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Nielsen: Gudmundur ist unsere Medizin
Mannheim. Das Spiel war vorbei, der Sieg eingefahren. Und der Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Nielsen hob zufrieden den Daumen. Die Rhein-Neckar Löwen hatten den TV Großwallstadt mit 31:23 (14:12) geschlagen und in der Handball-Bundesliga die Tabellenführung übernommen. Nun stehen die Gelbhemden vor den Wochen der Wahrheit. Flensburg, Hamburg und drei Mal Kiel heißen die nächsten Aufgaben – den Löwen steht ein ganz heißer Spätherbst bevor.
„Wir wollten mit 22:0 Punkten starten, das war unser Ziel. Jetzt sind es 19:3 Zähler. Damit bin ich zufrieden, aber jetzt müssen wir zeigen, dass wir zu den besten Mannschaften gehören“, fordert Nielsen von seiner Mannschaft eine Fortsetzung der Erfolgsserie. Der ehrgeizige Däne will es wissen und endlich eine Gegenleistung für seinen immensen finanziellen Aufwand sehen. Deshalb hält er sich mit markigen Worten auch erst gar nicht zurück: „Aus den Bundesligaspielen gegen Flensburg, Hamburg und Kiel hätte ich gerne sechs Punkte. Das wäre optimal. Vier Zähler wären in Ordnung. Sollten wir nur ein Spiel gewinnen, leben wir immer noch.“
Nielsen weiß, dass die nächsten Wochen einen großen Einfluss auf den Saisonverlauf haben. „Die Duelle mit den Topklubs aus dem Norden werden zeigen, ob wir wirklich um die Meisterschaft mitspielen können“, sagt der Löwen-Boss, der großes Vertrauen in seine Mannschaft hat: „Wir müssen nur daran glauben, dass wir diese Partien gewinnen. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir sagen können: Unser Team ist stark genug, jedes Spiel für sich zu entscheiden.“
Keine Frage: Der Aufsichtsratsvorsitzende genießt den Augenblick, er kann sich an der Tabelle nicht sattsehen. Noch nie standen die Löwen so gut da, in den vergangenen Jahren war der Zug Richtung Meisterschaft stets früh abgefahren. Nun wittern sie Morgenluft.
Vor allem in den drei Begegnungen mit dem Branchenprimus THW Kiel wird sich zeigen, wie stark die Gelbhemden wirklich sind. „Bei den Partien gegen Kiel legen wir unseren Fokus auf das Bundesligaspiel“, blickt Nielsen auf das Kräftemessen am 1. Dezember in der Mannheimer SAP Arena. Erst an zweiter Stelle stünden die beiden Duelle mit dem Meister in der Königsklasse. „In der Champions League stehen wir mit dem THW zusammen auf Platz eins. Wir haben unsere Aufgaben bislang gut erledigt und dabei gezeigt, dass wir uns nicht vor Kiel verstecken müssen.“
Die Hoffnungen des Dänen ruhen allen voran auf Gudmundur Gudmundsson, den er nach der Entlassung von Trainer Ola Lindgren Ende September als neuen Coach installierte. „Gudmundur ist die Medizin, die wir gebraucht haben, um den nächsten Schritt zu machen. Wenn wir in den Bundesliga-Spielen gegen Flensburg, Hamburg und Kiel vier bis sechs Punkte holen, war der Trainerwechsel eine brillante Entscheidung“, sagt Nielsen, der Gudmundsson als akribischen Arbeiter beschreibt: „Unsere Mannschaft ist immer sehr gut vorbereitet, egal ob der Gegner Melsungen oder Barcelona heißt. Seit Gudmundur fürs Team verantwortlich ist, gehe ich mit einem guten Gefühl in die Halle. Denn ich weiß, dass der Trainer seine Hausaufgaben gemacht hat.“
Von Marc Stevermüer
08.11.2010