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Mit sechs Groetzki-Toren zum Titel

Als die deutschen Handball-Junioren stolz und abgekämpft ihre Goldmedaillen entgegennahmen, war Sebastian Faißt ganz nah. Anfang März war der 20 Jahre alte Kapitän in einem Länderspiel in der Schweiz völlig unvermittelt zusammengebrochen und verstorben. Jetzt traten seine Kollegen nach dem überraschend deutlichen 32:24 (13:11) im WM-Finale gegen Europameister Dänemark mit dem Konterfei des Dormageners auf dem T-Shirt zur Siegerehrung. „Die Jungs haben vor dem Spiel immer wieder gesagt: Wir sind dem Sebi noch was schuldig. Und sie haben es geschafft, dessen Willenskraft und Freude am Spiel ins Finale zu übertragen“, sagte Trainer Martin Heuberger: „Wahnsinn, wie zielorientiert die Mannschaft bei diesem Turnier aufgetreten ist.“ Nach zwei EM-Titeln führte Heuberger den Nachwuchs des Deutschen Handball-Bundes (DHB) zum ersten Mal zu einem WM-Titel. 2007 hatten die Deutschen das WM-Finale noch gegen Schweden verloren.

 

Auch Bundestrainer Heiner Brand war als Tribünengast in Kairo begeistert. „Eine starke Leistung unserer Jungs, die stärkste von allen, die ich bei dieser WM gesehen habe. Sie haben den Gegner von der ersten bis zur letzten Minute souverän beherrscht“, sagte Brand. Neben ihm sah der neue DHB-Jugenkoordinator Christian Schwarzer eine „in allen Mannschaftsteilen“ überlegene Auswahl der Jahrgänge 1988/89. „Die Mannschaft hat genau zum richtigen Zeitpunkt, im Finale nämlich, ihre beste Leistung abgerufen“, sagte der ehemalige Rhein-Neckar Löwe. Vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit und die Moral der deutschen Spieler beeindruckten beim Turnier in Ägypten. Im Finale gegen Dänemark, bei der EM im vergangenen Jahr noch Finalsieger über Deutschland, lag die Heuberger-Mannschaft nicht ein einziges Mal zurück. Die Abwehr ließ die schnellen Dänen nie richtig in den Spielfluss kommen, im variablen Angriff waren der Essener Patrick Wiencek (8 Tore) sowie Patrick Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen und der Göppinger Kai Häfner (je 6) beste deutsche Werfer.

 

Das Trio gehört zu den insgesamt 13 deutschen Spielern aus dem WM-Aufgebot, die bei Erstliga-Klubs unter Vertrag stehen, wenn sie auch nicht immer zur Stammsieben gehören. Von den Top 5 der Liga waren in Groetzki und dem Kieler Daniel Wessig nur zwei Spieler dabei, ein Punkt, den auch Heiner Brand immer wieder kritisiert. Vor allem Groetzki ist aber längst im Fokus des Erfolgstrainers. Im Juni absolvierte er sein erstes Länderspiel bei den „Großen“. Mit dem Weltmeister-Titel machte es das Heuberger-Team den deutschen Juniorinnen nach, die im August vergangenen Jahres ebenfalls erstmals in der Geschichte des Deutschen Handball-Bundes (DHB) WM-Gold geholt hatten. Bronze gewannen in Kairo die im Halbfinale den Deutschen unterlegenen Slowenen, die Gastgeber Ägypten glatt mit 35:24 bezwangen. Die WM begann alles andere als verheißungsvoll. Mit einer Niederlage gegen Argentinien wurde die Mannschaft aber wachgerüttelt und holte sich dann mit neun Siegen in Serie den Titel. „Die Jungs zeigen genau jene Charaktereigenschaften, die Sebastian Faißt ihnen immer vorgelebt hat“, betonte Heuberger. Die Dormagener Nachwuchshoffnung Faißt war am 3. März, vier Tage vor seinem 21. Geburtstag, bei einem Testspiel in Schaffhausen beim Rückwärtslaufen ohne Gegnereinwirkung zusammengebrochen und verstarb in der Halle an Herzversagen.

21.08.2009