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Nach dem Schmerz kommt der Stolz

Am Tag nach dem hoch verlorenen Finale zieht David Späth Olympia-Bilanz und findet das deutsche Abschneiden „unfassbar“

Nach dem Schmerz kommt der Stolz. Am Tag nach dem verlorenen Finale zieht David Späth Olympia-Bilanz, findet das Abschneiden "unfassbar".
Jannik Kohlbacher hat allen Grund zum Jubeln bei Olympia.

Nach dem Schmerz kommt der Stolz. Juri Knorr blickte Richtung Hallendecke, schüttelte kurz mit dem Kopf, ein Handtuch um den Hals gelegt. Löwen-Kollege und Freund David Späth starrte ins Nichts. Die Enttäuschung über das 26:39 im Olympia-Finale gegen Dänemark, sie riss erst einmal alle mit, die so viele Hoffnungen in dieses Spiel und diese deutsche Handball-Nationalmannschaft gelegt hatten. Spieler wie Trainer, Fans wie Experten. Spätestens bei der Siegerehrung überwog dann aber der Stolz. Stolz auf Olympia-Silber, auf eine historische (Best-)Leistung und die schönste Form der Werbung für den Handballsport.

„Wir waren natürlich sehr unzufrieden mit diesem Ergebnis, weil es ganz einfach nicht dem gerecht wird, was wir in dem Turnier gespielt haben“, zieht David Späth am Tag danach Bilanz. Kapitän Johannes Golla sah es ganz ähnlich direkt nach dem Spiel, wollte von gemischten Gefühlen nichts wissen ob der „Riesen-Enttäuschung“ über die Final-Klatsche. Doch schon am selben Abend, im ausverkauften Stade de France bei der Abschlussfeier, konnten die deutschen Handballer wieder lachen und sich mitreißen lassen vom emotionalen Finale der Spiele von Paris.

„Nachdem die Niederlage verdaut war, haben wir uns alle riesig über die Medaille gefreut. Es ist eine olympische Silbermedaille. Das ist das Allergrößte. Mehrere Topteams geschlagen zu haben, das ist unfassbar“, sagt David Späth voller Stolz auf das Geleistete. Auch individuell: Zusammen mit Torwart-Kollege Andi Wolff wies er vor dem Finale die besten Werte des Turniers auf, noch vor Niklas Landin, Emil Nielsen und Gonzalo Perez de Vargas. Juri Knorr wurde zum dritten Mal in Folge bei einem großen Turnier ins All-Star-Team gewählt, genauso wie Renars Uscins, der mit Weltklasse-Leistungen in Serie zum neuen Superstar im deutschen und internationalen Handball avancierte.

Nach dem Schmerz kommt der Stolz: Löwen-Quartett kommt mit Rückenwind zurück

Gefeiert wurde der Erfolg einmal im Stadion und einmal im Deutschen Haus, am Montagmorgen ging es nach kurzer Nacht Richtung Heimat. In einer Woche meldet sich das Löwen-Quartett Knorr, Späth, Kohlbacher und Heymann zurück in der Heimat, steigt dann direkt ins Mannschaftstraining ein. Rückenwind bringen alle DHB-Löwen mit: Jannik Kohlbacher machte eine stabile Figur im deutschen Abwehrzentrum und wie immer am Kreis. Sebastian Heymann war auf halblinks die klare Nummer eins und wusste dieses Vertrauen mit Leistung zurückzuzahlen.

Bei Ivan Martinović, neben Heymann der zweite Löwen-Neuzugang mit Olympia-Teilnahme, sieht die Gefühlswelt nach den Spielen komplett anders aus. In der super-engen Gruppe 1 schafften seine Kroaten nicht den Sprung unter die besten Vier, mussten nach der Vorrunde bereits die Koffer packen. Individuell spielte der Halbrechte einmal mehr die erste Geige im Rückraum seiner Nationalmannschaft. Allein es sollte nicht reichen. Kroatien landete hinter Deutschland, Spanien, Slowenien und Schweden auf Rang fünf und schied überraschend früh aus.

Mikael Appelgren, als Ersatzmann für das Tor im schwedischen Olympia-Kader, kam nicht zum Einsatz, genoss aber sichtlich das olympische Flair dieser zauberhaften Spiele. Sportlich lief es hingegen äußerst unglücklich für die Skandinavier. Nach der Auftaktniederlage gegen Deutschland leistete man sich noch ein zweites schwächeres Spiel gegen Slowenien, wurde so nur Gruppenvierter, kam deshalb gegen Dänemark, lieferte dort das beste Spiel ab und verlor hauchdünn mit 31:32. Mehr Drama geht kaum – auch das sind Olympische Spiele.

Bilder: DHB