Veröffentlichung:

Oliver Roggischs letztes Spiel – Abschiedsschmerz bei den Löwen (RNZ)

Mehr als 13.000 Zuschauer wollten Roggischs letztes Spiel sehen – Sieg der Nationalmannschaft

Mannheim. Der Rahmen passte. Ausverkauft war sie, die Mannheimer SAP Arena. Über 13.000 Zuschauer kamen, wollten Abwehr-Koloss Oliver Roggisch gestern ein letztes Mal zujubeln. Genau so stellt man sich ein Abschiedsspiel vor. Doch ganz ehrlich: Irgendwie hatte es teilweise auch etwas von einem Trauerspiel, was sich da zwischen den Rhein-Neckar Löwen und der deutschen Nationalmannschaft auf der Platte abspielte. Es war quasi das verspätete Auslaufen vom bitteren Knockout im Titelrennen am Tage zuvor in Gummersbach. Uwe Gensheimer brachte es auf den Punkt. Der Löwen-Kapitän: „Es ist schon hart, wenn dir etwas genommen wird, was du eigentlich verdient hast.“

Das Lächeln fiel den Gelben sichtlich schwer, wirkte gequält. Bei allen, aber bei einem ganz besonders: Gudmundur Gudmundsson. Der Isländer war zunächst völlig abwesend. Selbst als ihn Liga-Präsident Rainer Witte mit einer Trophäe zum besten Trainer der Bundesliga-Saison auszeichnete, zeigten seine Mundwinkel in Richtung Arena-Boden. Das änderte sich erst, als er an der Seite von Andy Schmid (bester Spieler) und Niklas Landin (bester Torhüter) für die Fotografen posierte.

Und Roggisch? Wie ging’s dem an seinem Ehrentag? Besser. Der Gastgeber bewies gar Entertainer-Qualitäten. Aufs Feld düste der lange Blonde mit einem Motorrad, nachdem er bereits eine Ehrenrunde gedreht hatte.

Ach ja, Handball gespielt wurde ja auch noch. Auch wegen Martin Heuberger, dem Bundestrainer. Für den war es nämlich ein richtungsweisender Test im Hinblick auf die anstehenden Qualifikationsspiele gegen Polen. Und Heuberger bekam tatsächlich noch einmal einen stürmenden Roggisch zu sehen. Das 2:2 (3.) war auch gleich seins. Da spielte „The Rogg“ noch im Löwen-Trikot und profitierte auch vom Geleitschutz der Nationalmannschaft.

Aber egal: Drin ist drin. Nach 60 Minuten brachte es Roggisch beim 39:34-Sieg der Nationalmannschaft – bei dem sich unter anderem auch der kleine Sohn von Alexander Petersson in die Torschützenliste eintrug – auf insgesamt sechs Treffer. Besonders erfreulich: Rechtsaußen Marius Steinhauser feierte nach langer Verletzungspause sein Comeback und traf dabei zwei Mal.

Schluss war übrigens bereits in der 59. Minute. Und der Schlusspunkt kam Roggisch bekannt vor. Sämtliche Nationalspieler und Löwen hielten ihm die rote Karte unter die Nase, schickten den Zeitstrafenkönig in Rente. Der Spaßfaktor war also hoch. Es wurde viel gezaubert – ohne taktische Zwänge.

Doch zum Abschluss kehrte die Trauer dann doch zurück. Denn nach der Partie machte sich Abschiedsschmerz breit. Acht Löwen verneigten sich ein letztes Mal vor den Treuen der Treuen: Rajko Prodanovic (Celje), Nikola Manojlovic (Ziel noch unbekannt, es könnte aber in Slowenien liegen), Goran Stojanovic (Katar), Siarhei Gorbok (Vardar Skopje), Isaias Guardiola (Aalborg), Zarko Sesum (Frisch Auf Göppingen), Torwarttrainer Tomas Svensson (macht seine A-Lizenz) und Gudmundur Gudmundsson (Nationaltrainer Dänemarks).

Und der hatte dann auch das letzte Wort. Der scheidende Coach bedankte sich für eine „tolle Zeit“, für „fantastische Fans“, für eine Mannschaft, die sich „unglaublich entwickelt“ hat. Und dann winkte der Vater des großen Löwen-Aufschwungs ein letztes Mal ins Publikum und sagte: „Ich wünsche den Löwen das Allerbeste für die Zukunft.“

Von Daniel Hund