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Pflicht-Erfüllung mit Verbesserungsbedarf (MM)

Mannheim. Der Schock saß tief nach dem Ausrutscher in Nettelstedt, doch zumindest gegen Aufsteiger Eintracht Hildesheim waren bei den Rhein-Neckar Löwen gestern Abend beim 39:29 (20:15) keine direkten Spätfolgen zu erkennen. Die Badener lösten ihre Pflichtaufgabe vor nur 3614 Fans letztlich mühelos, ließen im ersten Durchgang aber unübersehbare Nachlässigkeiten in der Abwehr erkennen. 29 Tore gegen eine relativ biedere Hildesheimer Mannschaft waren eigentlich zu viel. Das sah auch Rechtsaußen Ivan Cupic so. „Die Abwehr ist momentan ein bisschen unser Problem, da müssen wir uns auf jeden Fall verbessern. So viele Gegentore dürfen nicht sein“, sagte der Linkshänder nach seinem zweiten Spiel über 60 Minuten.

Die Löwen begannen zunächst so verhalten, wie es der gedämpften Atmosphäre rund ums Spiel entsprach. Im Gedenken an das verunglückte Schiedsrichtergespann Bernd und Reiner Methe wurde auf die Einlauf-Show verzichtet. Die Badener benötigten nach der Schweigeminute einige Zeit, um in Tritt zu kommen und ließen dem Aufsteiger mit dem 1:2 (4.) den Vortritt. Durch einen 6:0-Lauf zum 7:2 (10.) stellten die Gelbhemden dann zwar die erwarteten Machtverhältnisse her, doch der entscheidende Schub war das noch nicht.

Hildesheim war beim 11:9 plötzlich wieder dran (18.), vor allem in der 6:0-Abwehr ließen die Hausherren die von Trainer Gudmundur Gudmundsson erhoffte Antwort auf den Nettelstedt-Patzer vermissen. Die Löwen nuschelten in der Defensive, anstatt zu brüllen, und boten den Niedersachsen immer wieder Raum, um mit einfachsten Mitteln zum Torerfolg zu kommen – ein undankbares Spiel für Torwart Goran Stojanovic. „Das war nix“, meinte Rückraumspieler Michael Müller. „Wir waren einfach viel zu weit auseinander gestanden und nicht kompakt genug.“ Erst in den letzten fünf Minuten vor dem Seitenwechsel setzten sich die Badener, die in Bjarte Myrhol und Uwe Gensheimer ihre Aktivposten hatten, von 15:13 (25.) auf 20:15 wieder etwas deutlicher ab.

Nach dem Seitenwechsel versuchten es die Rhein-Neckar Löwen mit Henning Fritz im Gehäuse – und nun mit deutlich mehr Biss, was sich bald auszahlen sollte. Aus einem 22:18 (36.) machten die Gelben ein 25:18 (28.). Nun liefen auch die Tempogegenstöße konsequenter Richtung Eintracht-Tor, und der Aufsteiger bekam den überragenden Löwen-Kreisläufer Myrhol zu keiner Zeit in den Griff. Immer wieder wand sich der Norweger aus den Klammergriffen und netzte ein. Mit seinem Treffer zum 30:22 war die Partie vorentschieden (45.). Nun konnten sich auch die Rückraumschützen auszeichnen.

Insgesamt war Gudmundsson zufrieden, der teilweise einen „überragenden Angriff“ sah und sich über die fast 40 Tore freute, die Abwehrleistung aber ebenfalls nicht unkommentiert lassen wollte. „Da haben wir nicht immer gut ausgesehen“, meinte der Isländer.

Von Thorsten Hof