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Morten Olsen sorgt für Schockstarre in der SAP Arena

Löwen geben am Ende alles im Pokalfight mit Hannover

Timo Kastening legt sich mit Gedeon Guardiola an.

Der Traum von Hamburg ist ausgeträumt. Mit 30:31 (14:17) verloren die Rhein-Neckar Löwen am Mittwochabend ihr Viertelfinal-Spiel im DHB-Pokal gegen TSV Hannover-Burgdorf und müssen damit im zweiten Jahr infolge ohne REWE Final4 leben. Nach starkem Beginn und genauso starkem Nachlassen bis zur Pause übernahm Andy Schmid das Kommando, traf achtmal am Stück für die Löwen und brachte sie damit mit 24:20 in Front. Danach kippte das Spiel ein weiteres Mal. Morten Olsen, Hannovers Spielmacher, gelang mit der Schlusssirene der Siegtreffer für die Niedersachsen.

„Wir starten mit 15 guten Minuten, haben dann eine schlechte Phase. In der zweiten Halbzeit kommen wir mit der Hilfe der Fans zurück, aber es reicht nicht. Ich bin mit dem Ergebnis sehr unzufrieden, muss aber meiner Mannschaft ein Kompliment dafür machen, wie sie gekämpft hat“, sagte Löwen-Trainer Kristjan Andresson und fügte hinzu: „Hannover war ein bisschen besser heute.“ Oliver Roggisch, Sportlicher Leiter der Löwen, gratulierte dem Gegner zum verdienten Sieg: „17 Gegentore in der ersten Hälfte sind zu viel, da hat uns der letzte Biss vielleicht gefehlt. Als wir in der zweiten Halbzeit vier Tore vorne liegen, haben wir wieder eine schlechte Phase und holen Hannover zurück ins Spiel.“

Starker Löwen-Start und erster Bruch

Der Start der Löwen kann sich sehen lassen. Nach Andreas Palickas erster Parade gegen Fabian Böhm klingelt es im Hannoveraner Kasten. Uwe Gensheimer trifft von außen. Auf Ivan Martinovics ersten Gästetreffer lässt Andy Schmid das 2:1 folgen (3.) – da spielen die Niedersachsen nach zwei Zeitstrafen gegen Ilija Brozovic und Böhm in doppelter Unterzahl. Schmid nutzt den Raum, legt das 3:1 nach. Weil die Löwen nun aber zweimal die Chance auf das 4:1 liegenlassen und auch Hannovers Schlussmann Domenico Ebner mit zwei Paraden den ersten Dienstnachweis liefert, ist der Vorsprung beim 3:3 schon aufgebraucht (7.).

Andreas Palicka landete 15 Paraden.

Es entwickelt sich ein offener Schlagabtausch. Beide Abwehrreihen agieren zu passiv. Die bestens aufgelegten Palicka und Ebner verhindern ein Schützenfest. Aber auch so rappelt es regelmäßig in den Kästen, nach weniger als 18 Minuten steht es bereits 11:9 für die Löwen. Apropos rappeln: Nach etwas mehr als zehn Minuten haben beide Teams vier Zeitstrafen gesammelt. Bei den Löwen schleichen sich zudem immer mehr technische Fehler ein. Zwischen Minute 18 und 26 gelingt ihnen kein Tor mehr, Hannover legt einen blitzsauberen 6:0-Lauf hin. Die Auszeit von Löwen-Coach Kristjan Andresson (22.) verpufft in dieser Phase genauso wie die personellen Wechsel im Rückraum zu Steffen Fäth und Niclas Kirkeløkke.

Die große Andy-Schmid-Show bringt Löwen zurück

Ein Durchbruch des zurück auf die Platte geholten Mads Mensah bringt immerhin das 12:15 (27.). Den Drei-Tore-Rückstand bringen die Gäste auch in die Halbzeit, weil außer Andy Schmid (6 Tore) und Uwe Gensheimer (3) sowie Andreas Palicka (8 Paraden) niemand im Löwen-Team so richtig zündet. Das 14:17 zur Pause zeigt einmal mehr Schwächen in der Abwehr der Gelben und ein zunehmend eindimensionales Angriffsspiel, das extrem auf Andy Schmids Individualkunst setzt. Wollen die Löwen nach Hamburg, brauchen sie eine deutliche Steigerung nach dem Seitenwechsel.

Wie auf Knopfdruck gibt es genau das, in Form der großen Andy-Schmid-Show. Der Löwen-Spielmacher erzielt die ersten acht Löwen-Tore nach der Pause! Wahnsinn! Weil gleichzeitig auch die Abwehr besser steht, geht es über das 17:17 und 20:20 bis auf 24:20 davon (44.). Jetzt meldet sich auch Hannovers Playmaker an. Morten Olsen trifft zum 24:21, 25:22 und 25:23 (47.). Mit dem 26:26 – es ist Olsens siebter Treffer – ist das Spiel wieder komplett offen (51.).

Nächster Sekunden-Krimi in der SAP Arena

Andy Schmid machte ein Wahnsinnsspiel.

Im Endspurt kann sich keiner absetzen. Die Partie wogt hin und her, die Spannung ist zu greifen. Auf den Rängen geben die Löwen-Fans alles, hauen das Letzte raus, um ihre Helden zu unterstützen. Die versuchen es jetzt mit dem siebten Feldspieler und gleichen damit auch die nächsten vier Führungstreffer Hannovers aus, zum letzten Mal beim 30:30 durch Patrick Groetzki aus richtig schwerem Winkel. 40 Sekunden auf der Uhr. Morten Olsen treibt den Ball. Die Schiedsrichter heben den Zeitspiel-Arm. Die Löwen-Bank sieht die gelbe Karte. Hannover hat wieder Zeit, den Angriff aufzubauen. Vier Sekunden vor dem Abpfiff setzt Olsen an, haut das Ding in den Winkel. 30:31. Der Traum vom REWE Final4 ist für die Löwen ausgeträumt.

Rhein-Neckar Löwen – TSV Hannover-Burgdorf 30:31 (14:17)

Löwen: Appelgren, Palicka – Schmid (16), Gensheimer (4/1), Kirkeløkke, Tollbring, Abutovic, Mensah (3), Fäth, Groetzki (2), Guardiola, Petersson (2), Nielsen, Ganz, Kohlbacher (3)

Hannover: Ebner, Lesjak (ab 38.) – Cehte (2), Martinovic (3), Patrail (2), Thiele, Pevnov (1), Jönsson, Böhm (3), Ugalde (1), Krone, Olsen (10/4), Brozovic (5), Feise, Kastening (4), Büchner

Trainer: Kristjan Andresson – Carlos Ortega / Iker Romero

Schiedsrichter: Tobias Tönnies / Robert Schulze

Zuschauer: 7620

Strafminuten: Abutovic (2), Petersson (2) – Brozovic (4), Patrail (4), Martinovic (2), Böhm (2)

Siebenmeter: 1/1 – 4/7

Hannover: Kastening scheitert an Palicka (11./47.), Olsen wirft übers Tor (30.)

Spielfilm: 1:0, 1:1, 3:1, 3:3, 5:3, 6:4, 7:5, 8:6, 9:7, 11:9, 11:15, 12:15, 14:17 (HZ), 17:17, 20:20, 24:20, 24:21, 25:24, 26:27, 30:30, 30:31 (EN)

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