaben. Flensburg, Kiel und Hamburg heißen die kommenden Gegner – die Gelbhemden stehen vor den Wochen der Wahrheit.

Bevor der Sieg über die Mainfranken perfekt war, mussten die Löwen jedoch Schwerstarbeit verrichten. Die Gelbhemden erwischten einen rabenschwarzen Start in die Begegnung, sie hatten riesige Probleme mit der aggressiven Deckung des Gegners. Viel zu langsam, viel zu schläfrig und viel zu ungenau trugen die ideenlosen Badener ihre Angriffe vor, es fehlte jeglicher Spielfluss. TVG-Schlussmann Mattias Andersson parierte zahlreiche Würfe, allerdings machten es die Löwen dem Schweden mit ihren überhasteten Abschlüssen auch viel zu einfach. „Im Sport passiert so etwas manchmal, aber wir dürfen uns das nicht zu oft erlauben. Die Konzentration hat gefehlt“, meinte Schmid, der mit seinen Mannschaftskollegen nach neun Minuten bei Trainer Gudmundur Gudmundsson antreten musste. Der Coach nahm beim 1:5 eine Auszeit. „Wir sind die Partie viel zu locker angegangen“, monierte der Trainer, der deutliche Worte fand. „Er hat uns wachgerüttelt und gesagt, dass wir eine Pleite kassieren, wenn wir so weiterspielen“, berichtete Schmid. Der Regisseur und seine Kollegen nahmen sich die Ausführungen des Trainers zu Herzen und legten den Schalter nach der Predigt um. Karol Bielecki, der Mann mit dem Katapult im rechten Arm, war es, der für die Badener zum 7:7 (17.) ausglich. Der Pole legte all seine Kraft und all seine Wut in den Wurf, der mit 102 Stundenkilometern im Netz einschlug. Die Partie blieb danach ausgeglichen, bis der TVG innerhalb weniger Sekunden zwei Zeitstrafen kassierte. Als Csaba Szücs und Joakim Larsson auf der Strafbank saßen, ließ Uwe Gensheimer zwar zunächst einen Siebenmeter aus, dann aber besorgten der Linksaußen mit einem Doppelpack und Patrick Groetzki das 13:10 (27.). Die Gelbhemden atmeten kräftig durch, sie hatten die Partie gedreht, aber noch lange nicht im Griff und erst recht nicht gewonnen. Trotzdem sorgte der 14:12-Pausenstand nach dem katastrophalen Start für ein wenig Beruhigung beim Champions-League-Teilnehmer.

Zurücklehnen konnten sich die Löwen, die in Slawomir Szmal einmal mehr einen überragenden Rückhalt hatten, jedoch auf keinen Fall. Großwallstadt glich nach dem Seitenwechsel erst einmal wieder zum 15:15 (36.) aus. Keine Frage: Die Mainfranken waren ein unbequemer Gegner, der sich niemals aufgab. Erst als den Badenern vier Treffer in Serie zum 19:15 (40.) gelangen, war eine kleine Vorentscheidung gefallen, Gensheimers Tor zum 24:19 (50.) beseitigte die letzten Zweifel. Schmid wusste allerdings, dass der letztendlich klare Erfolg alles andere als ein Spaziergang war: „Es ging 40 Minuten lang knapp zu. Das Endergebnis ist zwar deutlich, aber es spiegelt nicht den Spielverlauf wider.“

Von Marc Stevermüer

 07.11.2010