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Rhein-Neckar-Löwen treten gegen Titelverteidiger an (RNZ)
Am Sonntag in der Champions League gegen Titelträger Barcelona
„Ich gewinne lieber mit zehn Toren Differenz, aber solche Siege sind auch schön“, sagte Kim Ekdahl du Rietz nach dem 24:21-Erfolg der Rhein-Neckar Löwen beim Bergischen HC. Mit dem sechsten Sieg im sechsten Bundesligaspiel bestätigten die Löwen ihre Tabellenführung – und starten deshalb mit bester Laune in die Champions-League-Saison. Die beginnt am Sonntag um 19.30 Uhr mit einem Knaller: Der Titelträger FC Barcelona gastiert in der SAP Arena.
„Ich werde mich morgen den ganzen Tag mit Barcelona beschäftigen“, sagte Nikolaj Jacobsen, ehe er die Halle in Wuppertal verließ, in der seine Mannschaft kein großes Spiel abgeliefert hatten, mit Kampf und Leidenschaft aber zwei Punkte bei einem unangenehmen Gegner gewannen. Der Trainer der Löwen war gut gelaunt, als er gedanklich den Sprung von der Liga in Richtung europäischer Königsklasse wagte.
Der Sieg beim BHC sorgte dafür, denn die Erinnerungen an die Vorsaison waren noch greifbar. Fast exakt vor einem Jahr hatten die Löwen in Wuppertal ihre erste Saisonniederlage kassiert und damit zwei wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft liegen lassen. Das verhinderten Andy Schmid und seine Kollegen diesmal mit einem Kraftakt in der zweiten Hälfte.
Nach dem Arbeitssieg in der Unihalle in Wuppertal sind die Aussichten in der Liga rosig. In den kommenden Wochen stehen ausschließlich Heimspiele an und in den Partien gegen den TVB Stuttgart (23. 9.) und den TuS N-Lübbecke (3. 10.) werden die Löwen als Sieger das Parkett verlassen. Daran gibt es keinen Zweifel. Und deshalb werden Jacobsen und seine Spieler am 7. Oktober mit einer makellosen Bilanz in das Topspiel gegen den THW Kiel gehen. „Ich denke noch nicht so weit“, versuchte der Löwen-Coach aber, dafür zu sorgen, dass nicht der Eindruck entsteht, bei den Löwen wolle jemand den zweiten Schritt vor dem ersten gehen.
Schließlich warten nicht nur die Liga-Heimspiele in den kommenden Woche, sondern auch die Duelle in der Knochenmühle Champions League. „Wir müssen abwarten, wie wir da durchkommen“, blickte Jacobsen schon einmal voraus. Alleine zehn Vorrundenspiele stehen bis Mitte Dezember auf dem Spielplan – die zum Teil beschwerliche Reisen mit sich bringen.
Los geht es aber mit einem Auftritt in eigener Halle – und der Gegner lässt die Herzen der Handballfans höher schlagen. „Jeder freut sich auf einen Gegner wie Barcelona“, sagte Spielmacher Schmid. Im April 2014 standen sich Löwen und der FCB im Viertelfinale der Königsklasse gegenüber und im Hinspiel in Mannheim lieferten die Badener beim 38:31-Sieg die vielleicht beste Leistung der Klubgeschichte ab. Nur aufgrund der weniger erzielten Auswärtstore reichte es eine Woche später nach der 24:31-Niederlage in Spanien nicht zum Erreichen des Final Fours. Von ähnlichem sind die Badener gedanklich allerdings noch ein gutes Stück entfernt, zunächst einmal ist das Ziel, in der stark besetzten Achtergruppe zumindest Platz sechs und damit das Achtelfinale zu erreichen.
Dass die Ausweitung der Champions League nicht für alle beteiligten Klubs ein Gewinn ist, hat nicht nur sportliche Gründe. Schon jetzt steht fest, dass das Duell den Titelverteidiger aus Barcelona, der in der Handball-Welt den größten Namen besitzt, nicht ausverkauft sein wird. Vermutlich wird die Besucherzahl nicht einmal fünfstellig sein, weil der sportliche Wert in einer aufgeblähten Vorrunde schlicht überschaubar ist. Sportlich bleibt ein Vergleich mit dem FC Barcelona aber eine große Herausforderung – und mit 12:0-Ligapunkten im Gepäck lässt sich diese noch ein Stück entspannter angehen.
Von Michael Wilkening