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Premiere – Patrick Groetzki freut sich auf sein erstes Länderspiel in Mannheim

Rechtsaußen der deutschen Nationalmannschaft und der Löwen hat am 14. März gegen Island ein Heimspiel

Patrick Groetzki ist der jüngste Spieler im Kader der Rhein-Neckar Löwen, der regelmäßig in der Bundesliga zum Einsatz kommt. Tatsächlich ist der 22-Jährige trotz seines jungen Alters schon ein erfahrener Haudegen, denn er spielt im Moment bereits seine fünfte Saison auf höchstem Niveau. 2009 holte Groetzki mit der Junioren-Nationalmannschaft in Ägypten  den Weltmeister-Titel und wurde zum „Rookie des Jahres“ gewählt, am 17. Juni 2009 bestritt der 1,89 Meter große Außen in Stuttgart gegen Weißrussland sein erstes Länderspiel für die DHB-Auswahl. Längst zählt der Linkshänder zu den großen Zukunftshoffnungen im deutschen Handball. Der Nationalspieler entwickelt sich stetig weiter und gehört außerdem zu den Publikumslieblingen in der SAP Arena. Was nicht verwunderlich ist, denn Groetzki ist in Pforzheim geboren und in Birkenfeld aufgewachsen – ein Junge aus der Region also. Im Interview verrät der Rechtsaußen was ihm die Freundschaft zu Linksaußen Uwe Gensheimer bedeutet, wie er das neue Konzept der Badener beurteilt und was er mit den Löwen noch vor hat. Außerdem freut sich Groetzki auf den 14. März, wenn er mit der deutschen Nationalmannschaft in der Mannheimer SAP Arena  auf die isländische Auswahl trifft. Um 20 Uhr beginnt das Duell, das für Groetzki nicht nur sein 38. Länderspiel, sondern auch ein ganz besonderes Heimspiel ist.

Patrick, zuletzt musstest Du Dich in Geduld üben. Eine Knieverletzung setzte Dich einige Wochen außer Gefecht. Dann wurdest Du im EHF-Cup zu einem der Matchwinner gegen die Schweden aus Eskilstuna. Irgendwie scheint Rasanz im Leben von Patrick Groetzki, dem Flügelflitzer von der rechten Seite eine größere Rolle zu spielen…

Ich will  eben keine Zeit verschwenden. Ja, der Satz „jeder Stillstand ist ein Rückschritt“ passt schon ganz gut zu mir. Denn ich will jede Minute, ob Training oder Spiel zeigen, was ich kann. Es muss immer weiter gehen, ich will mich immer weiter entwickeln, denn man lernt schließlich nie aus.

Die Europameisterschaft in Serbien war nach der WM in Schweden 2011 Dein zweites großes Turnier mit der DHB-Auswahl. Es endete mit Ernüchterung. Denn das Ziel, die Olympischen Spiele wurden zum ersten Mal von einem deutschen Handball-Team verpasst. Ist die Enttäuschung darüber aus dem Kopf?

Das war natürlich viel schwieriger für mich zu verdauen als eine normale Niederlage. Das war mit die größte Enttäuschung in meiner bisherigen Laufbahn. Ich bekam tagelang den Kopf nicht frei, es drehten sich die Bilder der entscheidenden EM-Partien.  Man macht sich Vorwürfe, warum man diesen oder den anderen Wurf nicht im Tor versenkt hat. Das waren wirklich harte Tage, es fiel mir sehr schwer, dies zu verarbeiten.

Die nächste Aufgabe mit der Nationalmannschaft heißt WM-Qualifikation. Im Juni triffst Du mit der DHB-Auswahl auf Bosnien-Herzegowina. Der erste Test auf dem Weg dorthin findet in Mannheim statt, wenn am 14. März um 20 Uhr der Gegner Island heißt. Wie besonders ist dieses Heimspiel für Dich, wenn der Vereinstrainer Gudmundur Gudmundsson auf der anderen Seite sitzt und Vereinskollege Robert Gunnarsson im Trikot des Gegners aufläuft?

Nun, mein 38. ist auch mein erstes Länderspiel in Mannheim und damit mein erster Auftritt im Nationaltrikot in meiner Heimspielstätte. Ich habe schon von einigen Mannschaftskollegen gehört, wie es ist in eigener Halle im Nationaltrikot aufzulaufen und habe diesem Tag – wann es bei mir soweit sein  wird – entgegengefiebert. Nun freue ich mich natürlich riesig auf das Duell mit Island. Dabei bin ich einfach froh, daheim auflaufen zu dürfen, der Gegner ist mir eigentlich egal. Beim Bring-Cup 2010 spielten wir gegen Norwegen. Damals traf ich auf meinen Vereinskollegen Bjarte Myrhol. Das war vielleicht etwas komisch, aber diese Konstellation mit der Nationalmannschaft auf Vereinskollegen zu treffen, spielt inzwischen bei mir keine besondere Rolle mehr.

Wie ist diese Partie gegen die Isländer, die drei Wochen später die Olympia-Qualifikation in Kroatien spielen werden, einzuschätzen?

Gegen die Isis ist das ein wichtiger Test gegen eine europäische Top-Mannschaft. Damit beginnt auch die Vorbereitung auf die WM-Qualifikation, die wir unbedingt schaffen wollen. Wir müssen nach vorne schauen und ich bin sicher, wir entwickeln uns als Mannschaft in eine gute Richtung und werden in den nächsten Jahren wieder den Sprung in die europäische Spitze schaffen.

Ist es ein Vorteil, den gegnerischen Coach so gut zu kennen?

Ich sehe das sehr entspannt. Gegen Island habe ich schon einige Male gespielt. So viele Überraschungen wird es da nicht geben. Und für uns Außen gibt es sowieso nur eine Alternative: Entweder wir machen die Bälle rein – oder eben nicht.

Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki – ihr teilt euch ein Zimmer bei Auswärtsspielen der Löwen, ihr bildet die Flügelzange bei den Badenern und in der Nationalmannschaft. Uwe und Du – ist das eine echte Handball-Freundschaft?

Ja, das ist Freundschaft. Auf jeden Fall. Seit viereinhalb Jahren teilen wir uns bei den Löwen das Zimmer bei Auswärtsspielen. Das bedeutet sehr viel Selbstverständlichkeit. Jeder weiß, was der andere macht. Allerdings ist Uwe  immer wieder erstaunt, wenn  ich jedes Lied, das im Radio läuft, textsicher mitsingen kann. Oder er ist mitunter ein wenig genervt, wenn ich zu viel Fußball schaue. Aber wir verstehen uns auch abseits des Handball-Parketts sehr gut. Wir können über alles sprechen, der eine kann sich auf den anderen verlassen.

Bei den Löwen die 24, bei der DHB-Auswahl die 14. Was hat es auf sich mit Deinen Rückennummern?

Die 24 habe ich mir bei der Jugend ausgesucht. Diese Nummer hat beim DHB allerdings ,Hasi‘ (Michael Haaß,. Anm. d. Red.). Deshalb habe ich im deutschen Team die 14 bekommen. Aber ich bearbeite ,Hasi‘ schon eine ganze Weile, dass er mir die 24 abtritt. Und ich glaube, bald habe ich ihn soweit.

Das neue Konzept der Löwen sieht ab der neuen Saison vor, dass neben sieben bis acht Top-Akteuren Nachwuchstalente den Kader der Badener bilden werden. Wie beurteilst Du diese neue Ausrichtung?

Nun, zunächst ist es schade, dass uns einige Spieler verlassen werden. Ich habe meinen Vertrag frühzeitig unter anderen Voraussetzungen verlängert, damals wurde mir Kontinuität versprochen. Nun kommt es doch etwas anders. Aber! Ich sehe dieses neue Konzept als Riesenchance für uns. Ich bin sehr von unseren Neuzugängen und dem neuen Team überzeugt und trage dieses Konzept zu 100  Prozent mit. Das ist ein Weg, mit dem ich mich persönlich identifizieren kann und der bestimmt auch bei den Zuschauern ankommen wird.

In der Liga haben die Löwen als Tabellenfünfter mit inzwischen 13 Minuspunkten den Anschluss an die Spitze verloren. Ist es noch realistisch, Platz drei und damit die Qualifikation für die Champions League zu erreichen?

Um die Plätze eins und zwei brauchen wir uns keine Gedanken mehr machen, aber Rang drei ist durchaus noch in Reichweite, auch wenn wir es nicht mehr selbst in der Hand haben. Aber wir haben Berlin und Flensburg noch zu Hause,  und ich halte auch Hamburg in deren Halle nicht für unschlagbar. Schließlich haben wir mit dem HSV seit dem DHB-Pokal-Achtelfinale noch eine Rechnung  offen.

Am 9. März kreuzt der SC Magdeburg zum nächsten Heimspiel in der SAP Arena auf. Zwei Tage davor geht’s zur MT Melsungen. Ein Doppelpack in der Bundesliga, der es in sich hat…

Absolut. Sowohl das Hinspiel gegen Melsungen als auch die Pokalpartie endeten nach regulärer Spielzeit unentschieden. Damit weiß jeder, was in Kassel auf uns zukommen wird. Obwohl auch Melsungen von Rückschlägen nicht verschont geblieben ist. Mit Magdeburg kommt am 9. März eine kämpferisch sehr starke Mannschaft zu uns in die SAP Arena. Wir haben bei unserem Sieg dort in der GETEC-Arena sein sehr gutes, flottes Spiel abgeliefert und haben den SCM gut im Griff gehabt. Das werden sie nicht vergessen haben…

Im EHF-Cup wartet im Viertelfinale der slowenische Vizemeister  RK Velenje auf euch. Ein Kontrahent, mit dem ihr auch schon in der Champions-League-Saison 2009/10 die Klingen gekreuzt habt. Wie schätzt Du diesen Gegner ein?

Das wird vor allem auswärts ein hartes Stück Arbeit. Und wir müssen schon zwei gute Spiele abliefern, um diese Hürde zu überspringen.

Bitte ergänze folgenden Satz: Die Rhein-Neckar Löwen holen ihren ersten Titel…

… wenn wir im EHF-Cup kein Spiel mehr verlieren.

Dein Vertrag bei den Löwen läuft noch bis Juni 2014. Du hast trotz Deines jungen Alters schon viel erreicht. Welche Ziele hast Du Dir gesteckt?

Ziel sollte es sein, mit der Mannschaft regelmäßig in der Champions League zu spielen, damit wir uns mit den  besten Klubs in Europa messen können. Nicht zuletzt  möchte ich mich persönlich immer weiter entwickeln. Und keine Frage – ich möchte schon mal irgendwann deutscher Meister werden.