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Plötzlich sitzt Szmal wieder im Kandidaten-Karussell

Berlin. Das Duell der Landsmänner blieb ohne Sieger. „Auf der kleinen Insel im hohen Norden wird man zufrieden sein“, meinte Berlins Trainer Dagur Sigurdsson und blickte schelmisch zu seinem Gegenüber Gudmundur Gudmundsson. Und auch der isländische Coach der Rhein-Neckar Löwen wollte sich nach dem mit Blick auf dem Spielverlauf glücklichen 28:28 nicht beschweren. Gudmundsson sprach unter dem ersten Eindruck des Hauptstadt-Dramas sogar von einem „Sieg“ – und so hatte sich der in den letzten beiden Minuten erkämpfte Punkt wohl auch angefühlt. „Wir waren schließlich die ganze Zeit im Rückstand“, atmete Oliver Roggisch nach dem Schlusspfiff durch. Die Löwen gingen gegen den Angstgegner mit einem blauen Auge in die Länderspielpause und krallten sich in der Spitzengruppe der Liga fest.

Mit Blick auf die beiden Niederlagen im Vorjahr hatte Geschäftsführer Thorsten Storm sogar Muße für etwas Ironie. „Da ist ein Unentschieden ja schon eine Steigerung um hundert Prozent“, sagte der Manager, ließ aber zugleich die Analyse folgen. „Unsere Einzelspieler können sicher mehr, aber immerhin haben wir als Mannschaft überzeugt“, verwies Storm auf die teilweise klaren Rückstände und wollte neben Bjarte Myrhol (8 Tore) nur Ólafur Stefánsson „als Anführer“ herausheben. Auch im Torwart-Duell sah der Manager den Vorteil beim Überrraschungsdritten aus Berlin. Silvio Heinevetter brachte die Löwen mit seinen Paraden fast zum Verzweifeln und die 9000 Fans in der Schmeling-Halle im Alleingang zum Toben.

Heinevetter: Habe viele Optionen

Nur zu verständlich, dass die Badener dem nach der Saison ablösefreien Nationaltorwart weiter die Tür offenhalten. „Da würde doch jeder Bundesligist den Finger heben. Aber wenn er weg will, muss er sich bei uns melden“, dementierte Storm, bereits mit Heinevetter persönlich oder dessen Berater Stefan Kretzschmar gesprochen zu haben. „Es wird schwer, Silvio aus diesem Umfeld herauszuholen. Da spielt auch der Wohlfühlfaktor eine große Rolle“, weiß der Löwen-Geschäftsführer, dass Hauptstadt-Flair nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Dennoch scheint der Klasse-Keeper ins Grübeln gekommen zu sein: „Es gibt viele Optionen, und ich werde mir meine Gedanken machen.“

Relativ weit scheinen die Badener dagegen in den Verhandlungen mit dem kroatischen Nationaltorwart Mirko Alilovic, der allerdings noch bis 2013 bei Champions-League-Gruppengegner RK Celje unter Vertrag steht. Die Löwen werden also wieder einmal ordentlich Geld in die Hand nehmen müssen, um die größte Baustelle im Kader zu schließen.

Selbst Slawomir Szmal, der ab 2011 eigentlich seinen Vertrag in Kielce antreten soll, sitzt plötzlich wieder im Karussell. „Nichts ist endgültig“, sagte Aufsichtsratschef Jesper Nielsen vielsagend nach dem Remis bei den Füchsen. Szmal selbst bleibt bei dem Thema gelassen. „Ich habe einen Vertrag in Polen. Alles andere ist Sache der Vereine.“

Von Thorsten Hof

 26.10.2010