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Reise-Woche mit optimaler Ausbeute

Hannover/Mannheim. Nach einer letzten Busfahrt Richtung Kronau war die lange Reise-Woche Hannover-Sarajevo-Hannover spät in der Nacht auf Mittwoch endlich beendet und Trainer Ola Lindgren gab seinen Profis einen Tag frei. Schließlich stimmte die Bilanz der Rhein-Neckar Löwen: Zwei Punkte in der Handball-Bundesliga, Tabellenführung in der Champions League und locker ins Pokal-Achtelfinale. Zeit zum Durchatmen.

„Eine solche Reise ist für den Kopf genauso schwer wie für die Beine“, war nicht zuletzt Kreisläufer Bjarte Myrhol für die kleine Pause dankbar. „Jede Nacht in einem anderen Bett, macht einen nicht besser“, meinte der beinharte Norweger, den sonst nichts so schnell umhaut. Doch mit Siegen im Gepäck hält sich der Reisestress natürlich in Grenzen. „Wir haben im Moment eine Super-Stimmung“, berichtete Uwe Gensheimer von den Stunden zwischen Hotel, Halle, Bus und Flugzeug. Für Lagerkoller also gar kein Anlass – selbst den Schnee im bosnischen Sarajevo nahm der Linksaußen im Rückblick mit Humor. Es passt also derzeit bei den Badenern – nicht nur neben, sondern vor allem auch auf dem Feld.

„Jeder findet so langsam seine Rolle“, blickte Trainer Ola Lindgren gerne auf die vergangene Woche, in der es klare Siege gegen klar unterlegene Gegner zu verbuchen gab. Das war schließlich nicht immer so. „Wir haben in Bittenfeld ganz viel gelernt“, blickte der Schwede nochmals auf das Fast-Pokal-Aus beim Zweitligisten. In Hannover zeigten die Löwen dagegen wie beim Liga-Sieg nun auch beim 38:26 im Pokal von Beginn an die Krallen.

Für Torwart Henning Fritz ganz klar eine Sache des Selbstvertrauens. „Das haben wir uns nach und nach erarbeitet“, steht der Keeper inzwischen gerne hinter seiner Abwehr, die immer besser harmoniert. Im Angriff verteilen sich die Tore zudem auf deutlich mehr Namen.

„Selbstbewusstsein ist alles“

Fritz wäre zwar nicht Fritz, wenn er die jüngsten Siege nicht zugleich in Relation zum Potenzial des Aufsteigers aus Hannover oder des bosnischen Meisters setzen würde („Da dürfen wir uns nicht blenden lassen“). Doch der Routinier sieht die Löwen auf dem richtigen Weg. „Selbstbewusstsein und Sicherheit sind alles. Der HSV hat zum Beispiel nicht bei uns gewonnen, weil er besser, sondern weil er selbstbewusster war“, meinte Fritz. „Und Kiel ist der Lehrmeister“, fügte Bjarte Myrhol in Sachen Sieger-Mentalität an.

Immer wieder fallen die Namen der beiden Titelfavoriten, die in Sphären spielen, in die endlich auch die Löwen eindringen wollen. Mit dem Bus, mit dem Flugzeug oder am besten zu Fuß mit dem Ball in der Hand – dafür würden die Badener sich noch einiges mehr an Reisestress auf sich nehmen.

Von Thorsten Hof

 22.10.2009