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Mit Vollgas gegen die Löwen (RNZ)

Heidelberg. Zitter, zitter, knabber, knabber: Für die Handball-Fans der Rhein-Neckar Löwen besteht heute mal wieder erhöhte Fingernagel-Kau-Gefahr. In Melsungen geht’s um die Wurst, ans Eingemachte. Dort wollen die Badener die nächste Hürde im DHB-Pokal nehmen. Und dafür wird ein großer Anlauf nötig sein. Gudmundur Gudmundsson beurteilt die Lage ähnlich. Der Löwen-Trainer: „Das ist ein Gegner, der perfekt in die Saison gestartet ist, und der zuletzt selbst in Kiel gezeigt hat, dass er mithalten kann.“

Viel Respekt schwingt in Gudmis Worten mit, aber keine Angst. Dazu ist er zu selbstbewusst, zu gut vorbereitet. Den kürzlichen Punktgwinn der Melsunger in der SAP Arena hat er nämlich genaustens analysiert. Stück für Stück und schonungslos. Hinterher war er schlauer. Der Isländer zur RNZ: „Mir ist da einiges aufgefallen, was wir verbessern können und müssen, wenn wir dort bestehen möchten.“

Wie auch immer, der Druck liegt bei den Löwen. Sie sind der Favorit, Saisonstart hin oder her. Und genau das ist es, was Michael Roth, den Melsunger Trainer, aktuell so entspannt wirken lässt. Er sagt: „Gewinnen wir, ist es eine Sensation. Verlieren wir, hängen uns aber trotzdem voll rein, nimmt uns das keiner übel.“

Das Handball-Leben kann so schön. In Melsungen ist es das nun schon seit Wochen. Dem starken Aufgalopp sei Dank. 11:5-Punkte reichen momentan zum sechsten Platz in der Liga. Vor Lemgo, vor Magdeburg, vor Göppingen. Roth freut das, relativiert gleichzeitig aber auch. Der Ex-Krösti: „Wenn man unsere bisherigen Resultate sieht, muss man sagen, dass die Saison bislang normal für uns gelaufen ist.Nur das Remis bei den Löwen war außerplanmäßig.“ Roth nennt es den „Bonuspunkt.“

Nun hofft er auf eine weitere Bonusrunde. Per Sandström und Patrik Fahlgren, die zwei Neuen, könnten dafür sorgen. Beide haben bei den Rot-Weißen eingeschlagen wie eine Bombe. Überraschend ist das nicht. Roth wählte sie ganz bewusst aus: „Das sind echte Topleute, die es in ihrer Karriere bislang gewohnt waren, um Titel mitzuspielen. Und genau solche Leute bringen uns weiter.“

Ob das heute auch so sein wird, bleibt abzuwarten. Wichtiger wäre es aber am Sonntag. Zumindest, wenn es nach Roth geht: „Dann treffen wir zuhause auf Hannover. Mit einem Sieg wäre klar, dass wir über kurz oder lang nicht mehr von da oben zu verdrängen wären“, erklärt der Trainerfuchs. Aber es darf kein falscher Eindruck entstehen. Kampflos wird sich Melsungen nicht ergeben. Im Gegenteil. Roth, der Kämpfer: „Zuhause sind wir noch ungeschlagen. Da ist es doch klar, dass wir auch gegen die Löwen Vollgas geben werden.“

Von Daniel Hund