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Rhein-Neckar Löwen-Geschäftsführer Lamadé: „Gerne mal ganz oben stehen“ (RNZ)

Der Geschäftsführer der Rhein-Neckar Löwen nennt seine Ziele im RNZ-Interview

Die Rhein-Neckar Löwen überwintern als Spitzenreiter der Handball-Bundesliga. Vor der Saison haben den Gelben dies nur die wenigsten zugetraut. Vor allem wegen der Abgänge von Kreisläufer Bjarte Myrhol und Torhüter Niklas Landin. Dementsprechend zufrieden blickt man bei den Badenern auf das erste Saison-Halbjahr zurück. Die RNZ sprach mit Lars Lamadé, dem Geschäftsführer der Löwen.

Lars Lamadé, wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Halbjahr der Saison?

Mit dem sind wir sehr zufrieden. Denn wenn uns vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir als Tabellenführer in die EM-Pause gehen, zwei Punkte Vorsprung auf Kiel haben und das bei nur zwei Niederlagen, hätten wir das natürlich sofort unterschrieben. Zudem sind wir ja noch in allen Wettbewerben mit dabei. Das Ärgernis war sicher die Niederlage gegen Melsungen und gegen Kiel kann man eben immer verlieren. Dort kam auch viel zusammen: Uwe Gensheimer war gar nicht erst mit dabei und dann verletzt sich auch noch Patrick Groetzki. Das war ein Schock für die anderen. Ärgerlich war die Höhe der Niederlage, denn es könnte ja erneut passieren, dass die Tordifferenz am Ende entscheidet.

Zu erwarten war solch ein Lauf wirklich nicht. Schließlich haben mit Bjarte Myrhol und Niklas Landin zwei wichtige Spieler im Sommer den Verein verlassen …

Ja, es hat sich aber eben gezeigt, dass wir mittlerweile ein eingespieltes Team haben. Alle verstehen sich sehr gut und treten als Mannschaft auf. Außerdem haben Spieler wie Mads Mensah Larsen und Harald Reinkind einen großen Sprung nach vorne gemacht.

Trotzdem lief es in den letzten Wochen nicht mehr ganz so gut. Die Souveränität war weg …

Das hing insbesondere mit der hohen Belastung zusammen. Man hat gemerkt, dass jeder diese Pause herbeigesehnt hat. Und die Folge dieser hohen Spielfrequenz sind nun die Verletzungen von Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki. Nun steht erst einmal eine rund sechswöchige Pause an und glücklicherweise muss ja nicht jeder zur Nationalmannschaft. Da kann regeneriert werden.

Stichwort Belastung, gerade für Handballer auf Topniveau ist das Pensum fast schon unmenschlich. Wäre es nicht mal eine Option, ganz auf die Champions League-Teilnahme zu verzichten?

In meinen Augen ist die Champions League viel zu aufgebläht. Jede Vorrundengruppe besteht aus acht Mannschaften. Im Fußball sind es nur vier. Da müssten wir auch hin. Momentan haben die Handballer in der Gruppenphase acht Spiele mehr zu absolvieren als die Fußballer. Hinzu kommen noch die Reisen.

Aber warum wird das nicht geändert? Wenn sich mehrere Klubs beschweren, müsste die EHF doch einlenken ….

Das Problem ist, dass in fast allen europäischen Ländern die Königsklasse über allem steht, sprich zu diesen Spielen kommen dort die meisten Zuschauer. In Deutschland ist das anders. Bei uns zieht die Bundesliga mehr. Oder anders: Während wir in Deutschland für eine Verkleinerung sind, plädieren die anderen Nationen eher für eine Vergrößerung.

Was ist denn das Ziel für die Rest-Rückrunde? Der Titel?

Wenn man als Spitzenreiter in die Winterpause geht und in den beiden Jahren davor jeweils Vize-Meister wurde, würde man diesmal am Ende natürlich auch gerne mal ganz oben stehen. Aber Kiel ist bärenstark, das haben sie gegen uns jetzt ja mal wieder bewiesen. Sie haben den breiteren Kader. Ich gehe deshalb davon aus, dass Kiel keine Punkte mehr in dieser Saison abgeben wird. Sie sind für mich der Topfavorit auf den Titel. Letztlich ist aber alles ganz eng beisammen. So haben wir kürzlich Flensburg geschlagen, Flensburg kurz darauf Kiel und jetzt hat es uns gegen Kiel erwischt. Oft entscheidet eben die Tagesform. Ich tippe deshalb auf einen Titel-Dreikampf bis zum Saisonende.

Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki fallen für die EM aus. Ist das für die Löwen vielleicht sogar ein Vorteil?

Also für die Nationalmannschaft ist das sicher sehr schlecht. Für uns Löwen hingegen gut. Sie können dann ausgeruht nach der EM-Pause wieder bei uns einsteigen.

In den Vorjahren haben die Löwen immer personell nachgebessert, wenn sich Spieler verletzt haben. Ist das momentan auch ein Thema?

Nein, das ist aktuell kein Thema. Denn wir hoffen, dass Uwe und Patrick wieder dabei sind, wenn wir in die Restsaison starten. Wenn jemand für drei Monate ausfällt ist das natürlich etwas anderes. Und falls es sich abzeichnen sollte, dass einer von beiden doch länger fehlen wird, werden wir natürlich reagieren.

Gibt es für Sie einen oder mehrere Spieler, die Sie im bisherigen Saisonverlauf positiv überrascht haben?

Ja, unser Neuzugang Rafa Baena am Kreis zum Beispiel. Bevor wir ihn verpflichtet haben, hat ihn in Deutschland kaum jemand gekannt. Mittlerweile ist er kein unbeschriebenes Blatt mehr. Er passt sehr gut zu uns. Menschlich und sportlich. Unser Torhüter Mikael Appelgren spielt ebenfalls eine sehr gute Premierensaison bei uns.

Wie läuft eigentlich die Suche nach dem neuen Hauptsponsor?

Wir befinden uns in sehr guten Gesprächen und sind zuversichtlich, dass wir im Februar einen neuen Hauptsponsor präsentieren können. Möglicherweise dauert es aber auch noch etwas länger, aber wie gesagt, wir sind da sehr zuversichtlich.

In den letzten Spielen war es teilweise richtig voll in der SAP Arena. Wie zufrieden sind Sie denn mit dem Zuschauerschnitt bislang?

Momentan können wir mit den Zuschauerzahlen sehr gut leben. Unser Problem sind eben die vielen Spiele unter der Woche. Die sind teilweise so spät, dass die Kinder gar nicht mehr mit ihren Eltern mitkommen können, weil sie am nächsten Tag in die Schule müssen. Zudem läuft parallel häufig auch noch die Fußball Champions League im TV.

Von Daniel Hund