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Gefräßige Löwen verschlingen jetzt auch die Kleinen

Heidelberg. Die Rhein-Neckar Löwen sind derzeit nicht zu stoppen. Leichtfüßig kreisen sie ihre Beute ein, lassen sie kurz zappeln und beißen dann kompromisslos zu. Beim badischen Handball-Bundesligisten ist kollektives Durchschnaufen angesagt. Nach dem holprigen Start läuft es mittlerweile richtig rund. Siege werden beinahe im Vorbeigehen eingefahren. Am Dienstag musste nun erneut der TSV Hannover Burgdorf dran glauben: Dank eines souveränen 38:26-Erfolgs zog man ins Achtelfinale des DHB-Pokals ein.

„Unsere beiden Schweden machen einen richtig guten Job“, lobt Manager Thorsten Storm. Trainer Ola Lindgren und Kent-Harry Andersson, der Sportliche Leiter, werden es gerne hören. Doch die anerkennenden Worte sind angebracht: Beide haben aus einer Ansammlung von Stars eine verschworene Einheit geformt. Eine, die auch gegen die vermeintlich „Kleinen“ stets Vollgas gibt. Das war in der jüngeren Löwen-Vergangenheit nicht immer der Fall. Oft wurde gerade gegen die Außenseiter gebibbert und gezittert, einige Male sogar verloren. „Da habe ich noch so manche Partie in Erinnerung“, gesteht Storm.

Doch auch in anderen Bereichen scheint sich ein neues Löwen-Gesicht herauszukristallisieren. Denn die Zeiten, in denen der Erfolg des Rudels von ein, zwei

genialen Spielern abhängig war, sind offenbar vorbei. Derzeit glänzt man als Kollektiv. Jeder trifft, jeder setzt Akzente. Zuletzt zündete endlich auch die weißrussische Rückraum-Rakete namens Siarhei Harbok. Am Dienstag erzielte er acht Tore, blühte förmlich auf. „Für ihn freut mich das sehr“, erklärt Storm, „kürzlich wollte er uns ja sogar noch verlassen, aber wir haben ihm klar gesagt, dass wir ihn auf keinen Fall ziehen lassen werden.“ Wobei das nur bedingt in Storms Händen liegt: Harboks Kontrakt läuft nach dieser Saison aus. Es ist kein Geheimnis, dass der bekennende Familienmensch mit einer Rückkehr in die Heimat liebäugelt. Laut Storm seien die kürzlich gelaufenen Gespräche aber positiv verlaufen: „Für ihn ist die Situation nicht einfach. Bislang war Siarhei in seiner Karriere stets die Nummer eins: Bei uns muss er sich im Konkurrenzkampf beweisen.“

Falls Storm den wurfgewaltigen Rechtshänder zum Bleiben überreden kann, wird Harbok wohl auch den Schweden Dan Beutler (32) besser kennen lernen. Denn wie die RNZ aus gut unterrichteter Quelle, die auch in der Vorsaison im Fall von Jackson Richardson richtig lag, erfuhr, soll sich der Torhüter der SG Flensburg-Handewitt mit den Löwen so gut wie handelseinig sein. Storm wollte sich dazu nicht näher äußern. Nur soviel: „Derzeit haben wir zwei starke Torhüter.“ Beutler wird demnach nie bei den Löwen auflaufen? Storm schmunzelt: „Das ist eine komische Frage. Bei Henning Fritz hätte vor drei oder vier Jahren auch noch niemand damit gerechnet, dass er mal bei den Löwen spielt.“ Apropos Fritz: Mit ihm, dessen Vertrag im nächsten Sommer ausläuft, sollen im November erste Gespräche geführt werden: „Henning ist unser erster Ansprechpartner“, beteuert Storm.

Nähere Informationen über Beutler hat der starke Mann bei den Löwen aber ebenfalls parat: „Der Junge ist in Flensburg wohl ein wenig unzufrieden.“ Klar ist: Falls sich die Wege von Fritz und den Löwen trennen sollten, wird es nicht leicht, einen Ersatz zu finden. Storm betont: „Ein Wechsel macht nur dann Sinn, wenn man sich auch wirklich verbessert.“ Beutler ist sicher nicht die schlechteste Alternative …

Von Daniel Hund

 22.10.2009