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Rhein-Neckar Löwen spielen mit zwei Gesichtern (RNZ)

Beim 23:20-Sieg im Spitzenspiel gegen Flensburg bereits in der ersten Halbzeit alles klar gemacht, danach mit vielen Fehlern

Mannheim. „Ljubomir Vranjes“ stand hinter der Nummer 40 auf dem Spielberichtsbogen. Der Flensburger Trainer, trotz seiner Größe von nur 1,66 Meter, ehemals ein Weltklasse-Mittelmann, verdeutlichte mit seiner eigenen Nominierung die personelle Notlage des aktuellen Champions League-Siegers. Die Gäste-Bank war zwar gut gefüllt in der SAP Arena, aber die 12 142 Zuschauer sahen vornehmlich unbekannte Gesichter. Und dann, als es so gar nicht lief, zog sich Vranjes sogar die Trainingshose aus, zeigte, dass er zu einem Einsatz bereit war. „Ich habe die Hose ausgezogen, um die Spieler aufzuwecken, weil sie erst neun Tore geworfen hatten“, erklärte er nach der 20:23 (8:14)-Niederlage mit einem breiten Grinsen.

Seine Mannschaft zeigte tatsächlich eine Reaktion und kämpfte fortan bis zum Umfallen – was allerdings völlig aussichtslos war, denn die Rhein-Neckar Löwen lagen zur Halbzeit bereits mit 14:8 in Führung und hatten die im Angriff völlig überforderten Flensburger im Griff. „Ein Riesenlob für die ersten 45 Minuten in der Abwehr, wie sie sich bewegt hat“, sagte daher Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. „Am Schluss waren wir aber müde, da bin ich nicht zufrieden.“ Da hatte die viele Lauferei in der offenen Deckung ihren Tribut gefordert.

„Wir haben überragend gedeckt und Flensburg jeglichen Schwung im Angriff genommen“, sagte Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer, „wir hoffen nun alle, dass wir diese Intensität auch gegen Kiel über die volle Distanz bringen können.“ Am Mittwoch (19 Uhr) kämpfen die Löwen schließlich gegen den Meister im Pokal-Viertelfinale um den Einzug ins Hamburger Final Four.

Statt im Kopf-an-Kopf-Meisterschaftsrennen mit den Kielern etwas für das Torverhältnis zu tun, bauten die Löwen nach der Halbzeit ab, erlaubten sich Fehler auf Fehler und ließen die Norddeutschen wieder etwas herankommen. „In der zweiten Halbzeit haben wir gekämpft mit allem was wir haben“, freute sich Vranjes – trotz der Niederlage im Spitzenspiel – über die Vorstellung seiner Spieler. „Nach der hohen Führung hat bei uns die Konzentration nachgelassen“, fand Geschäftsführer Lars Lamadé einen weiteren Grund für das fehlerhafte Spiel der Rhein-Neckar Löwen.

Positiv war, dass sich auch nach dem Ausfall von Abwehrchef Gedeon Guardiola die Deckung der Löwen sattelfest zeigte und dass der angeschlagene Rückraumspieler Alexander Petersson wieder ins Team zurückgekehrt ist. „Petersson ist noch nicht bei 100 Prozent, er hat aber seine Abwehraufgaben gut gelöst,“ sagte Nikolaj Jacobssen.

Begonnen hatte gegen die SG Flensburg-Handewitt auf der rechten Rückraumseite jedoch ein anderer: Harald Reinkind. Der Norweger zeigte sich als überaus torgefährlich aus der zweiten Reihe und warf bis Mitte des ersten Durchgangs immerhin vier Tore gegen die gute Flensburger Abwehr.

„Das hat Reinkind richtig gut gemacht“, lobte Rechtaußen Patrick Groetzki seinen Nebenmann. „Wenn er so weiter macht, wird er noch richtig wichtig für uns.“ Auch der Trainer fand anerkennende Worte: „Das war richtig gut, Harald kommt immer besser ins Spiel.“ Und das, obwohl sein Coach keineswegs seine Trainingshose aus gezogen hatte.

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 6/2, Ekdahl du Rietz 4,

Reinkind 4, Groetzki 3, Petersson 2, Schmid 2, Mensah Larsen 1, Myrhol 1

SG Flensburg-Handewitt: Radivojevic 7, Elahmar 3, Machulla 3, Eggert 2/2, Nenadic 2, Macke 1, Wanne 1, Zachariassen 1

Zuschauer: 12142, Strafminuten: 0/10

Stenogramm: 0:1, 2:1, 2:2, 7:2, 8:5, 11:6, 15:7, 14:8 (Halbzeit), 18:8, 17:11, 23:18, 23:20 (Endstand).

Von Hasso Waldschmidt