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Müssen die Rhein-Neckar Löwen noch einmal im Pokal antreten? (RNZ)

MT Melsungen legt gegen die Wertung des Pokalspiels Einspruch ein – Am Samstag kommt Balingen

Michael Roth war restlos bedient und zutiefst empört. „Die Schiedsrichter haben uns den Sieg gestohlen“, sagte Melsungens Trainer nach der 21:22-Niederlage in der Ludwigshafener Eberthalle gegen die Löwen und der damit verpassten Chance auf den Einzug ins Pokal-Final Four in Hamburg. Was war geschehen? Beim 21:21, nur wenige Sekunden vor Schluss, waren die Hessen mit einem Wurf gescheitert, der Melsunger Timm Schneider schnappte sich den Abpraller, lief mit dem Ball zwei Schritte zurück, ehe er ihn freigab und damit einen letzten Angriff der Löwen verhinderte.

Das Schiedsrichter-Gespann Immel/ Klein ahndeten diese Unsportlichkeit mit einer Roten Karte für Schneider und einem Siebenmeter für die Löwen, den Uwe Gensheimer nervenstark zum 22:21-Sieg verwandelte. Dieses Strafmaß ist seit dieser Saison für Spiele in der ersten und zweiten Bundesliga für die letzten 30 Sekunden vorgesehen – aber nicht für unterklassige Klubs. Da solche Vereine am Pokal teilnehmen, ist die neue Regel in diesem Wettbewerb nicht gültig. Schon auf der Pressekonferenz, gleich nach dem Spiel, kündigte Michael Roth einen Einspruch gegen die Wertung des Spiels ein. „Wir müssen unsere Chance nutzen. Es ist nicht korrekt, dass ein Spiel so entschieden wird“, sagte der Coach, der vor über zehn Jahren den Löwen-Vorgängerverein SG Kronau/Östringen trainiert hatte. „Es ist sehr schade, dass ein Spiel auf diese Art entschieden wird. Das ist fast auch ein wenig Betrug am Zuschauer“

Wie DHB-Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß bei Sport1 bestätigte, hätte die neue Regel nicht angewendet werden dürfen. Eine Entscheidung über den Einspruch muss laut Statuten bis einschließlich Samstag erfolgen. Die Entscheidung über ein mögliches Wiederholungsspiel liegt beim Sportgericht des Deutschen Handballbundes. Das Pokal-Viertelfinale könnte also wiederholt werden. So ganz mochte Roth an einen Erfolg des Einspruchs jedoch noch nicht glauben und sagte: „Jetzt wünsche ich Euch als Badener endlich den Pokalsieg.“

Sollte es aber zu einem Wiederholungsspiel kommen, dann wissen die Löwen, wie sie es besser machen und solch ein knappes Ergebnis vermeiden können. Denn eigentlich hatten sie die Melsunger im Griff, ehe in den letzten Minuten im Angriff überhaupt nichts mehr lief und die Chancen reihenweise liegen gelassen wurden. „40 Minuten lang waren wir gut, danach haben wir schlecht gespielt, Bälle verloren und Chancen vergeben“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen.

Doch bereits am Samstag geht es für die Löwen in der Handball-Bundesliga weiter. Um 15 Uhr kommt HBW Balingen-Weilstetten zum Landesderby in die SAP Arena. Die Schwaben haben Mitte dieser Woche ihren Trainer Markus Gaugisch entlassen und damit auf die prekäre Situation im Tabellenkeller reagiert. Über einen Nachfolger hat HBW bis gestern keine Mitteilung gemacht. „Ich gehe mit einem guten Gefühl in die letzten drei Spiele des Jahres, am Samstag gegen Balingen, dann ganz wichtig, am 23. in Kiel und am 26. Dezember das schwere Heimspiel gegen Magdeburg“, sagt Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen vor der weiteren Terminhatz bis zum Jahresende und vor der EM-Pause.

Von Hasso Waldschmidt