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Prüfung bestanden – Löwen gewinnen den Test beim FC Barcelona

31:30-Sieg zum Beginn der Gruppenphase in der EHF Champions League ist ein Ausrufezeichen

Starker Start in die Champions League: Die Rhein-Neckar Löwen setzten am Samstag mit einem 31:30 (14:13) beim FC Barcelona zu Beginn der Gruppenphase ein dickes Ausrufezeichen. Zwei Tage nachdem Guðmundur Guðmundsson auf die Kommandobrücke bei den Badenern gewechselt war, präsentierten sich die Löwen beim siebenmaligen Gewinner der europäischen Königsklasse mit toller Moral, zündeten ein kämpferisches Glanzlicht und entführten damit am Ende zwar für viele überraschend, aber völlig verdient die beiden Zähler.

Erfolgreichster Werfer vor 1536 Zuschauern im „Palau Blaugrana“ war Ivan Cupic mit zehn Treffern. Und der Kroate war zum Schluss auch der Matchwinner für die Löwen. Seine Gegenstöße trafen Barca mitten ins Herz: „Wir wollten heute beweisen, dass wir ein sehr gutes Team sind und wir haben über 60 Minuten einen grandiosen Fight abgeliefert. Wir haben immer an uns geglaubt und nie aufgesteckt. Es hat einfach Spaß gemacht und es bereitet mir sehr viel Freude, Teil dieses Teams zu sein.“

Zu Beginn der Partie legte jeweils der Vorjahresfinalist aus Barcelona vor, aber die Löwen zeigten die Zähne und bewiesen auch Ruhe und Übersicht als sie nach 18 Minuten zum ersten Mal mit drei Toren zurücklagen. Denn Tkaczyk, Gensheimer und Čupić per Siebenmeter glichen nicht nur zum 12:12 aus (26.), Tkaczyk erzielte gar kurz vor der Pause die erste Führung für die Badener, die durch ein Tor durch Myrhol quasi mit dem Halbzeitpfiff auch nach 30 Minuten Bestand hatte. Eine Auszeit des FCB-Trainers Pascual hatte Guðmundsson, der sein Team sehr gut auf die Katalanen eingestellt hatte, zuvor umgehend „gekontert“.

Nach dem Wechsel begannen die Badener hochkonzentriert und eiskalt markierten sie eine 18:15-Führung (35.). Auszeit FC Barcelona. Trotzdem legten die Löwen weiter nach, machten auch noch den vierten Treffer in Folge, ehe sich einige Unkonzentriertheiten ins Spiel der Badener einschlichen. Die Katalanen bestraften jeden Fehler prompt. Beim 20:19 (42.) war die Partie erneut gedreht. Und der FCB legte nach, baute die Führung auf 25:21 (48.) aus. „Dieses Spiel schickte uns wohl alle durch ein Wechselbad der Gefühle“, bilanzierte Löwen-Manager Thorsten Storm ziemlich fertig, aber überglücklich nach dem Duell: „In Barcelona gewinnt man schließlich nicht alle Tage. Aber für diesen Sieg haben wir hart gearbeitet und unser Kampfgeist wurde am Ende belohnt.“

Tor um Tor kämpften sich die Badener heran, mit seinem vierten Treffer in Folge erzielte Čupić zur Freude der mitgereisten Löwen-Fans den umjubelten 27:26-Anschluss. Und Uwe Gensheimer glich in Unterzahl aus (55.). Was für ein Spiel! Nun marschierten die Teams im Gleichschritt. Das 30:29 für Barcelona egalisierte erneut Gensheimer (58.), ehe wiederum Čupić die Kugel ins Netz setzte. Zehn Treffer – bis dahin eine 100-prozentige Quote, da wäre Čupić, der Gegenstoß-König, fast noch zum tragischen Helden geworden: 17 Sekunden vor Schluss ballerte er den Ball am langen Eck vorbei. Noch einmal Ballbesitz für die Katalanen. Noch zwei Sekunden und Freiwurf, den Nagy am Ende eines wahren Krimis in die Mauer zog. „Das war heute ein Zeichen für die Zukunft“, gab sich Aufsichtsratsmitglied und Gesellschafter Michael Notzon nach dem Triumph euphorisch: „Auch als wir im zweiten Abschnitt mit vier Toren zurücklagen, ich wusste, dass wir das schaffen werden. Denn unsere Mannschaft hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst den Respekt der Spanier erarbeitet.“

Am Vortag nach dem Abschlusstraining hatte Coach Guðmundsson noch gemeint: „Wir sind vorbereitet, nun steht die Prüfung an.“ Und wie war der isländische Handball-Workaholic mit seiner ersten Prüfung als Chef-Trainer der Rhein-Neckar Löwen zufrieden? „ Ich bin sehr zufrieden. Es war klar, dass wir nicht über die 60 Minuten super spielen würden. Aber in den entscheidenden Phasen haben wir sehr clever agiert. Der Sieg basierte auf einer kompakten Abwehr und einem disziplinierten Angriffsspiel.“ Außerdem war der 49-Jährige sehr angetan vom Gegenstoßspiel seiner Truppe in der zweiten Halbzeit. „Das hatten wir uns in der Pause vorgenommen. Und die Mannschaft hat es sehr gut umgesetzt. Ein Riesenlob an mein Team, das eine perfekte Siegermentalität an den Tag gelegt hat.“

Und während seine Spieler zuvor auf dem Parkett des Palau Blaugrana ein Freudentänzchen hinlegten, schien der Isländer eher nachdenklich. „Mir geht diese Partie noch einige Stunden durch den Kopf. Bis morgen, dann fange ich mit der Vorbereitung auf die nächste Partie an. Aber vielleicht mache ich heute Abend auch ein paar Minuten Pause.“ Sprach’s und strahlte übers ganze Gesicht.

Die nächste Prüfung in der Bundesliga wartet auf die Löwen am kommenden Mittwoch. Dann müssen sie gegen den TSV Hannover-Burgdorf ran.

FC Barcelona: Sarić, Perez de Vargas (n.e.) – Nagy (7), Sarmiento (1), Rutenka (5) – Rocas (2), Garcia (3/1) – Noddesbo (5) – Sorhaindo (1), Tornas (6), Romero (n.e.), Jernemyr, Oneto, Igropulo (n.e.), Entrerrios, Ugalde.
Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (n.e.) – Stefánsson (2), Lund (4), Bielecki (3) – Čupić (10/2), Gensheimer (5) – Myrhol (4) – Roggisch, Tkaczyk (3), Groetzki, Schmid, Gunnarsson, Ruß (n.e.).
Strafminuten: Garcia (2), Jernemyr (2), Ugalde (2) – Lund (4), Schmid (2), Roggisch (4), Stefánsson (2).
Trainer: Xavier Pascual – Guðmundur Guðmundsson.
Zuschauer: 1536.
Schiedsrichter: Per Olesen/Lars Pedersen (Dänemark).
Spielfilm: 2:2 (4.), 5:3 (7.), 6:6 (9.), 10:7 (18.), 12:9 (22.), 12:12 (26.), 12:13 (29.), 13:14 (Hz.) – 15:15 (33.), 15:19 (35.), 20:19 (42.), 23:20 (46.), 25:21 (48.), 26:23 (50.), 27:27 (55.), 29:29 (57.), 30:30 (58.) 30:31 (Endstand).
Zeitstrafen: 3/6.
Siebenmeter: 1/1 – 3/2.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Saric.
Beste Spieler: Sarić, Nagy, Rutenka – Lund, Szmal, Čupić.