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Nur die alte Wohnung ist schon vergeben (MM)

Rückkehrer Sergei Gorbok benötigt bei den Rhein-Neckar Löwen keine Eingewöhnungszeit / „Habe mich ein Stück weiterentwickelt“

MANNHEIM. Neue Umgebung, neue Kollegen, neue Wohnung, neue Liga, neue Anforderungen – dass so mancher Handball-Profi bei einem Wechsel aus dem Ausland fremdelt, ist nachvollziehbar. Doch Sergei Gorbok muss sich über solche Dinge keine Gedanken machen. Als er beim Trainingsauftakt der Rhein-Neckar Löwen ins Kronauer Sportzentrum kam, war es, als sei er nie weg gewesen und durfte sich über eine herzliche Begrüßung freuen.

„Das ist natürlich ein Riesenvorteil für mich. Ich weiß, wo alles steht, kenne sogar die Physios und Betreuer noch“, sagt der Rückraumwerfer, der die Löwen 2010 als Siarhei Harbok verließ und nun als Sergei Gorbok zurückkehrte. „Nur eine neue Wohnung müssen wir finden, in der alten wohnt jetzt Alex Petersson. Mal sehen, ob wir den da rausbekommen“, grinst Gorbok und hat sichtlich auch nicht seinen schelmischen Humor verloren.

Die Sache mit dem neuen Namen klärt Gorbok ebenfalls gerne auf. „Ich habe inzwischen die russische Staatsbürgerschaft angenommen“, sagt der gebürtige Weißrusse, der zuletzt bei Medwedi Tschechow am Ball war. „Sowohl in Weißrussland wie auch in Russland wird kyrillisch geschrieben, im Russischen unterscheidet sich die Schreibweise meines Namens aber leicht. Wenn man das dann wieder mit lateinischen Buchstaben zurückübersetzt, ergibt sich die neue Schreibweise.“

Trotz dieser Veränderungen ist Gorbok aber der Alte geblieben, von der Position im linken Rückraum werden von dem Rechtshänder die „einfachen“ Tore erwartet. Als Shooter-Typ agierte der Russe bereits bei seinem ersten Engagement bei den Löwen von 2007 bis 2010 – doch der 30-Jährige will sich darauf nicht festlegen lassen.

Zusage ohne lange Bedenkzeit

„Ich denke, ich habe mich auch ein Stückchen weiterentwickelt“, schätzt Gorbok seine Spielweise ein. „In Tschechow hat zuletzt schließlich fast die komplette russische Nationalmannschaft gespielt. Da trainiert man auf einem sehr guten Niveau“, blickt der 1,98-Meter-Mann zurück. Als nach einem Wechsel auf der politischen Ebene dem halbstaatlichen Klub nun aber der Geldhahn zugedreht wurde, war es allerdings vorbei mit Meisterehren und Königsklasse.

„Die Anfrage der Löwen kam genau richtig, ich musste nicht lange überlegen“, sagt Gorbok, dessen Familie die Region ebenfalls schon bestens kennt. „In Heidelberg sind meine Drillinge auf die Welt gekommen, jetzt kann ich ihnen ihre Geburtsstadt endlich zeigen“, freut sich der neue, alte Löwen-Profi, wenn seine Frau und die drei Töchter in die Kurpfalz nachkommen. Und bevor die drei jungen Damen anfangen könnten zu fremdeln, dürfte Papa Sergei schon lange wieder in der Region heimisch sein.

Von Thorsten Hof