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Rhein-Neckar Löwen jagen die Berliner Füchse (RNZ)

DHB-Pokal: Der Spitzenreiter der Handball-Bundesliga empfängt Berlin

Nikolaj Jacobsen lehnte mit dem Rücken an der Wand. Das linke Bein angewinkelt, die Arme lässig in die Hüften gestemmt. Ganz entspannt plauderte der Erfolgstrainer der Rhein-Neckar Löwen am Sonntagabend nach dem 26:18 über Wetzlar in den Katakomben der SAP Arena drauf los. Über alles und jeden. Auch die Tabellensituation war ein Thema. Dieser 22:0-Lauf der Löwen. Den Gegnern werden sie jedenfalls langsam unheimlich, diese Löwen. Jacobsen selbst auch? „Naja“, grinst der Däne, „natürlich ist dieser Start besser, als wir ihn uns selbst erhofft hatten.“

Vor der Saison prognostizierten viele Experten den Badenern gar einen Absturz: Landin weg, Myrhol weg. Das können sie niemals kompensieren, unkten sie. Und jetzt das. Keiner kann die Löwen in der Bundesliga stoppen. Warum, brachte Kai Wandschneider, der Trainer der HSG Wetzlar, auf den Punkt. „Diese Abwehr“, zuckte der kleine Mann mit dem großen Handball-Sachverstand mit den Schultern, „diese Abwehr ist das Beste, was die Bundesliga zu bieten hat.“ Sagte es, holte kurz Luft und lächelte: „Und wohl nicht nur in der Bundesliga…“

Zu Ende gedacht: Wenn die Löwen voll bei der Sache sind, kann sie in ganz Europa derzeit niemand stoppen. In Kristianstad waren sie das kürzlich bekanntlich nicht. Macht man sich da als Trainer eigentlich Sorgen, dass solch ein Negativerlebnis Spuren hinterlassen könnte? Jacobsen, der Ehrliche: „Als Trainer machst du dir nach Niederlagen immer schlechte Gedanken. Gerade, wenn du gegen Mannschaften verlierst, die du normalerweise schlagen musst.“

Wie auch immer, die Löwen kann aktuell offenbar nichts aus der Bahn werfen. Lars Lamadé, den Geschäftsführer des Bundesliga-Spitzenreiters, macht das stolz: „Die Niederlage in Kristianstad war mit großen Reisestrapazen verbunden. Es war wirklich toll zu sehen, wie die Mannschaft das alles weggesteckt hat.“

Am Mittwoch halten sich die Reisestrapazen nun in Grenzen. Uwe Gensheimer und Co. spielen auf der anderen Rheinseite, empfangen Berlin im Achtelfinale des DHB-Pokals in der Ludwigshafener Eberthalle. Anwurf ist um 19 Uhr. Da jagen die Löwen die Füchse im Nest der Friesenheimer Eulen. Eine seltsame Konstellation. Aber man hatte keine andere Wahl: Die SAP Arena ist ausgebucht. Das Ziel bleibt dennoch unverändert: Für die Löwen zählt nur das Viertelfinale. Ein Spaziergang in der Vorderpfalz ist aber nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Die Hauptstädter bestachen bislang durch gehobene Handball-Kunst. Auch Jacobsen überrascht das ein wenig: „Sie haben sich gut verstärkt, aber dass sie so stark sind, dass sie sogar in Flensburg einen Punkt mitnehmen, hätte ich dann doch nicht erwartet.“

Viel Respekt schwingt mit, wenn Jacobsen über die Füchse spricht. Aber auch Angst? Versagensangst? Nein, das sicher nicht. Denn so gut die Berliner das bislang auch gemacht haben, die Löwen haben es noch besser gemacht. Besonders erfreulich: Die zweite Reihe ist eigentlich gar keine mehr. Spieler wie Harald Reinkind, 23, oder Mads Mensah Larsen, 24, haben die Lücke geschlossen. Die „Jungen Wilden“ sind zu echten Rückraum-Granaten gereift. Gegen Wetzlar hatten sie großen Anteil an der Wende.

Und nun sollen die Füchse aus dem Eulen-Bau gejagt werden.

Von Daniel Hund