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Nagelprobe für den Titelanwärter

Kronau/Östringen. Ola Lindgren will sich nicht genau festlegen. Ein Meistertipp ist dem Trainer der Rhein-Neckar Löwen nur insofern zu entlocken, als er die Sicherheitsvariante mit dem HSV Hamburg oder dem THW Kiel als Titelgewinner in der Handball-Bundesliga am Ende dieser Saison wählt. „Das sind die Topmannschaften. Die stehen ein Stück über allen anderen“, verrät der Schwede und vertritt damit die Meinung nahezu sämtlicher Fachleute.

Nachdem sein Team in eigener Halle gerade den Kielern denkbar knapp unterlegen ist, prüfen Lindgrens Schützlinge heute (20.15 Uhr/DSF) die Hamburger Titeltauglichkeit. Die Partie beginnt mit einer Schweigeminute für den an Hautkrebs gestorbenen Oleg Velyky, der sowohl bei den Löwen als auch beim HSV als Spielmacher Akzente gesetzt hatte.

„Favorit sind wir bestimmt nicht“, bekennt der Löwen-Trainer. Den Glauben an Erfolgsmöglichkeiten beim Gastspiel in der Hansestadt hat er deswegen nicht vollkommen verloren. „Wir haben nach der EM-Pause drei gute Spiele gemacht“, betont er. Die Pokalaufgabe in Göppingen haben die Gelb-Schwarzen gemeistert und die Champions-League-Hürde in Kielce genommen. Den THW Kiel haben sie gehörig ins Zittern gebracht.
Deswegen blicken sie dem ersten von zwei Auftritten binnen sechs Wochen in der Color Line Arena zuversichtlich entgegen. Dort wird das Final Four um den DHB-Pokal ausgetragen, wobei der badische Stammgast am 10. April im ersten Halbfinale (13.15 Uhr) auf den VfL Gummersbach trifft. Das Endspiel findet am 11. April um 13.15 Uhr statt. Uwe Gensheimer, in dieser Saison treffsicherster Werfer des Tabellenfünften, meinte in der Euphorie über seine zehn Tore in Kielce: „Ich gehe sehr positiv ins Spiel beim HSV. Dort wollen wir das erste Ausrufezeichen fürs Final Four setzen.“

Noch bedeutungsvoller als die Langzeitwirkung wäre ein Paukenschlag beim Kräftemessen mit dem Spitzenreiter für die aktuelle Situation der Löwen in der Bundesliga. Zumindest mittelfristig droht ihnen die SG Flensburg-Handewitt im Streben nach dem wichtigen dritten Tabellenplatz zu enteilen. „Die müssen auch noch gegen Kiel und Hamburg spielen“, erklärt Coach Lindgren und erwartet, dass die Entscheidung über Rang drei erst am 9. Mai beim direkten Duell der beiden Hauptanwärter in Flensburg fallen wird.

Den schwierigen Lösungsversuch der heutigen Aufgabe müssen die Löwen dezimiert starten. Gudjon-Valur Sigurdsson und Grzegorz Tkaczyk bleibt nur die Rolle der Daumendrücker. Bjarte Myrhol kann nur an erste Übungseinheiten denken. Somit verfügt Lindgren über den gleichen Kader wie in Kielce. Sein HSV-Kollege muss ebenfalls ein Personalproblem lösen. Nach dem Ausfall von Weltmeister Torsten Jansen grübelt Martin Schwalb über Alternativen für die Linksaußenposition.

Von Edgar Grünvogel

 17.02.2010