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Pflichtsieg, aber in Gedanken beim THW
Mannheim. Die Vorspeise war leicht bekömmlich. Sie schmeckte den Rhein-Neckar Löwen, war allerdings kein Festmenü. Der badische Handball-Bundesligist hatte zwar reichlich Appetit auf Tore, musste aber gegen das Schlusslicht GWD Minden auch unerwartet viele Gegentreffer schlucken. In Gefahr gerieten die Gelbhemden dennoch nicht, sie besiegten die Ostwestfalen vor 4275 Zuschauern in der SAP Arena mit 37:32 (21:16).
Von nun an freuen sich die Löwen auf das Hauptgericht, das am Sonntag um 19 Uhr serviert wird. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League empfangen die Badener den ruhmreichen THW Kiel.
„Das Spiel gegen den THW konnten wir nicht komplett ausblenden, weshalb es nicht ganz so gelaufen ist, wie wir uns das vorgestellt hatten. Zeitweise war unsere Leistung aber in Ordnung“, meinte Oliver Roggisch nach der Partie, die für seine Mannschaft mit einer frühen 6:3-Führung (7.) sehr gut begann. Auch Trainer Ola Lindgren war bis dahin zufrieden, doch nach zehn Minuten sah sich der Schwede beim 6:6 gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Was er sah, konnte ihm nicht gefallen: Seine Jungs schalteten schon zu diesem Zeitpunkt einen Gang zurück, agierten leichtfertig und unaufmerksam.
Nach der Ansprache ihres Trainers kamen die Löwen aber schnell zurück in die Spur. Die eiskalte Chancenverwertung war das große Plus der Badener in der ersten Halbzeit. In der zuletzt bärenstarken Abwehr klafften allerdings riesige Lücken – und das konnten die Gelbhemden auch bis zum Schluss nicht mehr abstellen. In der Defensive fehlte die Aggressivität, bisweilen ging es recht körper- und disziplinlos zu. „Die Intensität in der Abwehr hat gefehlt. Meine Mannschaft hat diese Begegnung gebraucht, um den Rhythmus zu finden. Das war ein gutes Vorbereitungsspiel für das Duell mit dem THW“, war Lindgren nicht allzu nachtragend und versprach: „Gegen Kiel werden wir andere Löwen sehen.“
Mit 21:16 führten die Badener zur Pause, auch nach dem Seitenwechsel kontrollierten die Gelbhemden die Begegnung. Sie leisteten sich im zweiten Durchgang aber einige Fehlpässe und ließen jetzt deutlich mehr Chancen aus. Nach den anstrengenden Rückreisen von den Spielen mit den Nationalmannschaften konnte das aber keinem Profi übelgenommen werden. „Natürlich war unsere Leistung nicht das Gelbe vom Ei. Aber unter diesen Voraussetzungen bin ich auch froh, dass wir auf keinen Topgegner getroffen sind“, hatte Patrick Groetzki die Strapazen nicht vergessen: „Jetzt werden wir uns konzentriert auf den THW vorbereiten. Gegen Kiel müssen wir allerdings stabiler in der Abwehr stehen.“ Das Duell mit den Norddeutschen ist das Hauptgericht – und es soll den Löwen nicht im Halse steckenbleiben.
Von Marc Stevermüer
22.04.2010