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„Muss nicht bei Null anfangen“

Rückraumspieler Nikola Manojlovic vor dem Heimspiel gegen den TBV Lemgo im Interview

Die Rhein-Neckar Löwen kehren nach vier Wochen und vier Auswärtspartien in der DKB Handball-Bundesliga in ihre Heimspielstätte SAP Arena zurück. Dort kreuzt am Mittwoch (20.15 Uhr) der TBV Lemgo auf. Die Halle öffnet um 18.45 Uhr, es gibt noch Tickets an der Abendkasse. Vor dem Duell gegen die Ostwestfalen sprachen wir mit einem Neuen – und doch alten Bekannten: Rückraumspieler Nikola Manojlovic stand uns Rede und Antwort.

Nach deinem kurzfristigen Wechsel im Sommer hattest du erwartet, dich schnell einleben zu können, weil du ja schon vieles aus deiner ersten Zeit bei den Löwen kennst. Hat sich das in deinen ersten Wochen bestätigt? Ist dir einiges leichter gefallen, als 2009?

Nikola Manojlovic: Ja, auf jeden Fall, man kommt schneller in das Spielsystem, kennt die Laufwege von einigen Mitspielern, die damals schon da waren, kennt sich in den Hallen aus, weiß, wo die Physiotherapeuten zu finden sind. Das macht natürlich vieles einfacher. Auch abseits des Sports musste ich nicht lange fragen, wo man zum Beispiel einen Kaffee trinken kann. Man muss nicht bei Null anfangen, das macht das Leben viel leichter und man kann sich außerdem voll auf den Sport konzentrieren.

Auch auf dem Spielfeld scheinst du dich schnell zurechtgefunden zu haben. Vor allem in der Abwehr bekommst du viele Spielanteile. Bist du mit deiner Rolle zufrieden oder würdest du auch im Angriff gerne mehr Verantwortung übernehmen?

Manojlovic: Ich hatte in der Mitte der Vorbereitung etwas Probleme mit dem Knie und dem Rücken, das war ein schlechtes Timing, weil man da schnell aus dem Rhythmus kommt. Aber inzwischen ist wieder alles in Ordnung. Die Abwehrarbeit ist natürlich Teil meiner Rolle hier, die ich gerne für die Mannschaft erfülle. Ich kann mich sicher auch im Angriff noch mehr einbringen, aber das entscheidet natürlich der Trainer.

Du bildest im Mittelblock mit Gedeon Guardiola ein nur schwer zu überwindendes Bollwerk. Bist du überrascht, dass ihr euch so schnell verstanden habt?

Manojlovic: Es dauert nur lange, zusammenzufinden, wenn man einen schlechten Spieler neben sich hat. Aber Gedeon ist ein absoluter Weltklassespieler in der Abwehr, da fällt es natürlich leicht, schnell die richtige Abstimmung zu finden. Von daher hatte ich das nicht anders erwartet.

In welcher Sprache sprecht ihr euch ab?

Manojlovic: Die Sprache in der Mannschaft ist Deutsch. Gedeon hat hier wie sein Bruder Isaias schon große Fortschritte gemacht und das klappt ganz gut. Aber auf dem Handballfeld geht das auch mal mit Zeichen, Händen und Füßen. Entscheidend ist letztlich das Ergebnis und das haben wir bisher immer ganz gut hinbekommen.

In der Bundesliga habt ihr einen guten Start hingelegt. Hast du das so erwartet?

Manojlovic: Erwarten kann man das sicher nicht, dafür ist die Liga zu stark und ausgeglichen. Aber gewünscht haben wir uns das natürlich schon. Insgesamt können wir sicher zufrieden sein. Zu Hause haben wir gegen ein Spitzenteam wie Flensburg gewonnen und den Punkt, den wir in Göppingen etwas unnötig hergegeben haben, haben wir uns in Magdeburg wieder geholt, als wir schon fast verloren hatten. Wir haben also immer noch eine gute Ausgangsposition.

Am Mittwoch geht es gegen den TBV Lemgo. Nach fast einem Monat in anderen Hallen, freut ihr euch sicher, mal wieder in der SAP Arena einzulaufen, oder?

Manojlovic: Ja, natürlich. Das war jetzt eine ganz schön lange Zeit. Deshalb möchten wir unseren Fans einen Grund geben, sich freuen zu können, und wir freuen uns natürlich auch, in unserer gewohnten Umgebung antreten zu können. Das gibt zusätzliche Sicherheit.

Hast du dich schon mit Lemgo beschäftigt oder schaut ihr bei Heimspielen zuerst auf eure eigene Leistung?

Manojlovic: Ich muss ehrlich sagen, dass ich nach den drei Jahren, in denen ich in Slowenien gespielt habe, bei manchen Vereinen nicht mehr so im Bilde bin. Es sind viele junge Spieler nachgekommen, da muss ich mir sicher noch ein paar neue Namen einprägen. Auch bei Lemgo ist das der Fall, mit der Mannschaft von vor drei Jahren hat der TBV nicht mehr viel gemeinsam. Aber unsere Trainer bereiten uns schließlich immer sehr akribisch mit vielen Video-Sequenzen vor. Es sollte für mich und unsere Mannschaft also keine großen Überraschungen geben.

Was ist generell möglich mit diesem Löwen-Team? Ihr habt euch nach dem ersten Viertel der Saison einen Platz unter den Mannschaften gesichert, die Kiel dicht auf den Fersen sind . . .

Manojlovic: Das stimmt. Aber es stimmt eben auch, dass erst ein Viertel der Spielzeit vorüber ist. Wir haben noch einen sehr langen Weg zu gehen und die Belastung in der Champions League hat jetzt erst so richtig begonnen. Natürlich haben wir eine gute Ausgangsposition, aber wohin die Reise geht, werden wir sicher erst im Dezember sehen, wenn es auf die Halbzeit der Saison zugeht.

In der Champions League steht aus zwei Spielen bisher nur ein Punkt zu Buche, aber zuletzt in Veszprem habt ihr gezeigt, dass ihr auch europäisch mithalten könnt. War das eines eurer besten Spiele bisher?

Manojlovic: Das war sicher ein sehr gutes Spiel von uns, wir hatten sogar die Chance, in einer der heißesten Hallen Europas zu gewinnen. Aber unser bestes Spiel war das noch nicht, wir können es sicher noch besser. Und wie eng es in der Champions League zugeht, haben wir ja auch zu Hause gegen Zaporozhye gesehen. In der Königsklasse geben alle Teams nochmal 30 Prozent mehr als sonst.

Am Wochenende geht es nach Celje. Du kennst den Klub aus der slowenischen Liga. Was erwartet die Löwen dort? 

Manojlovic: Wieder eine sehr laute und unangenehme Atmosphäre. Und wie stark Celje spielen kann, haben wir im vergangenen Jahr gesehen, als sie den THW Kiel geschlagen haben. In Slowenien wird traditionell immer eine gute Jugendarbeit gemacht und es kommen ständig Talente nach. Mannschaften wie Celje und ihre Fans leben für die Champions League, wir dürfen uns da auf keinen Fall überraschen lassen.

Bist du nach der Erfahrung in Slowenien froh, wieder in der Bundesliga zu sein?

Manojlovic: Auch in Slowenien wird guter Handball gespielt, aber die Liga ist natürlich nicht so ausgeglichen. In der Bundesliga wird man in jedem Spiel voll gefordert und das möchte doch jeder in seinem Beruf. Dafür bin ich Handball-Profi.

Hat sich deine Familie auch wieder schnell in Deutschland eingelebt? Wo habt ihr euch eingerichtet? 

Manojlovic: Ich habe inzwischen eine Wohnung in Leimen, mit Zarko Sesum und Rajko Prodanovic haben wir da eine kleine Jugo-Kolonie (lacht). Meine Frau Ivana ist mit unserem Sohn Mateja mittlerweile wieder nach Belgrad zurück, weil dort im Dezember unsere Tochter zur Welt kommen soll. Sie wollte so kurz vor dem Geburtstermin dann nicht mehr fliegen. 

Wenn die Familie nochmals Zuwachs bekommt, machst du dir sicher auch Gedanken um die Zukunft. Bei den Löwen hast du nur einen Vertrag bis Saisonende. Wie siehst du deine Perspektiven?

Manojlovic: Da habe ich keinen Stress, der Verein wird zunächst einmal mit den Spielern sprechen, die schon länger hier sind, mit den ersten haben sich die Löwen auch schon geeinigt. Ich versuche, hier erst einmal einen guten Job zu machen, alles andere wird man sehen.