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Myrhol grübelt und kann sein Glück kaum fassen

Mannheim. Bjarte Myrhol musste sich mal wieder gedulden. War es im Sommer noch die Bandscheibe, versetzte ihn nach der EM im Januar eine Nackenverletzung in den unfreiwilligen Ruhestand. Anfang März feierte der norwegische Kreisläufer sein Comeback in der Champions League, gegen Melsungen war der große Kämpfer auch in der Bundesliga wieder dabei, bevor er am Sonntag gegen Hannover-Burgdorf nochmals zuschauen musste.

Umso eindrucksvoller meldete sich Myrhol nun beim 37:24 gegen den TSV Dormagen zurück. Mit seinen 15 Toren jagte er zwischenzeitlich sogar den sensationellen Vereinsrekord von Uwe Gensheimer, der gegen Balingen 17 Mal getroffen hatte.

Obwohl der Torjäger vor dem Dormagener Kasten stets die richtige Antwort parat hatte – auf die Frage, ob er schon einmal so viele Treffer in einem Spiel markiert hat, war der 27-Jährige zunächst sprachlos. „Ich glaube, es waren mal 13. Aber 15 Treffer? Das ist wohl meine Bestmarke“, grübelte der Norweger, der gleich die Beweggründe für seinen Tordrang mitlieferte: „Ich habe lange warten müssen und wollte einfach zeigen, wie hart ich trainiert habe.“ Das gelang ihm eindrucksvoll beim erweiterten Gegenstoß und beim Positionsspiel. „Wir wollten gegen die offensivere TSV-Abwehr über den Kreis zum Erfolg kommen. Bjarte hat das sehr gut umgesetzt“, freute sich auch Trainer Ola Lindgren mit seinem Weggefährten aus Nordhorner Tagen.

Doch es war nicht nur die Gala des Skandinaviers, die Fans und Verantwortliche wieder optimistischer stimmte. Die gesamte Mannschaft meldete sich nach dem Zittersieg gegen Hannover eindrucksvoll zurück. „Wir haben einen Klassenunterschied gesehen“, meinte Geschäftsführer Thorsten Storm, Dormagens Coach Kai Wandschneider machte zeitweise sogar einen Zwei-Klassen-Unterschied aus. Und als dann die Flensburger Niederlage gegen Hamburg unter Dach und Fach war, war der Abend vollends gelungen.

„Jetzt haben wir wieder Kontakt“, blickte Lindgren auf die Drei-Punkte-Lücke zur SG, Platz drei und die damit verbundene direkte Champions-League-Qualifikation. Auf ein Wildcard-Turnier, das die EHF wieder ausrichten und an dem, wie der europäische Verband auf Nachfrage bestätigte, der Tabellenvierte aus der Bundesliga höchstwahrscheinlich teilnehmen wird, will sich schließlich niemand verlassen.

Die Königsklasse ist auch der nächste Fixpunkt am Löwen-Himmel: Am Samstag (17 Uhr/live bei Eurosport) steht das Achtelfinal-Hinspiel bei BM Valladolid an. „Da werden noch andere Qualitäten als zuletzt gefragt sein“, weiß Trainer Lindgren um die schwierige Aufgabe, die aber zugleich eine Herausforderung ist. „Das sind die Momente, für die wir Handball spielen“, ist Myrhol heiß auf den Vergleich. Seine 15 Tore werden sich bis Samstag bestimmt auch bis nach Valladolid herumgesprochen haben.

Von Thorsten Hof

 25.03.2010