Veröffentlichung:

Rhein-Neckar Löwen bieten gegen die Füchse den Fans ein Schaulaufen (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen zeigten Charakter und schlugen die Füchse Berlin mit 34:21

Gestern Abend, kurz nach 20 Uhr: In der Mannheimer SAP Arena brandet Applaus auf, aber unter den mischen sich auch einige Pfiffe. Was bei den Heimspielen der Rhein-Neckar Löwen eigentlich nie der Fall ist, wenn die Gästemannschaft einläuft. Die Fans der Gelben zählen zu den fairsten der Liga. Doch gegen die Berliner Füchse ist vieles anders. Und das hat eine Vorgeschichte: Die Treuesten der Treuen haben nämlich nicht vergessen, dass die Hauptstädter in der Vorsaison einen entscheidenden Anteil am Titel-K.o. der Badener hatten: Damals gingen sie am letzten Spieltag mit 23:37 in Kiel unter, mit einer Leistung, die an Arbeitsverweigerung grenzte. Die Konsequenzen sind bekannt: In der Endabrechnung fehlten den Löwen gegenüber Kiel zwei Tore zur Meisterschaft.

Gestern wollten sich die Besten aus dem Südwesten revanchieren und das taten sie: Der frischgebackene EHF-Cup-Sieger wurde phasenweise regelrecht vorgeführt und mit einer 21:34 (8:15)-Pleite auf die weite Heimreise geschickt. „Eigentlich geht es ja um nichts mehr, aber die Mannschaft hat einen Super-Charakter gezeigt“, lobte Löwen-Teammanager Oliver Roggisch: „Und das obwohl der Körper nach dieser langen Saison richtig müde ist.“

Die Anfangsphase verlief ausgeglichen. Und das auch, weil die Füchse hinten dicht machten. Mattias Zachrisson verteidigte offensiv, wirbelte vorgezogen auf der Spitze der 5:1-Formation. Löwen-Spielmacher Andy Schmid nahm er so geschickt aus der Partie. In Zahlen: Nach 14 Minuten leuchtete ein 5:5-Remis vom gigantischen Videowürfel.

Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen gefiel das gar nicht. Er grübelte und griff ein: Auszeit! Eine Minute Zeit für Tipps und Tricks. Besser wurde es zunächst aber nur bedingt. Das Hauptproblem: Petr Stochl, der anfangs für Nationalkeeper Silvio Heinevetter zwischen die Berliner Pfosten rückte. Er hielt nun auch die „Hundertprozentigen“. Aber die Löwen haben ja auch so einen: Niklas Landin, den dänischen Hexer – schier unüberwindbar und stark. Den Rest erledigten Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer, die badische Flügelzange. Die beiden Freunde liefen Konter für Konter – und trafen. 11:5 stand es plötzlich, ehe beim 15:8 die Pausensirene klingelte.

Nach dem Wechsel war dann eher Schaulaufen angesagt. Und was für eins. Die Jacobsen-Sieben brannte ein Feuerwerk ab, begeisterte mit Spaß-Handball. Die Gäste konnten einem Leid tun. Und spätestens als Schmid das 24:14 (44.) besorgte, verfolgten die Hauptstädter vor 8741 Zuschauern im „Ufo“ nur noch ein Ziel: Ergebniskosmetik.

Ein echter Lichtblick war gestern Harald Reinkind. Alexander Peterssons Verletzungspech ist sein Glück: Nun bekommt der junge Norweger die Spielpraxis, die er braucht, um sich weiterzuentwickeln, um mal ein Großer zwischen den Kreisen zu werden. In der Statistik tauchte er gestern häufig auf. Sieben krachende Rückraum-Raketen versenkte er im Berliner Tor. Roggisch: „Riesen-Kompliment an Harald. Er hat gezeigt, was er drauf hat.“

Von Daniel Hund