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Pokal-Fight bis zur letzten Sekunde

Löwen geben alles gegen Kiel – und müssen sich ganz knapp geschlagen geben

Pokal-Fight bis zur letzten Sekunde. Löwen geben alles gegen Kiel - und müssen sich ganz knapp geschlagen geben.
Lukas Nilsson im Zweikampf mit Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek.

Pokal-Fight bis zur letzten Sekunde: Die Rhein-Neckar Löwen haben am Sonntagabend gegen den THW Kiel das Viertelfinale im DHB-Pokal 24:26 (13:12) verloren. Beim Pflichtspiel-Debüt von Cheftrainer Ljubomir Vranjes und Torwart Joel Birlehm lieferten die Löwen dem Rekord-Meister und -Pokalsieger einen großen Kampf. Nach vorne gepeitscht von 2500 Fans im Heidelberger SNP dome reichte es am Ende haarscharf nicht zum Sieg und dem Einzug ins REWE Final Four.

Die Löwen überraschen mit einer komplett neuen Startformation. Neben Joel Birlehm, der wie erwartet bei seinem Pflichtspiel-Debüt im gelben Trikot direkt zwischen den Pfosten steht, fangen Mait Patrail und Ymir Örn Gislason nicht nur im Innenblock, sondern auch im Angriff an. Eine Personal-Rochade, die zunächst voll aufgeht und den THW offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt.

Nach sechs Minuten ohne einzigen Wechsel führen die Löwen 4:1. Lukas Nilsson setzt Akzente in der Offensive. Defensiv zeigen sich die Gelben in einer hochflexibel verschiebenden 6:0-Abwehr perfekt eingestellt auf das Spiel der Kieler. Es dauert bis zum 6:7 durch das erste Tor Sander Sagosens, bis der favorisierte THW erstmals in Führung geht (17.). Die vor Einsatzfreude und Engagement nur so strotzenden Löwen kann das nicht erschüttern: Nach feinem Pass von Andy Schmid trifft der eingelaufene Patrick Groetzki zum 7:7 (17.). Uwe Gensheimer per Gegenstoß holt die Führung zurück ins Löwen-Lager (9:8, 22.).

Der erwartete Pokal-Fight ist in vollem Gange. Der SNP dome steht wie eine gelbe Wand hinter den Löwen. Mit dieser Kraft im Rücken meistern die Mannheimer die schwierigste Phase in Hälfte eins. Nilsson, der sich einmal mehr an den Kreis geschlichen hat, trifft zum 12:12 (28.). Das letzte Tor vor der Pause gehört Jannik Kohlbacher – und so gehen die Löwen mit einem durchaus verdienten 13:12 in die Kabine.  

Pokal-Fight bis zur letzten Sekunde: Inklusive Schreckmoment

Heraus kommen sie genauso nervös wie die Kieler. Die ersten vier Würfe finden allesamt den Weg ins Tor nicht. Sagosen schließlich eröffnet Durchgang zwei mit dem 13:13. Gislason kontert per schneller Mitte mit dem 14:13 (34.). Parade Birlehm, Gegenstoß Groetzki: 15:13 (35.). Zweimal Niclas Ekberg von rechts außen bringt den Ausgleich (15:15, 37.) und kurz danach sogar die Zebra-Führung (15:16, 38.). Noch sind die Löwen nicht im Angriffs-Flow der ersten 30 Minuten, tun sich schwer gegen die klassische Kieler 6:0-Abwehr. Dario Quenstedt landet Parade um Parade.

Sagosen schließt den 4:0-Lauf der Gäste zum 15:17 ab (39.). Die Kieler Defensive hat Feuer gefangen. Jetzt zählt es für die Löwen. Jetzt müssen sie dranbleiben. Lukas Nilsson mit größtem Einsatz zieht in Unterzahl das Stürmerfoul (41.), Groetzki mit seinem vierten Tor verkürzt (16:17, 42.). Kiel setzt auf den siebten Feldspieler: ein Kompliment für die Löwen-Abwehr. Domagoj Duvnjak wuchtet ein zum 17:19 (44.). Unfassbar wertvoll die siebte Parade von Joel Birlehm gegen Ekberg nach Ballverlust und Gegenstoß (45.). Vier Tore in 15 Minuten seit dem Seitenwechsel: Löwen-Coach Vranjes ruft zur Auszeit.

Im Kieler Angriff dreht Sagosen auf, macht das 20:22 (49.). Nilsson feuert dagegen, stellt auf 21:22 (50.). Das Problem: Die Löwen finden aktuell kein Mittel gegen den THW-Ballfluss, kassieren in jedem Angriff gegen sich ein Tor. Niclas Kirkeløkke klaut den Ball, behauptet ihn gegen drei Kieler: So wird gekämpft! Dämpfer auf der Gegenseite, wo Quenstedt mit der zehnten Parade Kiel mit zwei vorne hält (21:23, 54.). Auch der eingewechselte Ex-Kieler Nikolas Katsigiannis kann sich auszeichnen, pariert zum ersten Mal (54.). Gensheimer mit Tor Nummer sechs stellt den Anschluss her (22:23, 56.).

Katze hält gegen Sagosen, muss nach verlorenem Abpraller dann aber hinter sich greifen (22:24, 57.). Mit Kohlbachers 23:24 nach starkem Kirkeløkke-Pass geht es in die letzten drei Minuten. Bei 23:25 und 42 Sekunden auf der Uhr grapscht sich Wiencek Kohlbachers Trikot. Zwei Minuten und Siebenmeter. Quenstedt pariert gegen Gensheimer, Weinhold verursacht beim Abpraller den nächsten Strafwurf. Schrecksekunde, als der Löwen-Kapitän offenbar mit Kreislauf-Problemen zu Boden geht. Kurz danach Entwarnung. Jetzt Schmid gegen Quenstedt: 24:25!

Löwen lösen die Formation auf. Bei 12 Sekunden auf der Uhr Auszeit THW. Ekberg kriegt den Wurf und trifft. Das Spiel ist aus.

Rhein-Neckar Löwen – THW Kiel 24:26 (13:12)

Löwen: Birlehm (7 Paraden), Katsigiannis (54., 2 Paraden) – Schmid (3/1), Gensheimer (6/1), Zacharias, Kirkeløkke (1), Patrail (1), Knorr, Ahouansou, Abutovic, Lagergren, Groetzki (4), Horžen, Gislason (1), Nilsson (4), Kohlbacher (4)

Kiel: Quenstedt (11 Paraden), Saggau – Ehrig, Duvnjak (4), Sagosen (6), M. Landin (3), Weinhold (2), Wiencek (3), Ekberg (6/2), Ciudad Benitez, Dahmke, Zarabec, Horak, Bilyk (2), Pekeler

Trainer: Ljubomir Vranjes – Filip Jicha

Schiedsrichter: Tanja Kuttler & Maike Merz

Strafminuten: Gislason (2), Kirkeløkke (2), Patrail (2) – Horak (2), Sagosen (2), Wiencek (2)

Siebenmeter: 2/4 – 2/2

Siebenmeter-Paraden: Quenstedt hält gegen Gensheimer (20./60.)

Spielfilm: 1:0, 1:1, 4:1, 5:3, 6:7, 9:8, 10:11, 12:12, 13:12 (HZ), 15:13, 15:17, 18:19, 19:21, 21:23, 23:25, 24:26 (EN)

Zuschauer: 2500 (nach Corona-Verordnung „ausverkauft“)