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Pokaldrama gegen den HSV

Löwen scheitern mit 32:33 nach Verlängerung gegen den Deutschen Meister

Es war ein Pokaldrama mit Überlänge – und am Ende schlichen die Löwen mit hängenden Köpfen vom Feld. Das Team von Guðmundur Guðmundsson verlor im Achtelfinale des DHB-Pokals nach einem begeisternden Spiel mit 32:33 (31:31, 28:28, 14:12) nach Verlängerung gegen den HSV Hamburg und ist nach sechs Teilnahmen in Serie im kommenden Mai beim Final Four in der Hansestadt nicht dabei. Die Badener belohnten sich vor 6.513 Zuschauern in der SAP ARENA in der regulären Spielzeit nicht für eine großartige kämpferische Leistung.

„Auch wenn es heute weh tut, bin ich stolz auf die Mannschaft“, lobte Thorsten Storm das Löwenrudel. Der Manager war enttäuscht, hatte aber aufopfernde Worte parat: „Die kämpferische Leistung heute war großartig. Leider hat heute nicht die Mannschaft gewonnen, die 59 Minuten besser war.“

Die Hoffnung von Guðmundsson, zumindest auf Krzysztof Lijewski zurückgreifen zu können, erfüllte sich nicht, denn der Pole konnte wegen einer schweren Erkältung nicht spielen, so dass sich das Löwen-Lazarett noch vergrößerte. Für Lijewski rückte Michael Müller in die Startformation. Insgesamt standen dem Löwen-Coach nur noch vier gelernte Rückraumspieler zur Verfügung – eine schwere Hypothek. Immerhin kehrte Patrick Groetzki nach überstandener Meniskus-Verletzung erstmals in den Kader zurück, so dass Guðmundsson immerhin elf Feldspieler zur Verfügung standen.

Der personelle Aderlass machte sich in den ersten 30 Minuten allerdings überhaupt nicht bemerkbar. Zunächst machte der HSV zwar einen abgeklärten Eindruck und stand bombensicher in der Abwehr, was eine 6:3-Führung zur Folge hatte (13.). Nach und nach verbissen sich die Löwen in ihrem Kontrahenten, außerdem entfaltete die 5:1-Abwehr mit dem versetzt vorgezogen Uwe Gensheimer, der sich zunächst vor allem um Pascal Hens kümmerte, ihre Wirkung.

Über 5:6 (15.) und 8:8 (17.) bekamen die Badener ihren Gegner in den Griff und ließen sich auch durch zwei unglückliche Treffer zum 9:11 (21.) nicht entmutigen. Im Gegenteil, in den darauf folgenden acht Minuten hielt Goran Stojanović seinen Kasten sauber und unter dem Jubel der Zuschauer in der SAP ARENA traf Karol Bielecki mit einem seiner gefürchteten Rückraum-Raketen zum 13:11. Die Zwei-Tore-Führung hatte auch zur Halbzeit noch bestand, weil Michael Müller in Unterzahl traf und Gensheimer den letzten Angriff der Hamburger unterband.

Zu Beginn der zweiten Hälfte waren wieder die Hanseaten schneller auf Betriebstemperatur, weil den Löwen zunächst die Durchschlagskraft fehlte. Die HSV-Abwehr stand sicher und deshalb lagen die Hamburger nach 35 Minuten plötzlich mit 15:14 in Führung. Doch nur drei Minuten später stand die Halle wieder Kopf. Bielecki, Čupić, Gensheimer per Siebenmeter und erneut Čupić machten mit vier Treffern in Serie die Drei-Tore-Führung perfekt (39.).

Von diesem Zeitpunkt hielten die Löwen mit Unterstützung von den Rängen die Führung konstant bei zwei bis drei Toren, ehe neun Minuten vor dem Ende eine Vorentscheidung gefallen schien. Uwe Gensheimer traf zum 25:21 und als viereinhalb Minuten vor dem Ende der Vorsprung immer noch gleich war (28:24), schienen die Löwen das Viertelfinal-Ticket gebucht zu haben. Doch in der Schlussphase machte den Badenern die immer offensiver werdende Abwehr des HSV zu schaffen und führte zu schnellen Ballverlusten. 41 Sekunden vor dem Ende traf Lacković zum 27:28 und 15 Sekunden vor Schluss markierte Lindberg den Ausgleich zum 28:28 – Verlängerung. „Das war bitter, wir haben in der entscheidenden Phase zwei Mal den Ball weggeschmissen“, ärgerte sich Gensheimer: „Die Niederlage haben wir uns am Ende der regulären Spielzeit eingebockt.“

In den ersten fünf Minuten der Extrazeit marschierten beide Teams im Gleichschritt, die Hamburger legten jeweils vor, die Löwen legten nach. Mit 31:31 wurden letztmals die Seiten gewechselt und als Uwe Gensheimer zu Beginn der zweiten Halbzeit der Verlängerung per Siebenmeter zum 32:31 traf, hofften die Fans in der SAP ARENA wieder auf den Sieg. Doch das war der letzte Treffer der Badener, die in den verbleibenden Angriffen an Dan Beutler im Tor scheiterten. Auf der anderen Seite traf zunächst Marcin Lijewski zum 32:32 (67.), ehe Michael Kraus mit seinem achten verwandelten Siebenmeter 50 Sekunden vor dem Ende erfolgreich war. Der Pokaltraum der Löwen war ausgeträumt, als Bielecki mit einem letzten Verzweiflungswurf scheiterte.

„Wir haben große Moral gezeigt und sicher auch ein bisschen Glück gehabt“, analysierte Per Carlén. Der HSV-Coach konnte tief durchatmen. „Wir haben ein typisches Kampfspiel gesehen mit zwei sehr guten Abwehrreihen. Ich bin sehr zufrieden, dass wir die Partie noch gedreht haben.“

Sein Gegenüber Guðmundsson war nicht so glücklich über den Spielausgang, wohl aber mit der Vorstellung seiner Mannschaft: „Wir haben sehr, sehr gut gespielt und vor allem die taktischen Vorgaben sehr gut umgesetzt.“ Gleichzeitig machte der Löwen-Trainer deutlich, wie sehr das Ergebnis schmerzte: „Es tut wirklich richtig weh, denn wenn man so spielt, erwartet man eigentlich das Weiterkommen.“

Rhein-Neckar Löwen: Stojanović, Fritz (bei zwei Siebenmetern) – Müller (4), Schmid (3), Bielecki (7) – Čupić (6), Gensheimer (9/5) – Myrhol (1)– Roggisch (1), Lund (1), Gunnarsson, Ruß (n.e.), Groetzki.
HSV Hamburg: Beutler, Bitter (48.-52. und bei einem Siebenmeter) – M. Lijewski (5), Duvnjak, Hens (2) – Lindberg (5), Flohr (1) – Vori – Kraus (9/8), Lacković (3), Schröder (n.e.), B. Gille (3), G. Gille (2), Vugrinec (3), Jansen.
Strafminuten: Müller (2), Čupić (2), Roggisch (2) – Duvnjak (2), Flohr (4).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Per Carlén.
Zuschauer: 6.513.
Schiedsrichter: Holger Fleisch / Jürgen Rieber (Ostfildern/Nürtingen).
Spielfilm: 2:2 (5.), 3:6 (13.), 5:6 (15.), 8:8 (17.), 9:11 (21.), 12:11 (27.), 14:12 (Hz.), 14:15 (35.), 18:15 (39.), 19:17 (41.), 20:19 (46.), 22:19 (48.), 25:21 (52.), 26:24 (54.), 28:24 (56.), 28:26 (57.), 28:28 (60.), 31:31 (65.), 32:33 (Endstand)
Zeitstrafen: 3/3.
Siebenmeter: 5/5 – 8/8.
Beste Spieler: Bielecki, Gensheimer, Stojanović – Beutler, Lindberg, B. Gille.