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Nach Hamburg zum Genießen (BNN)

Löwen zuversichtlich für neunte Final-Four-Teilnahme / Drei-Jahres-Vertrag für Torhüter Palicka

Draußen vorm Trainingszentrum der Rhein-Neckar Löwen in Kronau sprossen die Frühlingsblumen, drinnen blühte der Flachs. Die Stimmung war prächtig bei den Handballern aus Nordbaden zwei Tage vor dem Final Four im DHB-Pokal, obwohl die Löwen-Historie beim Endturnier in Hamburg eine einzige Geschichte des Misserfolgs ist. Achtmal waren die Löwen bereits dabei, mit vor Ort war immer auch Noch-Geschäftsführer Lars Lamadé – stets reiste der Bundesligist mit leeren Händen aus der Hansestadt zurück. „Deswegen bleibt Lars dieses Mal zu Hause“, juxte Trainer Nikolaj Jacobsen, als Lamadé über seine Vergangenheit beim Final Four „mit einmaliger Atmosphäre“ berichtete. Daheim bleibt der Manager natürlich nicht, denn die Geschichte wird vorm Halbfinale am Samstag (15 Uhr/Sport 1) gegen die SG Flensburg-Handewitt ausgeblendet (in der zweiten Partie stehen sich der SC Magdeburg und der Bergische HC gegenüber). Gegen den Titelverteidiger hatten die Löwen zuletzt dreimal in der Vorschlussrunde den Kürzeren gezogen.

„Das Schlimmste wäre, an die Vergangenheit zu denken. Es geht nur um die zwei Spiele in Hamburg. Wir sind in der Liga Tabellenführer, haben einen richtig guten Lauf und sollten das Final Four genießen“, erklärte Ko-Coach Oliver Roggisch. Auch Jabobsen sprach davon, dass die Ausgangslage heuer anders sei wegen der Tabellenführung: „Letztes Jahr führte Kiel, da war für uns der Druck größer. Wir können befreiter aufspielen. Wenn es nicht klappt, haben wir immer noch eine Titelchance.“
Im Gegensatz zu den Flensburgern, die in der Meisterschaft drei Punkte zurückliegen und in der Champions League ausschieden. Dass die SG am Mittwoch in Kielce gefordert war, wo sie 28:29 verlor, „sollte normalerweise für uns ein Vorteil sein. Wir haben die Reise nicht in den Knochen und konnten uns in Ruhe vorbereiten. Aber für Flensburg ist der Pokal die letzte Chance. Die werden alles reinhauen“, sagte Jacobsen, der mit dem THW Kiel 1999 und 2000 in Hamburg triumphiert hatte.
Jacobsen wird ab der kommenden Saison bei den Löwen nicht mehr exklusive Pokalsiegererfahrung haben – unabhängig vom Abschneiden am Wochenende. Denn ab Juli wird der Schwede Andreas Palicka als Nachfolger von Borko Ristovski die Stelle des zweiten Torhüters besetzen neben seinem Landsmann Mikael Appelgren. Palicka, der von 2008 bis 2015 in Kiel gespielt hatte und mit dem THW sechsmal deutscher Meister, viermal Pokalsieger und zweimal Champions-League-Sieger geworden war, unterschrieb bei den Löwen einen Drei-Jahres-Vertrag. In dieser Saison steht der 29 Jahre alte Nationalspieler bei Aalborg Handbold in Dänemark im Tor.
„Andreas ist ein aggressiver Torhüter, der viel rausspringt. Er passt sehr gut zu unserer Abwehr und verfügt auch über eine gute Mentalität. Es ist immer gut, Leute zu verpflichten, die schon viel gewonnen haben und so eine Mannschaft weiterbringen“, kommentierte Jacobsen den Transfercoup.
Am Wochenende aber müssen es die bislang Zukurzgekommenen alleine richten. Viel werde es darauf ankommen, „einen der besten Torhüter der Welt zu überwinden“, sagte Jacobsen, der Mattias Andersson meinte. „Wir haben zuletzt in Mannheim und vor einem Jahr in Hamburg verloren, weil wir einfach nicht genug Tore erzielt haben.“ Zudem sei wichtig, defensiv gut zu stehen. Ob dabei Abwehrchef Gedeon Guardiola mithelfen kann, ist noch fraglich. Der Spanier laboriert an einer Bauchblessur, er wird heute vor dem Abflug nach Hamburg einem Härtetest unterzogen.
Von Reinhard Sogl