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Mühsam über die Ziellinie (BNN)

Die Rhein-Neckar Löwen verabschieden sich mit einem Kraftakt gegen Magdeburg aus dem Jahr

Mit seinen in den Vereinsfarben Gelb und Blau lackierten Krücken war Patrick Groetzki bereits aus der SAP-Arena gehumpelt, als seine Kollegen von den Rhein-Neckar Löwen bei ihrer Ehren- und Dankesrunde ebenfalls mehr wankten als walkten. Auch das Häuflein der Aufrechten ging förmlich am Stock, im Gegensatz zu dem wegen eines Wadenbeinbruchs langzeitverletzten Rechtsaußen aber nur aus Erschöpfung.

„Wir haben uns zum Jahresende über die Ziellinie geschleppt“, fasste Geschäftsführer Lars Lamadé den Kräfte und Personal raubenden Dezember zusammen nach dem mühsamen 27:25(16:9)-Sieg gegen den SC Magdeburg im letzten Spiel anno 2015. Mit 36:4 Punkten und einem Vorsprung von zwei Zählern auf den THW Kiel gehen die Löwen damit als Tabellenführer in die siebenwöchige Europameisterschaftspause.
Die pure Erleichterung, die den Spielern ins Gesicht geschrieben stand nach dem finalen Kraftakt am zweiten Weihnachtstag, drückte Trainer Nikolaj Jacobsen in Worten so aus: „Wir sind sehr zufrieden, dass wir mit vier Minuspunkten dastehen. Nach der Niederlage in Kiel hat die Mannschaft eine gute Reaktion gezeigt.“ Allerdings wieder nicht über 60 Minuten, sondern nur vor der Pause. „Nach dem Kiel-Spiel hätte keiner erwartet, dass wir zur Halbzeit mit sieben Toren führen“, sagte Lamadé. Aber eben auch niemand, dass es noch eng werden würde. Jacobsen, der wegen der Niederlage mit elf Toren Differenz in Kiel von gleich drei verlorenen Punkten sprach, entließ seine Spieler denn auch nicht ohne kritische Anmerkung in die dienstfreie Zeit. „Es ärgert mich sehr, dass wir in zwölf Minuten sechs Tore wegschmeißen“, sagte der Trainer.
Nach einer beeindruckenden ersten Hälfte mit einer ganz starken Abwehrleistung waren die Löwen wie verwandelt aus der Kabine zurückgekommen. Drei schnelle Gegentore in Unterzahl und zahlreiche unnötige Ballverluste durch schlechte Zuspiele oder unplatzierte Würfe führten dazu, dass die Gäste in der 42. Minute auf 18:19 verkürzten. Dass die Löwen bis zum Schluss dennoch stets führten, hatten sie dann in erster Linie den Paraden von Torhüter Mikael Appelgren sowie der Treffsicherheit von Mads Mensah Larsen (8 Tore) und Harald Reinkind (7) zu verdanken.
Während die beiden Rückraumspieler zur Freude fast aller der offiziell 12 312 Zuschauer für Wucht und Dynamik sorgten, ging von den Flügeln keine Gefahr aus. Sowohl Stefan Sigurmannsson, der Ersatzmann für den verletzten Linksaußen Uwe Gensheimer, als auch Alexander Petersson auf der rechten Flanke kamen kaum zum Zuge. Petersson rückte nach außen für Groetzki, der wie Gensheimer für die Europameisterschaft in Polen ausfällt. „Ich habe die Hoffnung, dass Patrick zum ersten Punktspiel am 14. Februar in Göppingen wieder fit ist“, sagte Jacobsen und äußerte zudem seine Erwartung, „dass die Batterien wieder aufgeladen werden und die Spieler mit Kraft und Mut zurückkommen.“
Von Reinhard Sogl