Veröffentlichung:

Niklas Landin: Spielverderber aus Berufung (MM)

Dass Niklas Landin ein Weltklasse-Torwart ist, hat keinen Neuigkeitswert. Doch beim 37:19 (18:7) gegen Hannover wuchs der Keeper der Rhein-Neckar Löwen nochmals über sich selbst hinaus.

Die Spieler der TSV Hannover-Burgdorf werden in der vergangenen Nacht äußerst schlecht geschlafen haben. Ihr wahrscheinlichster Albtraum ist zwei Meter groß, trägt ein rotes Trikot sowie eine schwarze Hose und dürfte in gruseligen Traumbildern immer wieder zwischen den Torpfosten bedrohlich auf sie zugekommen sein. Löwen-Torwart Niklas Landin war gestern der Matchwinner in der völlig einseitigen Partie der Badener gegen die ersatzgeschwächten Norddeutschen, die beim 37:19 (18:7)-Erfolg der Gelbhemden völlig chancenlos waren – nicht zuletzt wegen der überirdischen Leistung des dänischen Löwen-Keepers im ersten Durchgang

„Das war absolut überragend. Ich glaube, wenn Niklas so einen Tag erwischt, wollen die gegnerischen Spieler auch gar nicht mehr werfen“, kommentierte Geschäftsführer Thorsten Storm die Leistung des Schlussmanns, der es bis zu seiner Auswechslung auf 17 Paraden brachte. Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson wusste, dass zwischen den Pfosten und in der Defensive der Schlüssel zum Sieg lag. „Niklas hat eine überragende Leistung gezeigt, aber das hängt natürlich auch damit zusammen, wie wir in der Abwehr agiert haben. So konnten wir 22 Gegenstöße laufen. So eine Quote habe ich selten erlebt“, schaute der Coach stolz auf die Statistik.

Schon von Beginn an konnten sich die Badener, die erneut auf Kapitän Uwe Gensheimer verzichten mussten, auf ihren Rückhalt im Tor verlassen. Allein bis zum 8:3 (13.), lief der Tabellenzweite fünf Schnellangriffe, die ihren Ursprung im perfekten Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart hatten. Und weil die 18:1-Serie zuletzt gegen Magdeburg offenbar jede Menge Spaß gemacht hatte, legten die Gelbhemden auch gegen Hannover gleich wieder einen solchen unwiderstehlichen Lauf hin. Von 8:5 (14.) ratterte die Anzeigetafel bis zum 16:5 (27.) in einem durch. Landin brachte die Hannoveraner in dieser Phase fast zur Verzweiflung, vernagelte sein Tor, leitete einen Gegenstoß nach dem anderen ein und bot noch zwei Kabinettstückchen. Erst „köpfte“ der 25-Jährige einen Siebenmeter von Vasko Sevaljevic aus dem Winkel, den ihm der Montenegriner am Scheitel vorbeilegen wollte (25.). Und nur kurz später trug sich der Spielverderber aus Berufung mit dem 17:6 (29.) auch noch in die Torschützenliste ein. Die Norddeutschen hatten aufgrund einer Zeitstrafe den eigenen Kasten leerstehen lassen und versuchten es mit einem zusätzlichen Feldspieler. Ein gefundenes Fressen für Landin. Damit setzte der Löwen-Keeper seiner Leistung die Krone auf. „Da musste ich einfach werfen, mein Torwart-Kollege hätte es ja nie mehr zwischen die Pfosten geschafft“, grinste der 25-Jährige. Beim 18:7-Halbzeitstand war schon alles entschieden.

Nach dem Wechsel machte Landin dann für Goran Stojanovic Platz (40.), der sich ebenfalls nahtlos einfügte. Zu diesem Zeitpunkt lief die Gegenstoß-Maschine der Badener schon wieder auf Hochtouren. Hannover, das wegen einer Virus-Welle unter der Woche kaum regulär trainieren konnte, hatte bis zum 37:19 auch kräftemäßig nichts mehr entgegenzusetzen.

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Stojanovic (ab 40.) – Sigurmannsson (4), Myrhol (4), Groetzki (2) – Ekdahl du Rietz (3), Schmid (4/3), Petersson (6) – G. Guardiola (6), Manojlovic, Gorbok (2), I. Guardiola (3), Prodanovic (1), Sesum (1).

Von Thorsten Hof