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Rhein-Neckar Löwen-Kapitän Gensheimer: „Der Titel schwirrt im Hinterkopf herum“ (RNZ)

Der Nationalspieler wünscht sich einen meisterlichen Abschied, bevor es ihn nach Paris zieht – Morgen gastiert Gummersbach in der SAP Arena

30:2-Punkte und eine Tordifferenz von 458:352 – die Rhein-Neckar Löwen sind in der Handball-Bundesliga derzeit das Maß aller Dinge. Fünf Minuspunkte liegen sie vor der SG Flensburg-Handewitt. Am Freitag um 19.45 Uhr soll nun der nächste Sieg eingefahren werden. Dann gastiert der VfL Gummersbach in der Mannheimer SAP Arena. Vor dem Duell mit dem Altmeister sprach die RNZ mit Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer.

Uwe Gensheimer, die Löwen führen die Tabelle souverän an. Träumt man da insgeheim nicht ab und an auch schon mal vom Titel?

Klar, das schwirrt schon mal im Hinterkopf herum. Aber jeder von uns weiß eben auch, dass da noch ein langer und beschwerlicher Weg vor uns liegt.

Sie verlassen die Löwen im Sommer Richtung Paris. Der Titel zum Abschied wäre eine tolle Sache, oder?

Natürlich. So ein Abschied wäre das Beste überhaupt. Es war ja wirklich auch nicht absehbar, dass es in diesem Jahr so gut bei uns klappt. Es ist nie einfach, wenn man neue Spieler integrieren muss. Aber Rafa Baena hat sich am Kreis wirklich sehr schnell integriert und auch auf der Torhüterposition klappt es sehr gut. Ein Vorteil war sicher auch, dass unser Trainer Nikolaj Jacobsen jetzt schon das zweite Jahr bei uns ist. Wir wussten in der Vorbereitung somit genau, was er von uns will. Unsere Konstanz beeindruckt mich am meisten. Wobei wir mitunter auch etwas Glück hatten. In Magdeburg und Hamburg zum Beispiel. Aber das brauchst du eben auch.

Sie befinden sich ja quasi bereits auf Abschiedstour aus der Bundesliga. Nimmt man das schon bewusst wahr oder ist der Abschied noch zu weit weg?

Ehrlich gesagt habe ich mir in manchen Hallen schon so meine Gedanken gemacht, dass es vorerst das letzte Mal ist, dass ich in ihnen spiele. Aber ich hoffe einfach, dass ich auch weiterhin die meisten von ihnen als Sieger verlassen kann. (lacht)

Was erwartet die Löwen gegen Gummersbach?

Das ist ein Gegner, der bislang einige Auf und Ab gehabt hat. Teilweise haben sie sehr gute Spiele gemacht. Mittlerweile würde ich auch sagen, dass sie im Flow sind. Und ich denke, dass sie ihre gute Form am Freitag sicher auch bei uns unter Beweis stellen wollen.

In der Champions League lief es zuletzt nicht ganz so gut. Manchmal hat man das Gefühl, die Löwen hätten zwei Gesichter …

Ich glaube, dass wir im Unterbewusstsein einfach ein bisschen drin haben, dass die Bundesliga für uns wichtiger als die Champions League ist. Zurzeit zumindest, denn noch befinden wir uns ja auch in der Gruppenhase der Königsklasse, wenn wir erst einmal in der K.o.-Runde angelangt sind, wird sich das auch wieder etwas verschieben. Trotzdem reisen wir natürlich nicht nach Szeged, um zu verlieren. Wir wollen auch dort gewinnen. Aber es klappt eben nicht immer.

Bis zur EM-Pause stehen noch ein paar Spiele auf dem Programm. Wobei der Kracher in Kiel am 23. Dezember irgendwie alles überstrahlt. Hat man dieses Spiel vielleicht auch schon ein wenig im Hinterkopf?

Nein, das bringt ja auch nichts. Denn was hätten wir davon, wenn wir in Kiel gewinnen und dafür unkonzentriert ins Spiel gegen Gummersbach gehen und deshalb verlieren. Für beide Siege gibt es jeweils zwei Punkte.

Noch ein Wort zu Nikolaj Jacobsen. Wie ist er denn so als Trainer? Welchen Anteil hat er am Höhenflug?

Einen großen. Nikolaj ist taktisch hervorragend. Er stellt uns auf jeden Gegner perfekt ein. Zudem legt er großen Wert darauf, dass wir verschiedene Abwehrformationen spielen können, das macht uns schwer ausrechenbar für die Gegner. Er ist sehr emotional. Gerade auch während eines Spiels. Mich haben schon viele Leute gefragt, was Nikolaj denn für einer wäre. Sie vergleichen ihn mit Rumpelstilzchen. Aber spätestens wenn das Spiel vorbei ist, ist das alles vergessen. Er will uns ja nur besser machen.

Von Daniel Hund