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Nach dem 30:34 gegen Szeged wird es richtig, richtig schwer (RNZ)

Es waren immer wieder die gleichen Worte, die vergangene Woche im Umfeld der Rhein-Neckar Löwen fielen. Wörter wie Polster oder Ausgangslage. Spieler, Verantwortliche, Fans – alle sagten sie. Gestern Abend war nämlich mal wieder Champions-League-Zeit. Die K.o.-Phase begann mit dem Achtelfinal-Hinspiel der Badener gegen Pick Szeged. Die Vorzeichen waren klar: Es war keine Übermannschaft, die da anreiste. Nicht für diese Löwen. Denkste: Das Viertelfinale ist für die Badener seit gestern Abend in ganz weite Ferne gerückt: Szeged stürmte die SAP Arena, gewann vor 3 370 Zuschauern mit 34:30 (16:17).

„So haben wir uns das natürlich nicht vorgestellt“, grübelte Oliver Roggisch, der Co-Trainer der Löwen, „aber unsere Abwehr war einfach schlecht.“ Ausgeschieden sind die Löwen noch lange nicht, allerdings wird es nun richtig, richtig schwer. Nationalspieler Patrick Groetzki sieht es ähnlich. Der Rechtsaußen: „Wir haben sicher das Zeug dazu, mit fünf Toren in Szeged zu gewinnen, aber dazu müssen wir deutlich besser spielen.“

Bevor es losging, gab es erstmal etwas zu feiern: eine Rückkehr. Gedeon Guardiola stand erstmals seit seiner Schulterverletzung wieder im Kader. Mit Applaus wurde der Abwehr-Held empfangen. Der verstummte dann aber schnell: Szeged beeindruckte. Robust traten sie auf, mit ganz breiter Brust. Absetzen war jedenfalls nicht – trotz Überzahl. Im Gegenteil: Es stand 4:6 (10.). Die Ideen fehlten und auch Keeper Niklas Landin war noch nicht in Topform.

Als dann wenig später gar ein 4:8 vom Videowürfel leuchtete, reagierte Trainer Nikolaj Jacobsen. Der Däne bat zur Auszeit, wollte wachrütteln, aufmuntern. Ein gut gemeinter Versuch, aber nicht die Lösung. Die Gelben liefen weiter hinterher (7:11/18.). Und nun musste auch Landin dran glauben: Der Weltstar stiefelte mit hängenden Schultern zur Bank und Ersatzmann Bastian Rutschmann stürmte auf die Platte. Dass die Löwen zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch in Schlagdistanz waren, hatten sie auch ihrem Ass von der Königsposition zu verdanken. Kim Ekdahl du Rietz war in der Anfangsphase nämlich immer dann da, wenn vorne nichts mehr ging. Mit Toren, mit Pässen, mit seiner ganzen Wucht. In der 22. Minute schlug der Zopfträger bereits zum fünften Mal zu. Doch Du Rietz hin oder her, irgendwie fühlte man sich im „Ufo“ zwangsläufig an die kürzliche 28:35-Königsklassen-Ohrfeige gegen Vardar Skopje erinnert. Denn auch diesmal war die Abwehr nicht wirklich eine.

Bis zur 25. Minute wohlgemerkt. Kurz nach dem niederschmetternden 12:16 zündete nämlich plötzlich der gelbe Turbo. Konter um Konter wurde gefahren und erfolgreich abgeschlossen: Myrhol, Kneer, Groetzki, Gensheimer, Petersson: 17:16. Pause. Unglaublich.

So konnte es weiter gehen, ging es aber nicht. Szeged tat die Pause gut. Die Ungarn kamen mit viel Dampf zurück, übernahmen prompt wieder das Kommando, legten wieder drei Treffer vor (22:25/43.). Ernüchternd. Trotzdem hoffte man weiter auf die Wende – aber sie kam nicht.

Wachgerüttelt wurden die Löwen bereits gestern Morgen. Vormittags rotierten die Kugeln, die Paarungen für das Final Four um den DHB-Pokal wurden ausgelost. Und für die Gelben kommt’s wie im Vorjahr: Am 9. Mai geht es in Hamburg im Halbfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt. Der amtierende Champions-League-Sieger also. Jacobsen nimmt es dennoch gelassen: „Bei einer Pokalendrunde gibt es keine leichten Gegner mehr. Flensburg gehört seit Jahren zu den besten Teams der Liga und wird uns im Kampf um den Einzug ins Finale alles abverlangen.“ Im zweiten Semifinale stehen sich die Berliner Füchse und der SC Magdeburg gegenüber.

Themenwechsel: Auf der anderen Rheinseite wurde gestern bekannt, dass Kreisläufer Erik Schmidt die TSG Friesenheim verlassen wird. Demnach hat ein deutscher Top-Klub den Nationalspieler an der Angel. Nennen wollte der 21-Jährige den Verein aber nicht, weil aktuell noch letzte Vertragsdetails geklärt würden. Werden es am Ende die Löwen? Es ist kein Geheimnis, dass der 2,04 m-Mann auch schon auf dem Löwen-Radar aufgetaucht ist. Kann man jetzt Vollzug melden, Herr Lamadé? Der Geschäftsführer: „Zu Transfers äußere ich mich nicht.“

Von Daniel Hund