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Mit viel Geduld, Herz, Leidenschaft – und Weltklasse im Tor

Löwen gewinnen 27:23 gegen Kielce und stehen im Viertelfinale der VELUX EHF Champions League / Landin mit unglaublichen 27 Paraden

Was ein Krimi, was eine Leistung, was eine Party: Die Rhein-Neckar Löwen stehen im Viertelfinale der VELUX EHF Champions League. Im Viertelfinal-Rückspiel in der mit 8805 Fans gefüllten SAP Arena gab es am Montagabend ein 27:23 (16:14) gegen KS Vive Targi Kielce. Das Hinspiel vor zehn Tagen hatten die Polen mit 32:28 gewonnen, auf Grund der mehr erzielten Auswärtstore ziehen die Badener also in die Runde der letzten Acht ein.

Das Spiel stand bis zur letzten Sekunde auf des Messers Schneide. Mit vier Treffern Vorsprung gingen die Löwen beim 24:20 in die letzten zehn Minuten, ließen durch Patrick Groetzki und Zarko Sesum jedoch zwei gute Möglichkeiten aus, sodass die Gäste auf drei Tore verkürzen konnten. Es war klar, es geht um jedes Tor. Der Löwen-Vorsprung wankte nun zwischen drei und vier Treffern – zwischen Ausscheiden und Weiterkommen. 24:21, 25:21 (Groetzki), 25:22, 26:22 (Myrhol). Die Stimmung in der Arena war zum Zerreißen gespannt. Die entlud sich bei jedem Treffer – wie beispielsweise bei dem Treffer zum 27:22 durch Alexander Petersson (57.). Anschließend Parade Niklas Landin, dann ein Block von Gedeon Guardiola, Block Kim Ekdahl Du Rietz, erneut Landin – und damit endlich Ballgewinn für die Löwen. Noch 90 Sekunden. Die Zeit läuft für die Löwen, Auszeit Gudmundsson. Noch 52 Sekunden, die ganze Arena steht, aber Schmid scheitert, Tkaczyk verkürzt superschnell im Gegenzug. Noch 35 Sekunden, die Löwen behaupten den Ball. Abpfiff, die Spannung im Handball-Tollhaus SAP Arena entlädt sich in grenzenlosem Jubel und sogar in einer Humba-Einlage von Fans und Mannschaft.

 „Wir haben einiges besser gemacht als im Hinspiel. Es war natürlich auch ein bisschen Glück dabei, aber wir sind natürlich sehr glücklich“, befand Kim Ekdahl Du Rietz. Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson sagte nach der Partie: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, vor allem mit der Leistung in der Defensive. Am Ende waren wir das glücklichere Team.“ Sein Gegenüber Talant Dujshebaev urteilte über die Partie: „Es war ein hartes Spiel zwischen zwei guten Mannschaften. Den Unterschied hat Niklas Landin ausgemacht. Ich bin trotz des Ausscheidens zufrieden mit meiner Mannschaft.“

Das Spiel hätte für die Löwen nicht schlechter beginnen können: Schon nach 45 Sekunden musste Nikola Manojlovic mit einer Zeitstrafe vom Feld. Doch die Löwen überstanden diese Unterzahl, auch weil Landin, der eine Weltklasseleistung zeigte und nach dem Spiel mit Ovationen von den Fans gefeiert wurde, den ersten Ball abwehrte. Drei Minuten später musste der Däne dann doch erstmals hinter sich greifen, als die Polen einen Gegenstoß nach Fehlpass von Du Rietz nutzten. Doch Du Rietz bügelte seinen Fehler postwendend mit dem 1:1 wieder aus (4.). Michal Jurecki sorgte für die erneute Gäste-Führung, bevor Andy Schmid per Siebenmeter ausgleichen konnte und Manojlovic nach Ballgewinn von Du Rietz das 3:2 erzielen konnte – die Arena kochte erstmals.

Es war eine hektische, ein emotional geführte Anfangsphase. Auf den Rängen. Und auf dem Feld, wo den Löwen im Angriff teilweise leichte Abspielfehler unterliefen, die durch eine starke Abwehrleistung und einen super aufgelegten Landin, der in der Anfangsphase alleine super Chancen von Ivan Cupic, Jurecki und Manuel Strlek zunichte machte und fünf Paraden in den ersten zehn Minuten zeigte, im Tor wieder ausgebügelt werden konnten. So konnten die Löwen nach dem 3:3 durch Jurecki durch Treffer von Du Rietz und Groetzki auf 5:3 davonziehen (10.).

Und die Löwen konnten den Zwei-Tore-Vorsprung gegen die Polen halten, Groetzki erzielte das 6:4, Bjarte Myrhol nach schönem Anspiel von Groetzki das 7:5, Du Rietz das 8:6 (14.). Nach Landin-Parade hatte Groetzki dann sogar die Chance, erstmals auf drei Tore zu erhöhen, stand beim Absprung allerdings im Kreis, der Treffer zählte nicht. Stattdessen holten die Gäste auf, hatten beim Stand von 9:8, Stefan Sigurmannsson hatte den neunten Treffer der Badener erzielt, sogar die Ausgleichschance, doch Landin parierte einen Siebenmeter des Ex-Löwen Karol Bielecki, Myrhol erhöhte im Gegenzug auf 10:8 (19.).

In der Folge unterlief den Löwen, die vor dem Tor phasenweise extrem eiskalt agierten, der ein oder andere Fehlwurf, unter anderem ließ Schmid einen Siebenmeter aus, die Abwehr bekam das eine oder andere Tor zu viel. Und so gelang es den Gelbhemden nicht, sich weiter abzusetzen – trotz zweimaliger Überzahl. Im Gegenteil. Nach 26 Minuten war die Partie durch zwei schnelle Gäste-Tore beim 12:12 wieder ausgeglichen.

Und die Löwen kamen mit Schwung aus der Pause: Myrhol erhöhte auf 17:14, Bielecki traf nur den Pfosten, Myrhol „erkämpfte“ einen Siebenmeter, Sigurmannsson traf – erstmals war der Vier-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufgeholt (32.). Und die Löwen zogen beim 20:15 durch Groetzki sogar auf fünf Treffer davon, auch dank des zweiten von Landin gehaltenen Siebenmeters zuvor (35.). Sigurmannsson hatte – nach erneuter Landin-Parade – sogar die Chance, den Vorsprung auszubauen, scheiterte jedoch aus spitzem Winkel. Generell ließen die Löwen in dieser Phase die eine oder andere gute Möglichkeit aus, und verpassten es dadurch, den Gegner weiter zu distanzieren. Das wiederum nutzten die Gäste durch Treffer von Jurecki und dem Ex-Löwen Grzegorz Tkaczyk, um auf 21:18 zu verkürzen (42.). Gudmundsson reagierte mit einer Auszeit.Gudmundsson nahm eine Auszeit, heizte sein Team neu ein und das antwortete mit zwei Treffern von Petersson. Und weil anschließend auch noch Sergei Gorbok ein Doppelschlag gelang und die Löwen den letzten Angriff der Gäste vor der Pause abwehrten, ging es beim 16:14 mit zwei Toren Vorsprung in die Pause. Zur Hälfte hatten die Löwen also exakt die Hälfte des Rückstandes aufgeholt.

Die Löwen, bei den Löwen Gorbok mit Knieproblemen vom Parkett humpelte, stabilisierten sich anschließend wieder, nach Groetzkis Treffer zum 23:19 waren sie wieder mit vier Treffer vorne. Und in Überzahl, in der Sigurmannsson per Siebenmeter einen Treffer nachlegte (49.). Anschließend parierte Landin, der Teufelskerl, schon den dritten Siebenmeter. Und der Däne sollte auch in der Schlussphase nicht ganz unbeteiligt sein, dass die Löwen ins Viertelfinale einzogen.

Rhein-Neckar Löwen – KS Vive Targi Kielce 27:23 (16:14)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Stojanovic (n.e.) – Schmid (3/1), Gensheimer (n.e.), Roggisch (n.e.), Sesum, I. Guardiola (n.e.), Manojlovic (1), Gorbok (2), Groetzki (5), G. Guardiola, Petersson (3), Ekdahl du Rietz (3), Sigurmannsson (5/5), Myrhol (5), Prodanovic (n.e.).

KS Vive Targi Kielce: Szmal, Losert – Grabarczyk, Jurecki (5), Tkaczyk (3), Olafsson (2), Chrapkowski (3/2), Aguinagalde (1), Bielecki (2), Jachlewski, Strlek (3), Lijewski (2) Buntic, Musa, Zorman (1), Cupic (1).

Trainer: Gudmundur Gudmundsson – Talant Dujshebaev

Schiedsrichter: Slave Nikolov / Gjorgij Nachesvski (MKD)

EHF Beobachter: La Cour Laursen / Vodopivec ( DEN/SLO)

Zuschauer: 8805                                                            

Strafminuten: Manojlovic (2), Sigurmannsson (2), Petersson (2) – Grabarczyk (4), Tkaczyk (2)

Siebenmeter: 6/5 – 5/2

Zeitstrafen: 6 – 6

Spielfilm: 2:2 (6.), 6:4 (12.), 12:12 (22.), 16:14 (HZ), 19:15 (34.), 20:15 (37.), 21:18 (42.), 24:19 (48.), 27:23 (EN)

Beste Spieler: Landin, Myrhol – Szmal, Jurecki.