Veröffentlichung:

Niklas Ruß gibt dem weiblichen Nachwuchs des TV Ruchheim Tipps (Rheinpfalz)

Handball-Training mit einem Bundesliga-Star: Für die Mädchen der B-Jugend des TV Ruchheim wurde dieser Traum wahr. Junioren-Weltmeister Niklas Ruß von den Rhein-Neckar  Löwen schaute für ein Training in Ruchheim vorbei.

Jürgen Erhardt, Trainer der B-Jugend Handballerinnen des TV Ruchheim, staunte: „Ich habe meine Mannschaft zum ersten Mal sprachlos erlebt.” Eine echte Seltenheit bei jungen Damen im Alter zwischen 15 und 16 Jahren. Doch der Grund dafür war nicht der erste Saisonsieg des Pfalzligisten überhaupt, sondern vielmehr ein überaus prominenter Trainingsgast: Niklas Ruß, Junioren-Weltmeister und bei Bundesligist Rhein-Neckar  Löwen unter Vertrag, gab sein Wissen an den Ruchheimer Nachwuchs weiter.

Den Trainingsgast hatte der TV Ruchheim im Gewinnspiel der VR Bank Rhein-Neckar gewonnen. Jugendleiterin Petra Landgraf war daran die „Hauptschuldige”. Sie hatte jede Menge Teilnahmescheine im „Power-Play”-Spiel ausgefüllt und die weibliche B-Jugend zog dabei das große Los. „Dass wir gewonnen haben, wussten wir schon seit August. Da war uns eigentlich egal, wer von den Rhein-Neckar  Löwen kommt”, sagte Rina Schmitt. Mannschaftskollegin Susan Steinhauer hatte ganz klare Vorstellungen für ihr erstes Training mit Profibeteiligung: „Ich will, dass es Spaß macht und wir Fragen stellen dürfen.” Gemeinsame Fotos waren dabei so selbstverständlich, dass sie nicht einmal auf der Wunschliste Platz fanden.

Erwartungen, die der 21-jährige Ruß spielend erfüllte. „Das macht ja auch Spaß”, lächelte er fast ein wenig schüchtern gegenüber von elf erwartungsvollen jungen Damen. „Ich war schon etwas überrascht, als ich gehört habe, dass ich hier mit einer weiblichen B-Jugend trainieren werde”, räumte er ein. Das sei in der Vorwoche anders gewesen: „Da war ich bei der B-Jugend in Mannheim-Friedrichsfeld. Das war eine ganz andere Situation, zumal die von meinem ehemaligen Jugendtrainer betreut werden”, verriet er und gestand sympathisch ein, dass er beim TV Ruchheim völliges Neuland betrat.

Zumindest fast, denn auch die B-Jugend-Mädchen drängten im Aufwärmprogramm auf ein gepflegtes Fußballspiel. Und da fand sich Ruß schnell auf der gleichen Position wie auch bei den Rhein-Neckar  Löwen: „Dort kicken wir auch und ich muss als Jüngster normalerweise ins Tor”, verriet er.

Dann wurde aber wirklich Handball gespielt und der Linksaußen konnte in seinem Spezialgebiet glänzen: „Ich übernehme das Training für die Außenpositionen”, stellte er schnell klar. „Die Fußspitze Richtung Siebenmeterlinie, so weit und hoch wie möglich abspringen und mit dem Wurf so lange wie möglich warten”, zählte er die Grundprinzipien für seine Lieblingsposition auf. Die hatten auch die jungen Ruchheimerinnen sehr schnell verinnerlicht – immerhin wurden sie dabei ja auch streng von einer Abordnung der Oberliga-Damenmannschaft des Turnvereins kritisch beäugt. Grund genug, dass die Anordnungen des Profis auch genauestens umgesetzt wurden.

Mit zunehmender Trainingsdauer schwand die Scheu vor dem großen Namen, den die TV-Handballerinnen bislang nur von der Zuschauertribüne in der SAP-Arena kannten, immer mehr. „Sie haben gemerkt, dass auch Profi-Handballer ganz normale Menschen sind”, fasste Trainer Erhardt das Geschehen zusammen.

Kein Wunder, denn schließlich ist der gebürtige Rauenberger ja auch als Bundesligist gar nicht so weit weg von der Handball-Basis: „Morgens trainiere ich im Moment in Kronau im Kraftraum, danach geht es zum Studium an die Universität nach Heidelberg und abends trainiere ich bei der SG Leutershausen in der Dritten Liga mit”, sagte der 21-jährige Ruß.

Diese ganz besondere Trainingseinheit war nicht nur für den Profi eine willkommene Abwechslung zum Bundesliga-Alltag. Auch für das handballerische Vereinsleben in Ruchheim hat der Ausflug von Ruß für jede Menge Staunen und Gesprächsstoff gesorgt.

Von Volker Endres