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Vorletzter Heimauftritt im Jahr 2015
Löwen empfangen morgen den HBW Balingen-Weilstetten
Die Geschichte vom Dorf mit den widerspenstigen Galliern, die es immer wieder mit übermächtigen Gegnern aufnehmen, kennt dank Asterix und Obelix jedes Kind. Und da vor rund 3000 Jahren die Kelten auch auf der Zollernalb ihre Spuren hinterließen, ist die medienwirksame Selbstwahrnehmung des HBW Balingen-Weilstetten als „Gallier von der Alb“ sogar historisch etwas gerechtfertigt – vom seit dem Bundesliga-Aufstieg 2006 erfolgreichen Kampf gegen die meist übermächtigen Gegner einmal ganz abgesehen. Die Schwaben gefallen sich deshalb in der Rolle des eigenwilligen Außenseiters, und nach neun Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit zum Oberhaus ist der Anspruch auch in diesem Jahr gewohnt bescheiden. „Nach wie vor spielen wir gegen den Abstieg. Der HBW ist einer von vielen Vereinen aus der unteren Tabellenhälfte mit ähnlichem Etat und ähnlichen Möglichkeiten. Wir müssen versuchen, schnell die nötigen Punkte gegen den Abstieg zu sammeln“, formulierte Trainer Markus Gaugisch vor der Saison das altbekannte Ziel: Klassenerhalt. Dieses Ziel wird Gaugisch selbst mit dem HBW nicht mehr erreichen. In der vergangenen Woche wurde der Handballehrer von seinen Aufgaben entbunden.
„Wir sehen unser Saisonziel, den Klassenerhalt als stark gefährdet an und haben in den letzten Tagen versucht eine gemeinsame Vorgehensweise zu finden. Wir konnten aber keinen gemeinsamen Weg finden“, teilte HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel die Entscheidung der Trainer-Freistellung am Dienstagnachmittag mit. Dabei hat der kommende Löwen-Gegner jede Menge Erfahrung im Kampf um den Klassenerhalt. Zu mehr als Platz 13 reichte es in den ersten sieben Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit schließlich nie, am Ende der Saison 2013/2014 hatte es den HBW auf Rang 16 sogar erwischt: Balingen-Weilstetten war sportlich abgestiegen. Aufgrund der erstinstanzlichen Lizenzverweigerung für den HSV Hamburg bekam Balingen dann zwar wieder einen Startplatz in der 1. Liga, sollte diesen mitten in der Sommerpause aber wieder abgeben, weil die Lizenzierungskommission der Handball-Bundesliga den Hamburgern plötzlich eine zweite Chance gab. Die widerspenstigen „Gallier“ bestritten daraufhin den Weg vors Gericht und bekamen mit einer einstweiligen Verfügung Recht. Die Bundesliga musste deshalb in der vergangenen Saison ausnahmsweise mit 19 Mannschaften spielen. Und kurioserweise startete Balingen-Weilstetten trotz des juristischen Gezerres vor der Saison durch und war mit Platz elf so gut wie nie.
Helfen im Kampf um den Klassenerhalt soll auch der 35-jährige Abwehrspezialist Davor Dominikovic, der in der laufenden Saison vom HSV zum HBW kam und in seiner langen Karriere 2003/2004 auch schon das Trikot der SG Kronau/ Östringen trug. „Für mich ist es sehr reizvoll, mit meinem Einsatz und meiner Erfahrung meinen Teil dazu beitragen zu können, den Klassenerhalt zu schaffen,“ sagt der Kroate zu seinem Wechsel von der Elbe an die Eyach. „Mit seiner Erfahrung, vor allem im Abwehrbereich, wird Dominikovic beim HBW eine wichtige Rolle spielen“, ist Strobel sicher, dass es wieder aufwärts geht – und die Geschichte vom Dorf mit den widerspenstigen Galliern noch ein paar Kapitel lang weitergeht. „Natürlich waren wir mit dem Saisonauftakt nicht zufrieden, das hatten wir uns anders vorgestellt“, hatte sich auch der ehemalige HBW-Abwehrchef und neue Geschäftsführer Wolfgang Strobel etwas mehr erwartet, als inmitten der fünf Mannschaften am Tabellenende um zwei der rettenden Plätze zu spielen. Selbst die Heim-Bilanz – sonst immer die große Stärke der Schwaben – fiel bislang sehr bescheiden aus, was den HBW inzwischen zum Handeln bewog.
Die Löwen rechnen gegen den HBW in der morgigen Partie, Anwurf 15 Uhr SAP Arena, Eintrittskarten noch an der Abendkasse, mit rund 9000 Besuchern. „Es freut uns sehr, wie uns die Zuschauer in den vergangenen Spielen unterstützen. Wir hatten auch schon gegen den VfL Gummersbach eine tolle Kulisse, die uns als Mannschaft noch einmal Kraft gibt. Die letzten Spiele im Jahr gehen nämlich ganz schön an die Substanz“, weiß Löwen-Spielmacher Andy Schmid, der genau wie Trainer Nikolaj Jacobsen sich vor dem Spitzenspiel beim THW Kiel in der kommenden Woche keinen Ausrutscher mehr erlauben will. „Balingen ist eine Mannschaft, gegen die kein Team der Liga gerne spielt. Hinzu kommt jetzt noch ein Trainerwechsel, der mit Sicherheit noch einmal neue Kräfte freisetzen wird. Für uns zählt morgen aber nur ein Sieg“, so Jacobsen.