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Nach Sieg im Super Cup: Meister gegen Pokalsieger zum Ligastart

Löwen empfangen den SC Magdeburg

Innerhalb von nur drei Tagen kommt es am heutigen Samstag zum zweiten Aufeinandertreffen zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem SC Magdeburg. Nach dem PIXUM Super Cup am vergangenen Mittwoch starten beide Mannschaften heute um 15 Uhr in der SAP Arena in die Spielzeit 2016/2017. Eintrittskarten gibt es noch an der Tageskasse. „Ich erwarte erneut ein Duell auf Augenhöhe, der SCM ist ein Spitzenclub und wird uns alles abverlangen“, hofft Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen auf einen erfolgreichen Saisonauftakt. Doch auch die Gäste wittern ihre Chance, so kündigte Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert nach der Niederlage am Mittwoch in Stuttgart an, bis zum Wochenende die Lehren aus der Niederlage zu ziehen. Keine Frage, der amtierende Pokalsieger SC Magdeburg hat sich Schritt für Schritt zu einer richtigen Spitzenmannschaft entwickelt.

15 Jahre musste der SC Magdeburg auf einen nationalen Titel warten, im Mai gelang dann endlich der gleichermaßen ersehnte wie überraschende Coup im DHB-Pokal. Im Finale von Hamburg besiegten die Bördeländer den favorisierten Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt mit 32:30 und nahmen erfolgreich Revanche für die bittere Final-Niederlage ein Jahr zuvor, als der SCM den Norddeutschen erst im Siebenmeterwerfen unterlag. „Viele von unseren Jungs haben noch keinen Titel gewonnen. Das wird lange in unseren Köpfen bleiben“, sagte Robert Weber, der im Finale von 2015 einen Siebenmeter verworfen hatte und diesmal als bester Werfer des Final-Four-Turniers mit 22 Treffern geehrt wurde.

Trainer Bennet Wiegert, der erst im Dezember das Amt von Geir Sveinsson übernommen hatte und mit den Magdeburgern die Bundesliga-Saison auf einem enttäuschenden achten Platz beendete, konnte sein Glück kaum fassen. „Mir fehlen selten die Worte oder die Stimme, heute ist beides der Fall“, sagte der Coach. Handball – das ist im Traditionsstandort Magdeburg eine Riesennummer.

„Für die Stadt ist dieser Pokalsieg extrem wichtig. Wir sind einfach nur glücklich, dass wir nach langer Zeit mal wieder einen Titel gewinnen konnten“, sagte Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt. Rückraumspieler Jens Schöngarth, seit dieser Saison für FRISCH AUF! Göppingen aktiv, erinnert sich: „Als wir nachts zurück in Magdeburg mit dem Bus ankamen, erwartete uns schon die Polizei an der Autobahn, die uns bis zum Public Viewing eskortierte. Da wussten wir schon annähernd, was da gleich los sein wird. Diese Party war natürlich sensationell.“

Im offenen Doppeldeckerbus ging es am nächsten Tag durch die Stadt bis zum Alten Markt. Dort wurden die Helden von mehr als 6000 frenetischen Fans empfangen. „Der Blick vom Balkon des Rathauses war unglaublich“, blickt Schöngarth zurück auf seine Zeit beim Traditionsverein, der über ein unglaubliches Potenzial verfügt. Die GETEC Arena ist gefürchtet, die Fans sind sensationell, und lange Zeit waren auch die Erfolge groß. 1996 wurde der SCM erstmals gesamtdeutscher Pokalsieger, 2001 folgte die Deutsche Meisterschaft. Und nur ein Jahr später gewann der Klub die Champions League mit Ausnahmespielern wie Olafur Stefansson, der von 2009 bis 2011 auch für die Rhein-Neckar Löwen spielte. 2007 gewann der Klub noch einmal den EHF-Pokal, danach ging es sportlich und finanziell bergab. Der finanzielle Kollaps drohte, Magdeburg kämpfte plötzlich ums wirtschaftliche Überleben und gehörte sportlich nur noch zum oberen Tabellenmittelfeld.

Doch dem SCM gelang die Wende zum Guten – wenn auch nur mit kleinen Schritten. In der Saison 2014/2015 meldeten sich die Bördeländer zurück, mit Trainer Sveinsson beendete Magdeburg die Saison auf Platz vier und erreichte das Pokalfinale, das dramatisch verloren wurde. Doch in der vergangenen Runde gelang es dem SCM in der Bundesliga nicht, diese Leistung zu bestätigen. Prompt musste Sveinsson gehen. „Wir müssen realistisch bleiben“, sagt der Sportliche Leiter Steffen Stiebler „Es ist unwahrscheinlich, dass wir demnächst die Champions League gewinnen oder Deutscher Meister werden.“ Zu weit enteilt seien die Rhein-Neckar Löwen, der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt. Aber punktuell ärgern oder auch besiegen können die Magdeburger jede dieser drei Mannschaften. Das haben sie schon in der vergangenen Runde gezeigt, als die Löwen in Magdeburg nur knapp gewannen. Die Titelrivalen Kiel und Flensburg ließen in der Bördelandhalle sogar wichtige Punkte liegen.

In der neuen Saison möchte der SCM wieder etwas weiter oben in der Tabelle stehen, doch nach dem Rückschlag in der vergangenen Runde werden keine forschen Ziele formuliert. „Unsere Mannschaft befindet sich ein Stück weit im Umbruch. Das setzt sich nun fort. Wir haben gelernt, kleine Brötchen zu backen. Da fahren wir gut mit. Natürlich wollen wir in der Liga aber wieder besser dastehen“, sagt Geschäftsführer Schmedt, der mit dem SCM dank des Pokalsiegs auch wieder im EHF-Pokal aktiv ist: „Es ist extrem wichtig für unseren Verein, international zu spielen, um Sachsen-Anhalt und Magdeburg nach außen positiv zu verkaufen.“

Die Vorbereitung verlief für die Magdeburger recht ordentlich, die Generalprobe beim Klaus-Miesner-Gedenkturnier endete mit dem zweiten Platz. Im Finale gegen den Ligarivalen MT Melsungen setzte es eine 24:29-Niederlage, zuvor waren der SC DHfK Leipzig (31:29) und Gorenje Velenje aus Slowenien (30:25) bezwungen worden. Auffällig: Der SCM versuchte es in der Vorbereitung immer wieder, mit sieben Feldspielern zum Erfolg zu kommen. „Eigentlich ist es aus der Not geboren. Wir hatten keinen etatmäßigen Spielmacher und das neue Regelwerk gibt es ja her. Wir werden das sicher auch mal brauchen. Es wird sich weiter entwickeln. Ich bin aber skeptisch, dass das sehr oft angewendet wird“, sagte Wiegert, der wähjrend der Vorbereitung auf seine Regisseure Marko Bezjak und Christian O’Sullivan verzichten musste. Bezjak weilte mit seiner Nationalmannschaften bei den Olympischen Spielen. O`Sullivan ist neu beim SCM, fehlte aufgrund einer Knieverletzung.

Mit Mads Christiansen kam zudem noch ein erfahrener Halbrechter. Daniel Pettersson soll auf Rechtsaußen dem gesetzten Weber Druck machen. Keine Frage: Die Neuen stehen für Qualität – die Magdeburger greifen wieder an. Es wird spannend. „Es gibt sicher leichtere Mannschaft zum Saisonstart als den SC Magdeburg – aber wir werden wie schon in Stuttgart alles für den Sieg geben“, so Oliver Roggisch, Sportlicher Leiter der Rhein-Neckar Löwen. Die Gäste, die nach dem Spiel in Stuttgart bis zur heutigen Partie in Mannheim blieben und im Kronauer Trainingszentrum der Löwen trainierten, hoffen heute wieder auf Olympiasieger Jannick Green zurückgreifen zu können. Der Torhüter laboriert seit seiner Rückkehr aus Rio an Rückenproblemen, will aber unbedingt in der SAP Arena spielen. „Die Spiele gegen die Löwen waren immer knapp, ich möchte meiner Mannschaft helfen – wir können auch in Mannheim gewinnen“, so der Schlussmann.