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Muster-Profi ohne Grenzen

Sebastian Heymann bringt alles mit zu den Rhein-Neckar Löwen, was ein Handballer auf höchstem Niveau mitbringen kann

Muster-Profi ohne Grenzen: Sebastian Heymann bringt alles mit zu den Löwen, was ein Handballer auf höchstem Niveau mitbringen kann
Geballte Faust: Sebastian Heymann im DHB-Trikot.

„Das kann eine richtig tolle Saison werden“, sagt Sebastian Heymann. Die Vorfreude auf seine erste Spielzeit im Trikot der Rhein-Neckar Löwen ist dem 1,98-Meter-Mann anzumerken. Dabei sind die Löwen überhaupt erst der dritte Verein in seinem Handballerleben. So entschlossen er auf dem Feld agiert, so reflektiert plant er seine Karriereschritte. Im direkten Austausch wird schnell klar: Mit „Basti“ Heymann bekommen die Löwen einen Muster-Profi ohne Grenzen, der ganz genau weiß, was er will, und für dessen Perspektiven es praktisch kein Limit gibt.

Bundestrainer Alfred Gislason ist ein Freund klarer Worte. Das gilt für Kritik genauso wie für Lob. 2022, kurz vor dem Start der EM in Ungarn und der Slowakei, sagte er über den künftigen Rhein-Neckar Löwen: „Sebastian Heymann weiß gar nicht, was er alles kann.“ Zum Glück weiß es der Bundestrainer, und so hat Herr Gislason den 26-Jährigen jüngst in den vor-finalen 17er-Kader für die Olympischen Spiele nachnominiert. Auch bei der Heim-EM im Januar dieses Jahres hatte der Isländer auf den Süddeutschen gesetzt und war, mit Blick auf die aktuelle Nominierung, nicht enttäuscht worden.

Für Sebastian Heymann geht mit dem Paris-Ticket ein Traum in Erfüllung: „Die Vorfreude ist natürlich riesig, Deutschland bei den Olympischen Spielen vertreten zu dürfen. Es ist eins der größten Sporthighlights, die es gibt, weil aus vielen Sportarten und Disziplinen die besten Athletinnen und Athleten teilnehmen und sich miteinander messen.“ Worauf er sich am meisten freut? „Auf die Eröffnungsfeier, die Handballspiele und viele weitere Wettkämpfe mit deutscher Beteiligung“, sagt der gebürtige Horkheimer, der aufgrund seiner vielseitigen Qualitäten eine zentrale Rolle spielen könnte bei dem größten Sportereignis der Welt.

Muster-Profi ohne Grenzen: Modellathlet für alle Phasen des Spiels

Muster-Profi ohne Grenzen: Sebastian Heymann bringt alles mit zu den Löwen, was ein Handballer auf höchstem Niveau mitbringen kann
Sebastian Heymann als Göppinger gegen die Löwen.

Sowohl in Göppingen als auch in der Nationalmannschaft war bzw. ist der Modellathlet in allen Phasen des Spiels von tragender Bedeutung. In der Abwehr spielt er im Innenblock, bei Ballgewinn ist er der perfekte Umschaltspieler, im gebundenen Angriff kann er für jede Lage eine Lösung finden, egal ob per Durchbruch oder aus der Distanz. Wenn es nach dem Bundestrainer geht, sollte die Option Fernwurf stets als erste Wahl geprüft werden. Verbrieft ist folgende Gislason-Aussage: „Warum sollte Basti auf sechs Meter gehen, wenn er doch einfach aus zehn Metern werfen kann?“

Seine Wurfgewalt ist es auch, die Sebastian Heymann den Weg in den Profi-Handball ebnet. Mit 17 Jahren debütiert er bei seinem Heimatverein TSB Heilbronn-Horkheim, der damals wie heute in der Dritten Liga spielt. Hier ist Heymann regelmäßig Top-Torschütze und mehr als nur auf dem Zettel eines benachbarten Bundesligisten. Frisch auf! Göppingen macht sich die Heimatverbundenheit des Ausnahmetalents zunutze, holt den Hünen ein Jahr nach dessen Drittliga-Debüt zu sich und lässt ihn am 11. September 2016 zum ersten Mal von der Leine. Gegen GWD Minden braucht der Rückraum-Linke rund 25 Minuten für sechs Tore. So kann man seine Profi-Karriere starten!

Am Ende der Saison 2016/17 erlebt Sebastian Heymann seine erste Sternstunde. Mit Frisch auf! steht er im Halbfinale des EHF-Cup, steuert zum 33:29 über den SC Magdeburg einen Treffer bei und zieht mit seinem neuen Club direkt in ein europäisches Finale ein. Beim 30:22 über die Füchse Berlin erzielt er zwar keinen Treffer – auf seiner Position ist Lars Kaufmann der Star, netzt gleich achtmal ein. So oder so ist der junge Mann mittendrin in den Feierlichkeiten und kostet zum ersten Mal von jenem Erfolg, für den er seit Beginn seiner Handballzeit so viel zu investieren bereit ist. In Sachen Ehrgeiz und Fleiß, das attestieren ihm sämtliche Trainer, macht dem Horkheimer niemand etwas vor.

Muster-Profi ohne Grenzen und gestärkt von schweren Verletzungen

Muster-Profi ohne Grenzen: Sebastian Heymann bringt alles mit zu den Löwen, was ein Handballer auf höchstem Niveau mitbringen kann
Sebastian Heymann erzielt den Siegtreffer gegen die Löwen.

Umso schmerzhafter fällt der erste Rückschlag aus. In der Saison 2017/18, seiner ersten als Vollzeit-Profi im Frisch-auf-Trikot, zieht sich Sebastian Heymann einen Mittelfußbruch zu, fällt damit über vier Monate lang aus. Es ist der Beginn einer teils tragische Züge annehmenden Verletzungshistorie, die seinen rasanten Aufstieg immer wieder ausbremst. Im Oktober 2019 reißt das Kreuzband im rechten Knie, im Mai 2022 das im linken Knie. Mehr als zwei Jahre kosten ihn diese schweren Verletzungen, so dass der eigentlich so verlässliche Mannschaftsspieler in insgesamt acht HBL-Spielzeiten für Frisch auf! gerade einmal auf 106 Einsätze kommt.

Wie groß das Potenzial Heymanns ist, lässt sich daran ablesen, dass er trotz dieser harten Rückschläge seinen Weg geht. Am 9. März 2019 gibt er sein Länderspiel-Debüt in der deutschen A-Nationalmannschaft. Solche Erfolgserlebnisse bauen ihn genauso auf wie das für ihn so wichtige Netzwerk aus Familie und Freunden. Mit Papa Martin geht er regelmäßig angeln, mit seinen Freunden wandern. Ein ganz wichtiger Anker in seinem Leben ist Freundin Ana. Zudem beginnt er eine Ausbildung zum Finanz- und Vermögensberater, baut sich neben dem Handball ein zweites berufliches Standbein auf.

„Brisant“, das Boulevard-Magazin der ARD, bezeichnet ihn im Zuge der Vorstellung des EM-Kaders 2024 als „sparsamen und bescheidenen Schwaben“, für den das persönliche Umfeld eine herausragende Rolle spielt. Die Wahl seines neuen Wohnortes fällt entsprechend strategisch aus: „Mit meiner Freundin habe ich eine neue Heimat in Wiesloch gefunden, das passt für uns beide von den Strecken sehr gut. Wir sind nahe bei unseren Eltern, ich bin schnell am Trainingszentrum und auch die SAP Arena sowie Heidelberg sind nicht allzu weit weg.“

Muster-Profi ohne Grenzen: „Freue mich auf Tempohandball“

Über die sportlichen Motive seines Wechsels sagt der zielstrebige junge Mann: „Ich freue mich sehr auf einen neuen Trainer mit Tempohandball, der jeden einzelnen Spieler bessermacht und auch mir dabei helfen kann, mein altes Niveau wieder zu erreichen und weiter zu steigern.“ Mit Blick auf seine neuen Mitspieler fällt die Vorfreude genauso groß aus: „Ich freue mich sehr auf die kommende Saison mit den Löwen. Wir haben ein junge und hungrige Mannschaft mit tollen Charakteren und sehr viel Qualität auf allen Positionen. Das kann eine richtig tolle Saison werden, die nicht nur uns Spielern, sondern auch den Fans viel Spaß macht.“

Apropos Spaß: Löwen-Trainer Sebastian Hinze freut sich auf seinen Vornamens-Vetter genauso wie dieser auf die Löwen. Auf den Neuzugang für den linken Rückraum angesprochen, gerät der sich sonst eher nüchtern ausdrückende Wuppertaler regelrecht ins Schwärmen, betont dessen Vielseitigkeit genauso wie dessen „generell herausragende Qualitäten“ auf dem Handballfeld. Schnell wird klar: Hier kommt einer der absoluten Wunschspieler von Sebastian Hinze. Einer, der wie gemacht ist für das System des Trainers, das auf Tempo und Flexibilität genauso ausgelegt ist wie auf mannschaftliche Geschlossenheit und erhöhte Arbeitsmoral.